TFS zu Luther - Judentum - Islam | 26.09.2016

Luther und sein Verhältnis zu Judentum und Islam
Blockseminar des Theologischen Fernkurses der SELK in Wittenberg

Lutherstadt Wittenberg, 26.9.2016 - selk - Ein anspruchsvolles Thema hatten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Blockseminars des Theologischen Fernkurses (TFS | www.tfs-selk.de) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) vorgenommen: In den Räumen des Internationalen lutherischen Studien- und Begegnungszentrums in der Lutherstadt Wittenberg ("Alte Lateinschule") arbeiteten vierzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom 22. bis zum 24. September zu Martin Luthers Verhältnis zu Judentum und Islam.

Der Koordinator des TFS, Pfarrer Dr. Daniel Schmidt (Groß Oesingen), führte in das Leben und Werk Martin Luthers ein und beschrieb die durchaus ambivalenten, aber größtenteils problematischen Äußerungen Luthers zum Judentum. Dass dessen Polemik kein Einzelfall in Spätmittelalter und Reformationszeit gewesen ist, wurde bei einer Stadtführung durch die Lutherstadt Wittenberg deutlich, bei der die Seminargruppe auch die antijüdische Schmähdarstellung an der Stadtkirche wahrnahm. Prof. Dr. Christoph Barnbrock von der Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH) der SELK in Oberursel stellte das Papier "Lutherische Kirche und das Judentum" vor, das von der Theologischen Kommission der SELK erarbeitet worden ist (www.selk.de/download/Kirche-und-Judentum_03-2016.pdf).

Interessante, für viele Teilnehmende unbekannte Einsichten vermittelte SELK-Pfarrer Dr. Armin Wenz (Halle/Saale) zu Luthers Verhältnis zum Islam.

So sei Luther zeitweise scharf dafür kritisiert worden, dass er sich gegenüber der türkischen Eroberungswelle seiner Zeit zu zurückhaltend geäußert habe. Auch habe Luther sich für die Veröffentlichung einer Koranausgabe eingesetzt. Andererseits habe Luther auch im Islam eine Gefahr für das Evangelium gesehen, sodass er zu anderen Gelegenheiten sich auch deutlich gegen ihn positionieren konnte. Gemeinsam nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die "Wegweisung für evangelisch-lutherische Christen für das Zusammenleben mit Muslimen in Deutschland" (www.selk.de/download/Islam.pdf) der SELK zur Kenntnis und markierten an einigen Stellen Überarbeitungsbedarf.

Besonders beeindruckend waren die von den Teilnehmenden gestalteten Andachten des Blockseminars, in denen zum Teil auf sehr persönliche Weise Begegnungen mit Juden und Muslimen beschrieben wurden und auch Anfechtungserfahrungen, die sich durch Luthers schroffe Polemik insbesondere gegenüber Juden ergeben hatten, nicht verschwiegen wurden. Gleichzeitig wurde in diesen Tagen auch deutlich, dass zwischen der Person Luthers und dem Zeugnis des lutherischen Bekenntnisses zu unterscheiden ist. Nicht jede Aussage Luthers kann oder darf heute übernommen werden. Manches gehört zur schweren Verantwortung, die die lutherische Kirche aus ihrer Geschichte übernommen hat. Gerade vom Evangelium her, dessen Wiederentdeckung Martin Luther geschenkt worden ist, müssen auch Luthers eigene Aussagen einer Kritik unterzogen werden.

Angesichts der Tatsache, dass längst nicht alle Interessierten an diesem Blockseminar teilnehmen konnten, weil die räumlichen Kapazitäten erschöpft waren, ist eine Wiederholung des Blockseminars im Laufe des Jahres 2017 geplant, vermutlich im norddeutschen Raum.

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Ein Bericht von selk_news /
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