Angedacht!
„Ich, ich bin euer Tröster! Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben, und vor Menschenkindern, die wie Graß vergehen, und vergisst den Herrn, der dich gemacht hat, und fürchtest dich ständig den ganzen Tag vor dem Grimm des Bedrängers, der darauf aus ist, dich zu verderben. Wo ist denn der Grimm des Bedrängers?“
Jesaja 51,12f.Liebe Leserinnen und Leser,
„Wer bist du denn, dass du …“ – so beginnen oft Sätze, die einen Menschen klein machen. Oft gehen sie so weiter: „dass du es wagst, mir zu widersprechen“ oder „dass du dir einbildest, das beurteilen zu können“ oder „dass du meine kostbare Zeit verschwendest.“
Aber hier, im 51.Kapitel des Jesajabuches, ist genau das Gegenteil der Fall. Geschildert wird ein Dialog zwischen Gott und seinem Volk. „Wach endlich auf Gott, zeig deine Macht, mit der du die Welt geschaffen hast und mit der du über die Schöpfung herrschst? War dir nicht sogar das Meer gehorsam beim Durchzug durchs Schilfmeer?“ „Ja genau, genauso werden die Erlösten nach Zion heimkehren und sich für immer freuen. Versteht es doch endlich: Ich bin euer Tröster, niemand sonst. Ich weiß, dass ihr Angst habt, den ganzen Tag quälen euch die immer wiederkehrenden Gedanken, was werden soll, was passieren könnte – STOP! Ihr habt Angst vor Menschen, das habt ihr doch gar nicht nötig. Macht euch doch mal klar, wer ihr seid! Ihr gehört zu mir, seid mein Volk. Mit dem, was euch bedrängt, wird es schneller aus sein, als ihr euch vorstellt! Macht euch nicht kleiner und eure Bedränger nicht größer, als sie es wirklich sind!“
Gottes Wort spricht mächtig in unsere Gefühlslagen hinein. Mir kommt es vor, als sei ich umgeben von Menschen, die sich fürchten, ständig, den ganzen Tag, und ich gehöre zu ihnen. Ich bin umgeben von Menschen und gehöre zu denen, die zu Gott schreien, er möge doch aufwachen und eingreifen, sich als mächtiger Helfer in auswegloser Situation erweisen. Wie die Jünger Jesu im Sturm auf dem See Genezareth fragen wir: „Meister, fragst du nicht danach, dass wir umkommen?“ Und Jesus greift ein, er gebietet dem Sturm und fragt seine Jünger, warum sie denn so furchtsam seien, ob sie keinen Glauben hätten? (Markus 4,40)
Im geschilderten Dialog bei Jesaja sagt Gott etwas ganz Ähnliches: „Denn ich bin der Herr dein Gott, der das Meer erregt, das seine Wellen wüten – sein Name heißt Herr Zebaoth – ich habe mein Wort in deinen Mund gelegt und habe dich unter dem Schatten meiner Hände geborgen … (Jesaja 51,15) Ja, dass die Wellen wüten, dass es drunter und drüber geht in einem Leben, dass einem der Wind ins Gesicht weht und man sich einem Sturm entgegenstemmen muss – auch das kommt von Gott. Er weiß, warum er das Meer erregt und er weiß, wann es enden soll. Und warum es so sein musste.
Der Apostel Paulus hat es auch erfahren, dass man so viele Bedrängnisse erlebt, dass sie maßlos erscheinen, dass es über die Kräfte geht, dass man verzagt und denkt, das kann man nicht überleben. (2. Korinther 1,8f) Warum mutet Gott uns das zu? „Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten.“ (2. Korinther 1,9f) Das Vertrauen, der Glaube bewährt sich gerade an den Grenzen der eigentlichen Kraft und Möglichkeiten, nur da lernt man es. Gott rettet vielleicht sogar öfter in letzter Minute, als wir das überhaupt wahrnehmen, aber es kann auch sein, dass die Hilfe nicht so kommt, wie wir meinen, dass sie kommen müsste.
Aber der Glaube sagt: Gott hat errettet und er wird erretten. Wer bist du denn, dass du dich fürchtest? Vergiss Gott nicht! Mach die Rechnung nie ohne den Allmächtigen! Sein Wort hat er dir in den Mund gelegt und seine Hände hält er über dich, egal was passiert. Lass dir nicht Bange machen!
Ihre Andrea Grünhagen