Lexikon - H
Halleluja
Halleluja ist eines der hebräischen Worte (wie z.B. auch Amen), das zum christlichen Gottesdienst konfessionsübergreifend und weltweit gehört. Es bedeutet: Gelobt sei Gott!
Alttestamentliche Lesung, Epistel und Evangelium bilden im Gottesdienst den Dreiklang der biblischen Lesungen.
Hierbei ergeben sich zwei Übergänge, nämlich den von der alttestamentlichen zur epistolischen und den von der epistolischen zur evangelischen Lesung, die in der Alten Kirche durch Gesänge miteinander verbunden waren.
Auf die alttestamentliche Lektion folgte, von den Stufen (lat. gradus= Stufe) des Lesepultes (Ambo) aus vom Kantor gesungen der danach so genannte Gradual-Psalm. Ein daraus entnommener Psalmvers wurde jeweils nach einigen Versen von der Gemeinde (bzw. der Schola) als Responsorium (=Antwort, Kehrvers oder Refrain) gesungen.
Auf die Epistel folgte –als Ankündigung des Evangeliums- ein Hallelujapsalm, also ein Psalm, auf den die Gemeinde mit „Halleluja“ antwortete.
Während des Hallelujapsalmes und des Halleluja begab sich der Diakon oder Priester in einer kleinen Prozession mit dem Evangeliar (dem Evangelienbuch) zum Lesepult (Ambo), wobei in festlichen Gottesdiensten Helfer mit Weihrauch und Leuchtern vorangingen, die rechts und links neben dem Lesepult aufgestellt wurden.
Bis heute findet man diesen Brauch oder zumindest Bestandteile davon in römisch-katholischen und auch lutherischen Gottesdiensten.
Vom Sonntag Septuagesimae bis Karsamstag sowie an Buß-, Bitt- und Trauertagen entfällt das jubelnde Halleluja.
Aus diesen ursprünglichen Zwischengesängen ist im Laufe der Zeit in unseren lutherischen Gottesdiensten der Hallelujavers (als verkürzter Hallelujapsalm) mit dem Halleluja-Responsorium der Gemeinde und das sog. Gradual-Lied entstanden. Dieser, auch Hauptlied genannte Choral nimmt Bezug auf die Kirchenjahreszeit oder einen Leitgedanken des Sonntagspropriums („Proprium“ nennt man die je nach Kirchenjahreszeit wechselnden Stücke des Gottesdienstes wie z.B. Lesungen, Hauptlied, Hallelujavers; „Ordinarium“ heißen die feststehenden Stücken wie z.B. das Kyrie, das Vaterunser etc.)
Hausbibelkreis
→ Bibelkreis
Heilige Schrift
→ Bibel → Altes Testament → Neues Testament
Heiliger Geist
→ Dreieinigkeit → Gott
(1) Der Heilige Geist (griech. Ἅγιον Πνεῦμα [hagion pneuma], lat. spiritus sanctus; im Johannesevangelium auch ‚Paraklet‘ von griech παράκλητος [paraklätos], „Tröster“, „Beistand“) ist die dritte Person (oder Hypostase) der göttlichen Trinität (→ Credo → Nicänum).
Der Heilige Geist ist Gott, also nicht nur eine an sich unpersönliche göttliche Kraft, sondern selbst göttliche Person.
Zu Pfingsten feiert die Kirche (50 Tage nach Ostern) die „Ausgießung“ des Heiligen Geistes. (Apg 2, 1-13) Da mit dem Kommen des bereits im AT angekündigten Hl. Geistes die Sammlung der Christusgläubigen zur Kirche beginnt, wird das Pfingstereignis auch als „Geburtstag der Kirche“ bezeichnet.
Der H.G. als dritte Person der göttlichen Trinität und die Gaben (Früchte) des H.G. können nicht voneinander getrennt, müssen aber voneinander unterschieden werden. (z.B. Röm 12, 1 Kor 12; Gal 5,22)
Im NT kommt der Begriff H.G. etwa einhundert Mal vor. Z.B.:
Mt 1,18.20; Lk 1,35: Die Gottesmutter Maria empfängt Jesus durch den H.G.
Mt 3,13–17: Bei der Taufe Jesu im Jordan kommt der H.G. „wie eine Taube“ auf Jesus herab.
