ACK-Gottesdienst in Wittenberg | 22.01.2017

Wittenberg: ACK-Gottesdienst zur Gebetswoche
SELK durch Bischof Voigt vertreten

Wittenberg, 22.1.2017 - ack/selk - Das Geschenk der Ökumene verpflichtet dazu, sich als Christen gemeinsam für Versöhnung und ein friedliches Miteinander einzusetzen, sagte der römisch-katholische Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, beim zentralen Gottesdienst anlässlich der weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen am 22. Januar in der Stadtkirche St. Marien in Lutherstadt Wittenberg. An dem ökumenischen Gottesdienst wirkten unter anderem der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, sowie die evangelische Landesbischöfin Ilse Junkermann, der evangelisch-lutherische Landesbischof Dr. Carsten Rentzing, der römisch-katholische Bischof Dr. Gerhard Feige und der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt D.D., mit. Auch die stellvertretenden Vorsitzenden der ACK, Erzpriester Constantin Miron (Orthodoxe Bischofskonferenz) und Reverend Christopher Easthill (Anglikanische Kirche), waren vertreten.

Europa stehe vor einer großen Herausforderung, sagte der Vorsitzende des Ökumene-Dachverbandes in Deutschland, Bischof Wiesemann, in seiner Predigt. Angesichts erstarkender Nationalismen und zunehmender Abgrenzung hätten Christen die besondere Verantwortung, die Botschaft von Frieden und Versöhnung gemeinsam zu bezeugen. Dazu verpflichte die eigene Geschichte: "Wir haben, und es treibt uns heute die Schamröte ins Gesicht, auch eine blutige Geschichte hinter uns, die selbst vor dem Mittel des Krieges nicht gescheut hat und die Waffen gegen Brüder und Schwestern des gemeinsamen christlichen Glaubens richtete." Vor dem Hintergrund der aktuellen globalen Entwicklungen werde erst richtig bewusst, was für ein Schatz die ökumenische Bewegung und die darin in den letzten Jahrzehnten erzielten Erfolge bedeuteten: "Wir können uns gemeinsam unter die versöhnende Kraft des Evangeliums stellen." Die ACK erinnere dabei nicht nur an das Leid, das sich die beiden großen Kirchen einander angetan haben, sondern gerade auch an das, was manche der kleineren Kirchen und Gemeinschaften an Ausgrenzung oder gar Verfolgung erlitten hätten.

Diese Erfahrung wollte die ACK in Deutschland weitergeben, indem sie die weltweit genutzten Texte für die Gebetswoche unter dem Motto "Versöhnung - die Liebe Christi drängt uns" erarbeitete. Die seit mehr als 100 Jahren bestehende Gebetswoche wird weltweit vom 18. bis zum 25. Januar begangen. Jeweils ein Land erarbeitet die Texte, die dann von allen Kirchen genutzt werden, um für Einheit und Versöhnung der Christen zu beten. Bewusst wurde für die zentrale Feier der Gebetswoche der symbolträchtige Ort der Wittenberger Stadtkirche gewählt. In dem Gottesdienst wurde in Erinnerung an die Versöhnung nach dem Fall der Mauer in Deutschland auch eine symbolische Mauer errichtet und wieder abgetragen.

"Wem, wenn nicht uns, ist es gegeben, ganz an die Kraft der Versöhnung, die selbst abgründigste Verletzung heilen kann, gegen alle Widerstände, Ängste und Machtspiele zu glauben und sich durch keinen Hass und keinen Demagogen dieser Welt beirren zu lassen?", fragte Bischof Wiesemann. Es sei ein wichtiges Zeichen, dass zum ersten Mal in der Geschichte gemeinsam das Gedenken an die Reformation begangen werde. Es gelte nun, 500 Jahre nach der großen abendländischen Kirchenspaltung, die Chancen zu nutzen, als Christen in einer schwierigen Situation der Menschheit Mut zur Versöhnung zu machen.

Im Blick auf die Zukunft der Ökumene mahnte Wiesemann, sich nicht mit einem friedlichen Nebeneinander der Konfessionen zufrieden zu geben. "Ein Verharren in einer Art versöhnter Verschiedenheit ohne das Drängen der Liebe zu sichtbarer Einheit entspricht nicht dem Evangelium - und auch nicht unserer gemeinsamen Selbstverpflichtung in der Charta Oecumenica", so der leitende Geistliche. "Die Heilige Schrift gibt uns die Vision der sichtbaren Einheit vor, von der wir immer tiefer in Verstand und Gemüt ergriffen werden und uns im Handeln leiten lassen sollen."

Im Anschluss an den Gottesdienst wurde bei einem Empfang im Katharinensaal der Ökumenepreis der ACK 2017 an die ACK in Bremen für ihr Projekt "Ökumenische Staffel der Gastfreundschaft" verliehen. Der Ökumenepreis der ACK fördert insbesondere multilaterale, originelle, theologisch reflektierte und übertragbare Projekte. Die Jury aus Mitgliedern verschiedener Konfessionen kürte das Projekt als Preisträger unter mehr als 40 Bewerbungen. Das Projekt, bei dem sich mehr als 40 Gemeinden verschiedener Konfessionen in Bremen gegenseitig besuchten und austauschten, betone in besonderer Weise den christlichen Wert der Gastfreundschaft und sei auch gut an anderen Orten durchführbar, heißt es in der Begründung der Jury. Der Ökumenepreis wird alle zwei Jahre vergeben, das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro wird durch die Evangelische Bank und die Bank für Kirche und Caritas zur Verfügung gestellt.

SELK-Bischof Voigt erklärte im Anschluss an den Gottesdienst gegenüber selk_news, dass ihn die gemeinsame Feier in Wittenberg beeindruckt habe. Aus seiner Sicht könne und wolle auch die SELK nicht hinter die geistlichen Werte ökumenischer Zusammenarbeit zurück. Es gelte dabei im Blick zu behalten, dass die Einheit der Kirche in Christus vorgegeben sei. Sie stehe nicht im Bereich des für Menschen Machbaren, sondern sei Geschenk des Heiligen Geistes im Spannungsfeld von Wahrhaftigkeit und Liebe. "In Zeiten, in denen ein neuer politischer Isolationismus in Europa und anderen Weltteilen um sich greift, bekommt das Bekenntnis zur ,einen, heiligen, christlichen, apostolischen Kirche' eine ganz neue kritische Bedeutung", sagte Voigt.

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Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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