Marburger Veranstaltungsreihe vorerst beendet | 31.12.2016

"Reformatorische Themen im Vortrag und in der Musik"
SELK: Marburger Veranstaltungsreihe vorerst beendet

Marburg, 31.12.2016 - selk - Der Pfarrbezirk Marburg/Treisbach/Warzenbach der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) schließt mit dem Jahr 2016 den Hauptteil des Projekts "Reformatorische Themen im Vortrag und in der Musik" ab. Der Pfarrbezirk mit seinen rund 130 Gemeindegliedern hatte sich ein großes Projekt vorgenommen. In einem Jahr sollten an acht Abenden reformatorische Themen musikalisch und im Vortrag Raum erhalten. Am letzten Abend im Advent beschäftigte sich der Kirchenhistoriker der Lutherischen Theologischen Hochschule der SELK in Oberursel, Professor Dr. Gilberto Da Silva, mit dem Marburger Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli im Jahr 1529.

Der Referent formulierte gleich zu Beginn: "Die hessische Stadt Marburg darf sich heute rühmen, als einzige Stadt überhaupt Luther- und Zwingli-Stadt zugleich zu sein. Denn hier im Landgrafenschloss, das hoch über der Altstadt thront, fand wohl die bedeutendste Theologenversammlung der Reformationszeit statt. Vom 1. bis zum 4. Oktober 1529 trafen sich auf Einladung des Hessischen Landgrafen Philipp, genannt der Großmütige (1504-1567), Martin Luther (1483-1546), Huldrych Zwingli (1484-1531) und viele weitere namhafte Persönlichkeiten der reformatorischen Bewegung zum sogenannten Marburger Religionsgespräch."

Der Referent zeigte in seinem Vortrag, dass Luther und Zwingli von verschiedenen Dingen sprachen. Sie hatten unterschiedliche Zugänge zum Thema "Abendmahl". Während für Luther der trostspendende Charakter des Glaubens die entscheidende Rolle spielte und er somit eine "irrationale" Argumentation in Kauf nahm, ging es Zwingli vor allem um die rationale Plausibilität des Glaubens.

Da Silva erläuterte, dass die Marburger Artikel nicht unhinterfragt als ein Konsenspapier gelten könnten. Es bleibe die Frage, ob ein Konsens erreicht sei, wenn man in vielen Punkten sich zwar auf eine bestimmte Aussage einige, aber mit eben dieser Aussage unterschiedliche Voraussetzungen, Assoziationen und Konsequenzen verknüpfe. Ist es möglich, von einem Kompromiss zu sprechen, wenn sich die Konfliktpartner in vielen Punkten auf die formale Begriffsebene und nicht auf die mit ihr verknüpften Inhalte beziehen? Gibt es eine Konkordie, wenn man sich in vielen Lehraussagen zwar auf Begriffe einigt, aber damit unterschiedliche, womöglich gegensätzliche Inhalte assoziiert?

Der Referent betonte jedoch auch die positive Funktion des Marburger Religionsgesprächs. Positiv sei, dass die Suche nach einer Konkordie nicht ohne ein beiderseitiges Entgegenkommen funktionieren könne. Die Analyse der Texte zeige, dass beide Parteien - trotz gegenteiliger eigener Einschätzungen - dies getan hätten.

Auf der anderen Seite warnt die Erfahrung von Marburg davor, Konsensverhandlungen durch die Brille von Sieg und Niederlage zu sehen und zu bewerten.

Schließlich könne man von Marburg 1529 lernen, dass es für eine echte Konkordie nicht ausreiche, sich auf Ausdrücke und dogmatische Formeln zu einigen, ohne den hermeneutischen Zugang zu diesen Ausdrücken und Formeln und ohne die damit verknüpften unterschiedlichen Voraussetzungen, Assoziationen und Konsequenzen in die Konkordienbemühungen beziehungsweise in die Konkordie selbst mit einzubeziehen.

Im anschließenden Gespräch zwischen dem Professor und den Zuhörerinnen und Zuhörer eröffneten sich weitere Aspekte. Gerade die Zuhörerinnen und Zuhörer, die in einer anderen Kirche als einer lutherischen zu Hause sind, bereicherten das Gespräch mit Rückfragen und Stellungnahmen zu ihrem Verständnis des Abendmahls.

Dieser Abend beendet vorerst das Marburger Projekt. Den festlichen Abschluss des Projektes bildet ein Konzert der Bläsergruppe Hessen-Nord und der Kantorei Hessen-Nord der SELK unter der Leitung von Prof. Stefan Mey (Hannover) und Kantorin Nadine Vollmar (Niedenstein) am 29. Oktober 2017 in der Marburger Auferstehungskirche der SELK.

Superintendent Manfred Holst, Pfarrer im gastgebenden Pfarrbezirk, betonte am Ende des Abends, dass es für seinen kleinen Pfarrbezirk beeindruckend gewesen sei, dieses Projekt zu planen und zu realisieren. Auch wenn es manchmal sehr arbeitsintensiv gewesen sei, seien die Gemeinden und Vorstände froh, dieses Projekt verwirklicht zu haben.

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Ein Bericht von selk_news /
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