Vielfache Erwähnung findet der H.G. im Johannesevangelium: Als Geist der Wahrheit, als Tröster und Beistand (z.B. Joh 14,16–17; 26; Joh 16,13–1)
Mt 28,19: Im Missions- und Taufbefehl ordnet Christus die Taufe „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des H.G.“ an.
Apg 2,38; Apg 10,44; Gal 3,2.1-6: Der Empfang des H.G. schenkt den rettenden Glauben an Christus und ist zugleich Gabe und Erweis des Glaubens.
In seiner Auslegung des 3. Artikels des Apostolischen Glaubensbekenntnisses im Kleinen Katechismus sagt Martin Luther über den H.G.,
„Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt und am Jüngsten Tage mich und alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christus ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr.“
(2) Die Frage, ob der H.G. „nur“ aus dem Vater oder „aus dem Vater und dem Sohn“ hervorgeht, hat in der Kirche zum sog. Filioque-Streit geführt. (filioque = und [aus] dem Sohn)
Während in der Westkirche spätestens seit Anfang des 5. Jhdts. im Nicänischen Glaubensbekenntnis bekannt wird, der H.G. gehe aus dem Vater und dem Sohn hervor, beharrte und beharrt die Ostkirche darauf, der H.G. gehe „nur“ aus dem Vater hervor.
Das Filioque ist jedoch neutestamentlich wohl begründet. Insbesondere in der dort bezeugten Einheit von Vater und Sohn. Jesus sagt (Joh 10,30): „Ich und der Vater sind eins und (Joh 14,9 / vgl. 12,45): „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“
Wenn Jesus, der Sohn wahrer Gott und der Vater, wahrer Gott, eins sind, dann ist auch der H.G. mit beiden „identisch“. Dann geht derselbe Geist vom Vater und auch vom Sohn aus.
Joh 16,13-15 entfaltet Jesus vom H.G. “Alles, was der Vater hat, das ist mein“. Mit anderen Worten: Wenn Jesus den H.G. in die Welt sendet (Joh 15,26+16,7), geht der H.G. von ihm selbst wie auch vom Vater aus.
Himmelfahrt Christ
Christi Himmelfahrt (griech. ἡ Ἀνάληψις τοῦ Κυρίου [hä analäpsis tu küriu] = ‚die Aufnahme des Herrn‘; lat. Ascensio Domini = ‚Aufstieg des Herrn‘ bedeutet die Rückkehr Jesu Christi, des Sohnes Gottes zu seinem Vater in den Himmel.
Christi Himmelfahrt wird am 40. Tag des Osterfestkreises, also 39 Tage nach dem Ostersonntag, gefeiert. Deshalb fällt das Fest immer auf einen Donnerstag. Der frühestmögliche Termin ist der 30. April; der spätestmögliche der 3. Juni.
Im Lukasevangelium 24,50–53 und in der Apostelgeschichte des Lukas 1,1–11 wird bezeugt, dass der auferstandene Christus, verhüllt durch eine Wolke, „zur Rechten Gottes“ erhoben wird. Die Himmelfahrt wird außerdem in Mk 16,19, 1 Petr 3,22, Heb 4,14 und 9,24 und – als Weissagung und Verheißung – in Psalm 47 und Ps 68,19 erwähnt.
1. Christus ist nicht verschwunden
Zu den heute am wenigsten verstandenen Festen des christlichen Glaubens zählt zweifellos das Fest der Himmelfahrt Christi. Was soll ein moderner Mensch, der um die unfassbar riesige Ausdehnung des Weltalls weiß, mit dieser Aussage anfangen, dass Christus „gen Himmel gefahren“ sein soll?
Und so spricht man auch statt vom Fest der Himmelfahrt Christi lieber vom „Vatertag“ oder „Männertag“ und versucht damit, ihm einen neuen, nichtchristlichen Sinn abzugewinnen.
In Wirklichkeit ist das Bekenntnis zur Himmelfahrt Christi jedoch viel moderner, als man zunächst denken mag. Der christliche Glaube weiß nicht erst seit dem letzten Jahrhundert darum, dass der „Himmel“ nicht irgendein Ort „über“ der Erde oder jenseits der Wolken ist. Sondern der „Himmel“ ist nach christlichem Verständnis dort, wo Gott ist. Und Gott ist uns in Wirklichkeit viel, viel näher, als wir dies erahnen.
