Lexikon - M


Maria
Maria im Glauben der lutherischen Kirche
1. Maria ist die Garantin für die wahre Menschheit Jesu Christi.
Sie ist die Mutter des wahren Menschen Jesus und des wahren Gottes Jesus.
Von daher kann sie zurecht „Mutter Gottes“ genannt werden.
Luther: „Ich kenne keinen anderen Gott als den, der an seiner Mutter Brust saugt.“
2. Maria ist Zeugin des Evangeliums.
Vermutlich ist Maria die Hauptzeugin für den Evangelisten Lukas bei der Abfassung seines Evangeliums gewesen. Das zeigt die außergewöhnlich häufige Erwähnung Marias im Lukas-Evangelium und die Art der Fakten, die Lukas erwähnt: Sie können nur von Maria selbst stammen.
3. Maria ist ein Vorbild des Glaubens und darin ein Urbild der Kirche.
a) Sie empfängt den Glauben aus Gottes Hand und läßt sich mit Gottes Geist füllen.(Magnificat)
Sie nimmt Gottes Wort auf und bewegt es in ihrem Herzen, bis es seine Kraft entfaltet.
Sie folgt Jesus bis unter das Kreuz.
b) Maria ist außerdem die herausragende Frauengestalt des Neuen Testamentes und darin auch ein Urbild der glaubenden, vertrauenden, das Evangelium in ihrem Herzen bewegenden und davon zeugenden Frau.
c) Maria ist ein wichtiges Beispiel für Gottes gnädiges Erwählungshandeln: Er erwählt eine schwache Frau, um seinen Heilsplan auszuführen. Maria ist im Neuen Testament darum für alle Menschen ein Beispiel dafür, daß Gottes Kraft in den Schwachen mächtig ist.
4. Aussagen der lutherischen Bekenntnisschriften zu Maria, die vielleicht erstaunlich wirken:
a) Sie ist „der höchsten Ehren Würdigste“, die „selige Jungfrau“.
Apologie des Augsburgischen Bekenntnisses: „Wenn sie auch der höchsten Ehren Würdigste ist, will sie doch nicht Christus gleichgestellt werden, sondern sie will vielmehr, daß wir ihre beispielhaften Taten im Auge haben und umfassen. Aber die Erfahrung selbst bestätigt, daß nach der öffentlichen Meinung die selige Jungfrau ganz und gar an die Stelle Christi getreten ist. Die Menschen riefen sie an, vertrauten auf ihre Barmherzigkeit, wollten durch sie Christus versöhnen, wie wenn jener nicht der Versöhner, sondern nur der schreckliche Richter und Rächer wäre.“ (Unser Glaube, 278)
b) Maria betet im Himmel für die Kirche
Apologie (s.o.): „Wie sehr wir auch zugestehen, daß die selige Maria für die Kirche betet, nimmt sie aber deswegen selbst die Seelen im Tode auf, besiegt sie den Tod, macht sie lebendig? Was tut Christus, wenn das die selige Maria tut?“ (Unser Glaube, 278)
c) Maria ist auch nach der Geburt Jesu Jungfrau geblieben
Konkordienformel SD VIII: „Um dieser persönlichen Vereinigung und Gemeinschaft willen der Naturen hat Maria, die hochgelobte Jungfrau, nicht nur einen puren lauteren Menschen, sondern einen solchen Menschen, der wahrhaftig Gottes Sohn des Allerhöchsten ist, geboren, wie der Engel bezeugt. Der erzeigt seine göttliche Majestät auch im Mutterleib dadurch, daß er von einer Jungfrau unverletzt ihrer Jungfrauschaft geboren wurde; darum ist sie wahrhaftig Gottes Mutter und gleichwohl ist sie Jungfrau geblieben.“
5. Die römisch-katholischen Irrlehren bezüglich Marias
a) Maria sei von ihren Eltern bereits ohne Erbsünde empfangen worden („Unbefleckte Empfängnis“) Dagegen muß festgehalten werden: Maria ist ein Mensch, der nicht frei von Erbsünde empfangen wurde, sondern die Vergebung und Erlösung allein durch Christus in jeder Hinsicht genau so nötig hat wie jeder andere Mensch auch.
b) Maria sei nach ihrem Tode unmittelbar mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden und dort von Gott zur „Himmelskönigin gekrönt“ worden. („Mariä Himmelfahrt“)
Dagegen muß festgehalten werden: Maria ist gestorben wie jeder Mensch. Über ihren Tod berichtet die Bibel nichts. Sie wird am Jüngsten Tage auferweckt und durch das Gericht Gottes hindurch allein aus Glauben, allein aus Gnaden, allein um Christi Willen gerechtfertigt und gerettet.
c) Maria sei eine „Mittlerin der Gnaden“, an die man sich im Gebet wenden und von der man Hilfe, Schutz und Vermittlung gegenüber Christus erhoffen, erbitten und erwarten könne.
Dagegen ist festzuhalten: Christus ist nach dem Zeugnis der Schrift der einzige Mittler und Hoherpriester, den wir im Gebet anrufen, und von dem wir Hilfe, Schutz, Rettung und Erlösung erwarten sollen.
Maria im Gebet anzurufen ist uns nicht gesagt. Gebete richten sich an Gott, den Vater, durch Jesus Christus, unseren Herrn.


