Glockenausstellung in Sangerhausen | 24.08.2016

"Faszination Glocke - Zwischen Läuten und Schweigen"
SELK: Ausstellung in Sangerhäuser Marienkirche

Sangerhausen, 24.8.2016 - MZ/selk - Es ist eine Symbiose, die erst auf den zweiten Blick einleuchtet. "Glocken und Kanonen gehörten zusammen", so Mathias Köhler bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Samstag: Der Glockensachverständige vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt läutete mit seinem Vortrag die Sonderausstellung in der Sangerhäuser Marienkirche "Faszination Glocke - Zwischen Läuten und Schweigen" zur Geschichte der Glocken Sangerhausens ein. Die Ausstellung ist bis zum 11. September täglich von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

Hätte sich der Mensch während der Kriegszeiten nicht immer wieder der "Buntmetallreserve" bedient und Geschütze daraus gegossen - es gäbe noch viel mehr alte Glocken, führt Köhler aus. "Glockengießer waren auch Geschützgießer." Umgekehrt goss man aus Kriegsschrott auch wieder Glocken.

Ein Kreislauf, der seinen traurigen Höhepunkt mit der Glockenbeschlagnahme im 20. Jahrhundert erreichte. Auch Sangerhausen verlor dabei seine Ratsglocke, die Glocke der Stiftskapelle St. Spiritus, Glocken der Herz-Jesu-Kirche, der Jacobi- und der Ulrichkirche. Nahezu ein Wunder, dass 1947 zwei unbeschädigte Glocken aus der Gießerei in Ilsenburg wieder nach Sankt Ulrich zurückkehrten. Sie stammen aus den Jahren 1326 und 1452.

"Glocken üben eine besondere Faszination aus", sagt Köhler und erläutert: "Sie hängen verborgen und unzugänglich in Kirchtürmen." Das älteste Musikinstrument der Welt klinge auch nach Jahrhunderten noch genauso wie am ersten Tag, so Köhler. Jede Epoche, von der Romanik bis in die Jetztzeit, habe somit ihr eigenes Klangerlebnis konserviert.

Gestaltet wurde die Ausstellung vom Kulturverein Armer Kasten, dem Verein für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung und von der Ortsgemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), deren Gottesdienststätte die Marienkirche ist. Die gezeigten Glocken, Formen und Werkzeuge zum Glockenguss stellte die Firma Glocken- & Kunstguss Hermann Schmitt aus Brockscheid (Rheinland-Pfalz) zur Verfügung.

Aufmerksam lauschten die über 80 Gäste zur Ausstellungseröffnung der Klangperformance von Marco Loth. Er hatte die Glockentöne der Stadt und das Uhrwerk der Ulrichkirche aufgenommen und in neue Sequenzen verwoben.

Im Turm der Jacobikirche hängt die älteste Glocke von Sangerhausen. Sie ist ihrer Form nach eine sogenannte Zuckerhutglocke und wird heute nicht mehr geläutet - wie auch jene im Turm der Marienkirche, die vor 370 Jahren zum letzten Mal ihrer eigentlichen Bestimmung nachging; umso passender ist die Marienkirche nun auch zum Ort dieser Ausstellung gewählt worden.

Nächstes Jahr - im Reformationsjubiläumsjahr 2017 - soll die Marienkirche allerdings das vierte Geläut in der Stadt (wieder)bekommen. Die Glockengießer Hermann und Christoph Schmitt sollen das Tetrachord (Viertonfolge) vor Ort gießen. Für den Glockenguss sammeln die Mitglieder des Armen Kastens Spenden.

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (Steffi Rohland), 22.8.2016 / selk_news werden herausgegeben von der Kirchenleitung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Schopenhauerstraße 7, 30625 Hannover, Tel. +49-511-557808 - Fax +49-511-551588, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 
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