Christus hat sich durch seine Himmelfahrt also nicht von uns Menschen entfernt, sondern ist uns dadurch noch viel näher gekommen. Er ist als der Auferstandene gleichsam in eine andere Dimension eingegangen, die wir Menschen im Augenblick mit unseren fünf Sinnen noch nicht wahrnehmen und begreifen können.
Eben dies haben schon im 16. Jahrhundert die Lutheraner gegenüber den Reformierten geltend gemacht, die behaupteten, Christus könne im Heiligen Abendmahl nicht leibhaftig gegenwärtig sein, da er ja „im Himmel“ sei: Nein, gerade weil Christus „im Himmel“ ist, in dieser anderen Dimension, ist er nicht mehr an Raum und Zeit gebunden und kann darum zugleich an verschiedenen Orten hier auf Erden mit seinem Leib und Blut anwesend sein.
Dass es im Übrigen weit mehr als die drei Dimensionen gibt, mit denen unser alltägliches Denken vertraut ist, davon gehen heute auch die Astrophysiker aus, auch wenn sie bei ihren Forschungen gewiss niemals auf die Dimension stoßen werden, in die Christus durch seine Himmelfahrt eingegangen ist. Jedenfalls ist das Fest der Himmelfahrt Christi von daher kein „Abschiedsfest“; und wenn wir das Heilige Mahl feiern, sind auch wir schon mit Christus „im Himmel“.
2. Christus bleibt der Herr der Welt
Das Bekenntnis, dass Christus gen Himmel gefahren ist, beinhaltet auch das Bekenntnis zu Christus als dem Herrn der Welt: Christus bleibt der Herrscher der Welt; vor ihm werden sich einmal alle Menschen zu verantworten haben.
Die Wahrheit dieses Bekenntnisses lässt sich ganz gewiss nicht am Lauf der Geschichte ablesen; im Gegenteil: Alle Erfahrungen, die wir in dieser Welt machen, scheinen dem Bekenntnis zu Christus als dem Herrn der Welt klar zu widersprechen: In dieser Welt herrschen doch ganz andere Menschen und Mächte als Christus und die, die ihm angehören, und da, wo sich Menschen und Institutionen in ihrer Herrschaftsausübung auf Christus berufen haben, da war dies in aller Regel keine Werbung für den Herrn, auf den sie sich da beriefen.
Ja, wie kann man davon reden, dass Christus der Herr der Welt bleibt, angesichts von Kreuzzügen und Kriegen, angesichts von Auschwitz und der sowjetischen Vernichtungslager?
Das Bekenntnis zu Christus als dem Herrn der Welt bleibt ein Bekenntnis gegen allen Augenschein und gegen alle Erfahrung. Es verlässt sich einzig und allein auf die Zusage Christi selber, der nach seiner Auferstehung sich seinen Jüngern als eben dieser Herr der Welt zu erkennen gegeben und gesagt hat: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ (Matthäus 28,18) Aus den Evangelien wissen wir, dass Christus nicht versucht hat, seinen Machtanspruch mit politischen und militärischen Mitteln durchzusetzen. Ihm ging es darum, die Herzen der Menschen zu erreichen und zu verändern. Aber wir wissen als Christen auch darum, dass Christus einmal dieser Welt auch als Richter begegnen wird. Dann werden sich vor ihm auch einmal all diejenigen verantworten müssen, die ihre Macht hemmungslos missbraucht haben und die vielleicht in ihrem Leben hier auf Erden von keinem Gericht zur Rechenschaft gezogen wurden. Die Massenmorde in den Konzentrationslagern und Gulags, die Kriegsverbrechen und Terroranschläge und was es sonst noch alles an Untaten in der Geschichte gegeben hat: All dies wird noch einmal zur Sprache kommen vor Christus, und die, die dafür verantwortlich waren, werden sich dem nicht entziehen können.
So ist das Bekenntnis zur Himmelfahrt Christi, zu Christus als dem Herrn der Welt auch ein Bekenntnis der Hoffnung auf Gerechtigkeit, das uns nicht verzweifeln lässt angesichts dessen, was wir in dieser Welt immer wieder erleben müssen.