Marienverehrung, lutherische
→ Maria


Melanchthon, Philipp
Ende August 1518 ging zum ersten Mal ein junger Mann durch die Straßen Wittenbergs, von schmächtiger Gestalt, selbst für damalige Verhältnisse recht klein und zudem mit einem leichten Sprachfehler behaftet. Auf den ersten Blick löste er wenig Begeisterung aus. Doch der neue Professor für griechische Sprache bewies gleich mit seiner Antrittsvorlesung, dass er eine Riese im Geist war. „Über die Umgestaltung des Unterrichts der Jugend“ lautete der Titel, den der Mann, der als Philologe, Philosoph, Theologe und Dichter der Ehrentitel des „Praeceptor Germaniae“, des Lehrers Deutschlands erhalten hat.
Philipp Melanchthon war damals 21 Jahre alt. Als ein Wunderkind im wahrsten Sinne des Wortes war er von dem berühmten Humanisten Reuchlin, einem Verwandten von ihm, gefördert worden. Im Jahr 1507 in Bretten geboren, galt er als begabtester Schüler der Lateinschule in Pforzheim und bezog mit 12 Jahren die Universität Heidelberg. Schon drei Jahre später hätte er den Grad eines Magister artium erreicht haben können, er musste aber warten, bis er 17 wurde. Gleich darauf begann er, selbst Unterricht in den klassischen Sprachen zu geben.
In Wittenberg wurde Melanchthon der Freund des deutlich älteren und deutlich kräftigeren Martin Luther wurde. Luther nannte ihn „seinen kleinen Griechen“ und ermutigte ihn, auch den Grad des „Baccalaureus biblicus“ zu erwerben, um theologische Vorlesungen halten zu können.
Unter den Mitstreitern Luthers nimmt Melanchthon sicher den wichtigsten Platz ein, auch wenn seine Auffassungen im Laufe der Zeit nicht in jedem Punkte mit denen seines Freundes übereinstimmten, speziell in der Lehre vom Abendmahl.
Melanchthon ist auch dafür zu rühmen, die erste reformatorische Dogmatik verfasst zu haben, die „Loci communes“ von 1521. Und nicht zuletzt verdankt die lutherische Kirche ihm drei ihrer Bekenntnisschriften, nämlich die „Augsburgischen Konfession“, deren „Apologie“ und den „Tractatus de potestate et primatu papae“.
Der „Magister Philippus“ war ein geschickter Diplomat, wegen seiner Bildung, und auch, weil er von manchmal etwas zu friedliebender Natur war. Auch war er von der römischen Gegenseite besser zu akzeptieren als ein entlaufener Mönch und Priester wie Luther.
Melanchthons Eheschließung 1520 war darum auch unproblematisch. Es gingen aus ihr vier Kinder hervor.
Am 19.4.1560 starb er und wurde in der Schlosskirche in Wittenberg beigesetzt.
(nach: Dr. Andrea Grünhagen)


Messe
Eine, vor allem in der römisch-katholischen Kirche übliche Bezeichnung für den Hauptgottesdienst mit Predigt und Feier des Hl. Abendmahls.
Auch in der SELK ist die Bezeichnung ‚Messe‘ nicht ganz und gar ungebräuchlich. So lautet z.B. der Untertitel der Ev.-luth. Kirchenagende I der SELK „Die heilige Messe der evangelisch-lutherischen Kirche“.
„Messe“ ist eine Eindeutschung des lateinischen „missa“, was soviel wie „Sendung“ bedeutet.
Der Schlusssatz der alten und der römischen Messe bis heute lautet: „Ite, missa est – Geht hin, das ist die Sendung“.
Im lutherischen Hauptgottesdienst ist dies der „vorletzte Satz“ in der Form „Gehet hin im Frieden des Herrn“, worauf der Segen als letztes Wort folgt.
Vielleicht lässt sich diese Verschiebung vom „Vorletzten“ zum „Letzten“ auch so deuten, dass unsere irdischen Gottesdienste eben nicht vom Tun des Menschen, sondern vom Handeln Gottes an den Menschen gekennzeichnet sind.
In den luth. Bekenntnisschriften ist die Bezeichnung M. für den Sakramentsgottesdienst durchgängig. So heißt es z.B. im Augsburgischen Bekenntnis, Artikel 24:
„Man wirft den Unseren zu Unrecht vor, sie hätten die Messe abgeschafft. Denn es ist offenkundig, dass die Messe, ohne uns rühmen zu wollen, bei uns mit größerer Andacht und mit mehr Ernst  gehalten wird als bei den Gegnern. … So ist auch an der öffentlichen Zeremonie der Messe keine  nennenswerte Änderung vorgenommen worden, außer dass an einigen Orten deutsche Gesänge  neben dem lateinischen Gesang gesungen werden, um das Volk dadurch zu belehren und einzuüben.  Denn alle Zeremonien dienen in erster Linie dazu, dass das Volk dadurch lernt, was von Christus zu  wissen notwendig ist.“


