Internationale Tagung in Neuendettelsau | 18.09.2016

Vor dem Reformationsjubiläum auf Luther zurückbesinnen
SELK: Bischof i.R. Schöne bei Tagung in Neuendettelsau

Neuendettelsau, 18.9.2016 - idea/selk - (idea) - Eine Rückbesinnung auf zentrale Lehren des Reformators Martin Luther (1483-1546) im Vorfeld des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017 haben Referenten einer Tagung unter dem Thema "Zurück zum unverfälschten Luther" angemahnt. Die Teilnehmer aus Deutschland, Lettland, der Schweiz und den USA trafen sich am 16. und 17. September in Neuendettelsau (Mittelfranken). Anlass war das 20-jährige Bestehen des lutherischen Magazins für Religion, Gesellschaft und Kultur, "Confessio Augustana" (CA).

Schriftleiter Prof. Dr. Thomas Kothmann (Regensburg) beklagte, dass das bevorstehende Reformationsjubiläum für viele Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter dem Motto "Schämen statt Feiern" stehe.

Für Luthers Botschaft brauche sich aber niemand zu schämen; er habe stets das Evangelium zur Geltung bringen wollen. Das versuche auch das Magazin CA.

Janis Vanags D.D. (Riga), Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands, einer Partnerkirche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), sagte im Festgottesdienst, es sei heute auch unter Christen unmodern zu bekennen, dass man gerettet werden muss: "Gott kann Herr über Himmel und Erde sein, aber nicht über uns." Jeder wolle möglichst sein eigener Herr sein. Vanags ermutigte dazu, möglichst viel Zeit mit Jesus zu verbringen. Das sei im Abendmahl, im Hören auf Gottes Wort und im Gebet möglich. Allerdings habe eine US-Studie ergeben, dass selbst Pfarrer durchschnittlich nur drei Minuten pro Tag beten. Vanags rief ferner dazu auf, den Glauben auch öffentlich zu bekennen; der Herzensglaube allein sei nicht viel wert.

Bischof i.R. Dr. Jobst Schöne D.D. (Berlin) von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) vertrat die Ansicht, dass sämtliche Kirchen einer reformatorischen Erneuerung bedürfen. So stiegen die Kirchenaustrittszahlen sowohl in der evangelischen als auch in der römisch-katholischen Kirche. Der Gottesdienstbesuch sei weithin zur Ausnahme geworden. Einen Grund dafür sieht Schöne darin, dass vor allem die evangelische Kirche das Wort Gottes relativiere und damit seines Anspruchs beraubt habe. So komme Gottes Zorn und sein Gericht kaum noch vor.

Verkündigt werde stattdessen ein "weichgespülter Gott". Wo aber kein Gericht drohe, müsse auch niemand gerettet werden. Mission spiele keine Rolle mehr, "weil man meint, Menschen könnten auch mit einem anderen Glauben selig werden."

Der Gründer des Zentrums für Lutherische Theologie und Öffentliches Leben in Capistrano Beach (Kalifornien), der Theologe und Journalist Uwe Siemon-Netto Ph.D. D.D., mahnte eine Rückbesinnung auf Luthers Berufslehre an. Danach dient jeder Mensch Gott, indem er in seinem Beruf den Mitmenschen dient.

Diese Lehre sei zudem ein wirksames Mittel gegen die Selbstvergötzung, die "Religion des 21. Jahrhunderts". Wo jeder nur noch auf sich schaue, sei der "Marsch ins Tohuwabohu" vorprogrammiert. Ein Indiz dafür sei der VW-Abgasskandal. Den zuständigen Verantwortlichen sei es nicht um den Dienst am Nächsten gegangen, sondern um Gewinnmaximierung. Dabei verdanke sich Deutschlands wirtschaftlicher Erfolg ganz wesentlich einer verinnerlichten lutherischen Berufslehre. Sie werde aber zunehmend "verramscht".

Pfarrer Michael Stollwerk D.Min. (Wetzlar) sagte, die Christen in Deutschland lebten in einer "sprachbehinderten und missionarisch impotenten Kirche". Sie wollten "liebgehabt" werden, anstatt ihren Glauben auch gegen Widerstände zu bekennen. Niemand werde zum Bekenner geboren, so Stollwerk.

Die zunehmende Säkularisierung einerseits und die Zuwanderung vieler Muslime nach Europa zwinge Christen aber dazu, im Glauben sprachfähig zu werden.

Luthers Kleiner Katechismus sei dafür bis heute zu empfehlen. Stollwerk ermutigte dazu, christliche Bekenntnissätze auswendig zu lernen.

In Neuendettelsau wurde zudem der Wunsch nach einer engeren Kooperation zwischen lutherischen Werken und Vereinen bekräftigt.

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Evangelische Nachrichtenagentur idea, 17.9.2016 / selk_news werden herausgegeben von der Kirchenleitung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Schopenhauerstraße 7, 30625 Hannover, Tel. +49-511-557808 - Fax +49-511-551588, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 
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