Hochgebet
→ Eucharistisches Hochgebet
Hochkirchliche Bewegung
Die sog. Hochkirchliche Bewegung (HB) ist hinsichtlich ihrer Strukturen, Inhalte und Schwerpunkte so vielschichtig und uneinheitlich, dass im Rahmen einer Kurzdarstellung nur schlaglichtartige und pauschale Anmerkungen möglich sind.
Ihre Wurzeln hat die HB im Neuluthertum des 19. Jahrhunderts, im anglikanischen Anglo-Katholizismus und in der liturgischen Bewegung des 20. Jahrhunderts.
Der Begriff "Hochkirche" ist englischen Ursprungs und wurde im Anglo-Katholizismus (High-Church) in Unterscheidung zur protestantisch bzw. evangelikal geprägten "Low-Church" geprägt.
Eine Gemeinsamkeit hochkirchlicher Institutionen, Kommunitäten usw. ist ein ursprüngliches Neuverständnis der Kirche (una sancta catholica et apostolica ecclesia) als theologisch vergessener Größe, die es wieder ins Bewusstsein der reformatorischen Kirchengemeinschaften zu bringen gelte.
Je nach Prägung und Ausrichtung setzen hochkirchliche Theologen die Schwerpunkte dabei auf altkirchliche liturgische Formen, die Wiederbelebung eucharistischer Spiritualität (von der sonntäglichen Abendmahlsfeier bis hin zur sakramentalen Anbetung des Leibs und Blutes Christi in den Elementen von Brot und Wein), eine an der römisch-katholischen Kirche orientierte Ökumenearbeit, die Wiedergewinnung der sog. historischen apostolischen (bischöflichen) Sukzession, das Stundengebet und das kommunitäre evangelische Ordensleben. Als Vordenker der HB in Deutschland sind Namen wie Heinrich Hansen, Friedrich Heiler, Helmut Echternach, Walter Drobnitzky, Hans Asmussen, Max Lackmann, Wilhelm Stählin, Karl Bernhard Ritter oder Karl August Hahne zu nennen.
Innerhalb der HB existieren sowohl lutherisch-konfessionelle wie auch sich selbst als "evangelisch-katholisch" verstehende auf die kirchliche Wiedervereinigung zielende Strömungen.
Eine Sonderstellung nimmt die "Kirchliche Arbeit Alpirsbach" ein, die 1933 von Friedrich Buchholz (+ 1967) und Richard Gölz (+1975) gegründet wurde, um eine der deutschen Sprache angemessene Gregorianik zu entwickeln und diese in den evangelischen Kirchen zu beheimaten.
Gemeinde- oder kirchenbildend ist die HB in aller Regel nie geworden. Vielmehr finden sich in losen Zirkeln oder kommunitären, aber innerhalb der Landeskirchen befindlichen Strukturen hochkirchliche Christen zu Gottesdiensten und theologischen Tagungen zusammen, leben aber ansonsten als Pastoren oder Laien in ihren evangelischen Gemeinden.
In Deutschland existieren ca. zwischen 12 und 20 der HB zuzuordnende hochkirchliche Bruderschaften oder Kommunitäten mit allenfalls wenigen hundert Mitgliedern, von denen einige auch für sich beanspruchen, in einer als historisch (miß-)verstandenen bischöflichen apostolischen Sukzession zu stehen. Diese Sukzession wird in sehr vielen Fällen (so auch vom "Hochkirchlichen Apostolat St. Ansgar") zurückgeführt auf Vagantenbischöfe wie z.B. Arnold Harris Matthew (1852-1919), dessen Bischofsweihe 1920 durch die Utrechter Union (Zusammenschluß Altkatholischer Kirchen) jedoch für ungültig erklärt wurde.
Ein Verdienst der HB ist es, einem sich selbst genügenden und oftmals provinziellen Protestantismus die Fülle der kirchlichen Tradition vor Augen zu halten und in ihren nicht selten auch deutlich biblischen Bezügen zu erschließen. Hochkirchliche Theologen haben häufig exzellente theologische Leistungen erbracht. Und zwar nicht nur auf liturgiewissenschaftlichem, sondern auch homiletischem, exegetischem und kirchengeschichtlichem Gebiet.