Messias
→ Christus


messianische Juden
Der Begriff "Messianische Juden" (engl. Messianic Jews, hebr. jehudim meschichim) ist seit den 70er Jahren sowohl Selbstbezeichnung als auch generell üblich gewordene Bezeichnung für eine in sich heterogene Gruppe von "an Jesus glaubender Juden".
Davor fand eher die Bezeichnung "hebräische Christen" (engl. Hebrew Christians) Verwendung. Die Verwendung des Wortes "Christ" in der Selbstbezeichnung wird heute in aller Regel vermieden oder bewusst abgelehnt.
Die Erscheinungsform des messianischen Judentums hängt wohl wesentlich mit der massenhaften Emigration von Juden aus der Sowjetunion in den 70-er Jahren nach Israel und ins westliche Ausland zusammen, wo -wie auch nach späteren Auswanderungswellen- die Begegnung solcher oftmals religiös ungeprägten Juden mit missionarisch aktiven "Evangelikalen" möglich wurde.
In einem engeren Sinne kann man als Judenchristen aber auch solche Christus- bzw. Jesusgläubigen bezeichnen, die außer ihrem Christus- bzw. Jesusbekenntnis auch eine jüdisch strukturierte Theologie und Lebenshaltung als grundlegend und unverzichtbar erachte(te)n, z.B. die Einhaltung der alttestamentlichen Gesetzesvorschriften über die Beschneidung, die Speisegebote und den Sabbat.
Simon Mimouni unterscheidet ein heterodoxes Judenchristentum, das die Messianität Jesu, nicht aber seine Gottheit anerkennt von einem orthodoxen Judenchristentum, das die Gottheit Jesu anerkennt.
In der Definition der Jüdischen Allianz aus dem Jahr 1957, die die Taufe ausdrücklich erwähnt, handelt es sich bei "Judenchristen (...) um Menschen jüdischer Herkunft, die an Jesus Christus als den Messias Israels und ihren persönlichen Heiland glauben und auch ihre Zugehörigkeit zum alten Gottesvolk nach der Taufe bejahen."
Messianische Juden, die an den dreieinigen Gott der Bibel und Jesus Christus, den Sohn Gottes, als ihren Herrn glauben und getauft sind, sind aus lutherischer Sicht wie andere christliche Gruppen und Konfessionen anzuerkennen.
Die konfessionelle Indifferenz der (meisten) jüdisch-messianischen Gemeinden bzw. die Schwierigkeit einer Zuordnung jüdisch-messianischer Gemeinden zu einer der klassischen Konfessionsfamilien erschwert es aus lutherischer Sicht, Beziehungen zu pflegen, die über diejenigen hinausgehen, die auch innerhalb der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland möglich und üblich sind.200
Besondere theologische Lehren und Glaubensinhalte, die von messianisch-jüdischen Gemeinden vertreten werden, sich aber auch in den Lehrkonzepten anderer christlicher, z. B. freikirchlicher Gruppierungen finden, sind hier nicht gesondert zu behandeln.
Dass Juden sich in dem angesprochenen Sinne zu Jesus Christus bekennen, ist eine schon im Neuen Testament eröffnete Möglichkeit. Das bedeutet jedoch nicht, dass damit aggressive Formen der Judenmission im oben verworfenen Sinne bejaht würden.
Für (Heiden-)Christen ist jedenfalls auch zu bedenken, dass aus jüdischer Sicht Menschen jüdischer Herkunft ihre jüdische Identität verlieren, wenn sie sich zu Jesus von Nazareth als ihrem Messias bekennen.
Die Übernahme von Kultus und Gebräuchen messianisch-jüdischer Gemeinden durch gebürtige Heidenchristen ist nicht sinnvoll und steht in der schon von Paulus bekämpften Gefahr, das Heil in Gesetzesobservanz statt in Christus zu suchen.


Missbrauch
→ Kindesmissbrauch

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