Problematisch erscheint die Neigung hochkirchlicher Persönlichkeiten und Gruppierungen, in einem von Eitelkeiten und gelegentlich einem ans Pathologische grenzenden Egozentrismus geleiteten Selbstbewusstsein an die Stelle des ursprünglich so prägenden kirchlich-katholischen Bewusstseins ein abseitiges, oft im Verborgenen wachsendes Sektierertum zu setzen.
Aus der Aussenwahrnehmung wird die SELK aufgrund ihrer altkirchlich geprägten, liturgisch-reich und festlich gestalteten Gottesdienste, ihrer Hochschätzung des Hirten- und Bischofsamtes der Kirche und der Ordination gelegentlich in die Nähe der hochkirchlichen Bewegung(en) gerückt. Diese Zuordnung ist jedoch weder theologisch (insbesondere ekklesiologisch) noch praktisch-liturgisch zutreffend.
Hochkirchliche Weihen werden durch die SELK nicht anerkannt. Pfarrer der SELK, die sich solche Weihen erteilen lassen sollten, müßten umgehend mit einem Lehr- und/oder Dienstbeanstandungsverfahren rechnen.
Hölle
→ Jüngstes Gericht
Im Alten Testament ist an einer Reihe von Stellen von der „sheol“ die Rede, dem Totenreich. Dieses wird aber nicht als Alternative zum „Leben im Himmel“ nach dem Tod angesehen; vielmehr ist im Alten Testament die Hoffnung auf ein jenseitiges Leben noch nicht sehr ausgeprägt. Kennzeichnend für das Verständnis des Alten Testaments vom „Leben“ nach dem Tod ist das Lied Hiskias, „als er krank gewesen und von seiner Krankheit gesund geworden war“ (Jesaja 38,9): „Ich sprach: Nun muss ich zu des Totenreiches Pforten fahren in der Mitte meines Lebens, da ich doch gedachte, noch länger zu leben. Ich sprach: Nun werde ich den HERRN nicht mehr schauen im Lande der Lebendigen. … Denn die Toten loben dich nicht, und der Tod rühmt dich nicht, und die in die Grube fahren, warten nicht auf deine Treue; sondern allein, die da leben, loben dich so wie ich heute.“ (Jesaja 38, 10.11.18.19)
Was nach dem Tod kommt, kann man nicht als Leben bezeichnen. Diese Zurückhaltung des Alten Testaments, die allerdings an einigen Stellen bereits aufgebrochen wird, sollte uns nicht irritieren, sondern ist nur allzu verständlich: Dass sich uns nach unserem Tod tatsächlich ein neues Leben eröffnet, ist kein natürlicher, selbstverständlicher Prozess, der sich aus der Unsterblichkeit unserer Seele ergeben würde, sondern wird einzig und allein dadurch ermöglicht, dass Christus die Macht des Todes durch seine Auferstehung gebrochen hat. Erst von Ostern her gewinnt die Frage, wie es mit uns nach unserem Tod weitergeht, überhaupt echte Bedeutung.
Sobald sich der Horizont jedoch jenseits der Todesgrenze weitet, stellt sich natürlich die Frage nach unserem menschlichen Geschick nach unserem Tod. Und da müssen wir zunächst einmal ganz nüchtern feststellen, dass Jesus selber in seiner Verkündigung nicht sehr häufig, aber doch an einigen sehr prägnanten Stellen von der Hölle nicht bloß im Sinne eines allgemeinen „Totenreiches“, sondern im Sinne eines Ortes oder Zustands spricht, der durch eine endgültige Trennung von der Gegenwart Gottes und dass heißt durch eine Erfahrung der endgültigen Verfehlung des eigenen Lebens gekennzeichnet ist. Als Beispiel sei hier die Erzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus (Lukas 16,19-31) genannt, wo ausdrücklich von der „großen Kluft“ die Rede ist.
An anderen Stellen kann Jesus auch von der „Finsternis“ reden, in die Menschen verstoßen werden, oder von der „Auferstehung des Gerichts“ (Johannes 5,29). An letztgenannter Stelle wird auch schon deutlich, dass die Scheidung nach dem Tod, die Jesus ankündigt, Ergebnis eines richtenden Handelns Gottes bzw. Christi selber ist, dem sich kein Mensch nach seinem Tod entziehen kann. Dieses Thema des letzten Gerichts zieht sich durch das gesamte Neue Testament hindurch.
Schließen sich die Verkündigung des liebenden Gottes und die Verkündigung eines letzten Gerichts mit doppeltem Ausgang nicht gegenseitig aus?
Wir müssen uns fragen, ob wir das Recht dazu haben, dem, was Jesus klar und eindeutig erklärt, zu verweigern und uns stattdessen eine eigene „frohe Botschaft“ ohne letztes Gericht zu schaffen.
Zunächst einmal fällt im Neuen Testament auf, dass so gut wie keinerlei Einzelheiten in der Beschreibung der Hölle erwähnt werden.
Erst später hat man im Verlauf der Kirchengeschichte und der christlichen Kunst angefangen, das Innere der Hölle fantasievoll auszugestalten. Beschrieben wird in der Heiligen Schrift nur die Trennung als solche, die sich im Gericht vollzieht, und es wird allerdings auch angedeutet, dass diejenigen, die von Gott getrennt bleiben, diese Trennung als leidvoll erfahren. Wenn die Kirche also von der Hölle spricht, gebraucht sie diese gerade nicht als Projektionsfläche menschlicher sadistischer Fantasievorstellungen.
Weiterhin muss festgehalten werden, dass wir als Christen nur so von der Hölle reden können, dass wir zugleich immer von Jesus Christus reden, und zwar in doppelter Weise:
Zum einen hat Jesus Christus selber am Kreuz die Hölle durchlitten, als er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27,46) Christus hat eben darum am Kreuz die Hölle erlitten, damit die, die ihm vertrauen, diese Höllenerfahrung nicht machen müssen. Wer an Christus glaubt, braucht vor der Hölle keine Angst zu haben. Hier gilt vielmehr Christi Zusage: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (Johannes 5,24)
Und zum anderen bekennen wir, dass Jesus Christus niedergefahren ist zur Hölle. Die biblischen Belegstellen hierfür (1. Petrus 3,19-20; 4,6; dazu auch Kolosser 2,15 und möglicherweise Epheser 4,9) machen deutlich, dass Christus sich mit seiner Höllenfahrt als Sieger über alle gottfeindlichen Mächte zu erkennen gegeben hat und zugleich mit seiner Höllenfahrt auch Menschen erreicht hat, die in ihrem Leben nicht an ihn geglaubt hatten. Die Aussagen sind nicht so deutlich, dass wir daraus weitreichende Schlussfolgerungen ziehen könnten. Doch darf es uns ein Trost sein, dass Christi Macht und seine Möglichkeiten selbst und gerade an den Pforten der Hölle nicht enden.
Schließlich ist es ganz wichtig festzuhalten, dass es keinen Menschen gibt, über den wir mit Gewissheit das Urteil fällen könnten, dass er sich tatsächlich in der Hölle befindet – von dem reichen Mann in der Geschichte, die Jesus erzählt, einmal abgesehen.
Dieses letzte Urteil fällt Gott allein; uns hingegen gilt immer wieder die Warnung: „Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt.“ (Lukas 6,37) Das bedeutet aber umgekehrt auch, dass es uns nicht zusteht, dem lieben Gott gute Ratschläge zu geben, wie er am Ende einmal mit den Menschen zu verfahren hat – nämlich so, dass es unserem menschlichen Gerechtigkeitsempfinden entspricht.
Dieses Gerechtigkeitsempfinden kann sich durchaus sehr unterschiedlich artikulieren. Doch Gott sollen und dürfen wir zutrauen, dass er recht richten wird – eben so, dass wir einmal singen werden: „Alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.“ (Offenbarung 15,4)
Eines macht die Heilige Schrift mit ihrer Verkündigung des letzten Gerichtes allerdings sehr deutlich: Was hier und jetzt in unserem Leben geschieht, hat so oder so Ewigkeitsbedeutung. Hier und jetzt fallen in unserem Leben letzte Entscheidungen – und Gott ist bereit, auch die Entscheidung von Menschen ernst zu nehmen, die sich endgültig seinem Liebeswerben verweigern und endgültig lieber ohne ihn leben wollen. Sollte Gott nicht das Recht dazu haben, denjenigen Menschen ihren Wunsch zu erfüllen, die ganz bewusst in ihrem Leben ohne ihn auskommen wollten?
Dies macht die Heilige Schrift allerdings auch ganz klar: Gott will nicht, dass auch nur ein Mensch in der Hölle landet. Er will, „dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ (1. Timotheus 2,4)
Wer sich endgültig von Gott lossagt, begibt sich also gegen Gottes ausdrücklichen Willen in die Gottesferne der Hölle und ist keinesfalls Opfer göttlicher Willkür. Als Begründung für die Verweigerung des Glaubens an Gott taugt der Verweis auf die Hölle also in Wirklichkeit gerade nicht!
Homosexualität
„Homosexualität wird von der Heiligen Schrift in großer Klarheit als nicht gottgewollt und als Sünde bezeichnet. Deshalb kann die Kirche keine gleichgeschlechtlichen Paare segnen. Dass die Kirche gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen respekt- und liebevoll begegnet und zudem gegen ihre Diskriminierung auftritt, ist Frucht und Folge gewinnender Liebe Christi, die allen Menschen gilt.“ (Bischof Hans-Jörg Voigt in: Hirtenwort „Ehe und Familie als Gaben Gottes entdecken“ . www.selk.de/download/Hirtenwort_Ehe-Familie.pdf )
Ausführlicher in: „Sexualität im Leben eines Christen ... eine Orientierungshilfe. Herausgegeber: Kirchenleitung und Kollegium der Superintendenten der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Reihe Lutherische Orientierung, Heft 2
www.selk.de/download/Lutherische_Orientierung2.pdf
Hostie
Hostie = von lateinisch hostia: ‚Vergeltung, Opfer, Opferlamm, Opfertier oder Opfergabe'
Als H. wird in der SELK (aber auch in den anderen Kirchen der katholischen Tradition des Westens) das für die Feier des Heiligen Abendmahls verwendete Brot aus Wasser und Weizenmehl bezeichnet.
H.n sind kleine, runde ungesäuerte Brote in der Tradition der jüdischen Mazza, die Jesus bei der Einsetzung des Heiligen Abendmahls im Rahmen der Passahfeier benutzte.
Neben den kleinen H.n finden in den Gemeinden der SELK auch große, sog. „Priester- oder Schauhostien“ Verwendung, die während des Agnus-Dei-Gesangs in kleine Stücke gebrochen und an die Kommunikanten mit ausgeteilt werden.
Der Brauch, anstelle eines großen Brotlaibs, der für die Kommunikanten in kleine Stücke gebrochen wird, kleine Einzelhostien zu verwenden, liegt in der Konsequenz des luth. Glaubens an die Gegenwart des wahren Leibes und Blutes Christi unter Brot und Wein: Beim Brechen des Brotes entstehen zwangsläufig viele Brösel, also Fragmente des gesegneten Brotes. Um zu vermeiden, dass solche Fragmente, ‚Partikel‘ genannt, verloren gehen oder ehrfurchtslos behandelt werden, entstanden schon im 8./9. Jahrhundert die heutigen Hostien.
Zwischen der Ostkirche und der Westkirche entstand im 11. Jahrhundert ein Lehrstreit über die Frage, ob zum Hl. Abendmahl ungesäuertes (Westkirche) oder gesäuertes („süßes“) Brot verwendet werden müsse bzw. dürfe. An diesem Streit (Azyma-Astreit) entzündete sich letztlich das sog. Morgenländische Schisma von1054. (Azyma gr. ἄζυμα, ungesäuert, ohne Hefe, Singular: Azymon)
Umstritten ist heutzutage die Frage, ob Hostien, die anstelle von Weizenmehl aus glutenfreier Kartoffelstärke hergestellt sind, um glutenallergischen Menschen die Kommunion unter beiderlei Gestalt zu ermöglichen, der Einsetzung Christi entsprechen und verwendet werden dürfen.
In der röm.-kath. Kirche ist dies geregelt: In der Regel ist das nicht gestattet.