SELK-Hochschule mit zweitem Abend der Ringvorlesung | 26.11.2021

"Polarisierung - Eine Gefahr für Demokratie und Zusammenhalt?"
SELK-Hochschule mit zweitem Abend der Ringvorlesung

Oberursel, 26.11.2021 - selk - Gestern fand der zweite Abend der Ringvorlesung der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel (LThH) statt. Die Vortragsreihe steht unter dem Oberthema "Jenseits der einfachen Antworten - Polarisierungen überwinden". Für den gestrigen Abend hatte die theologische Ausbildungsstätte der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) Dr. Cord Schmelzle als Referenten eingeladen, der als Politikwissenschaftler im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt Mitglied im Ausschuss Innovation und Strategie ist und zugleich als Koordinator des Teilinstituts Frankfurt/Main tätig ist. Er wandte sich in seinem Vortrag dem Thema "Polarisierung - Eine Gefahr für Demokratie und Zusammenhalt?" zu.

In drei Teilen entfaltete der Referent seine Überlegungen "Was ist politische Polarisierung?", "Ist Polarisierung eine Gefahr?" und "Was tun gegen Polarisierung?". Im Zuge seines Vortrags räumte Schmelzle mit einigen Vorurteilen auf, etwa dass sich die gesellschaftliche Polarisierung im Zuge der Corona-Pandemie verstärkt habe oder dass Polarisierung immer unter negativen Vorzeichen wahrgenommen werden müsse.

Dagegen arbeitete er heraus, dass eine politische Polarisierung auf der Sachebene durchaus dazu beitragen könne, dass sich unterschiedliche Gruppen in der Gesellschaft von den politischen Akteurinnen und Akteuren repräsentiert fühlten. Problematisch sei allerdings eine "affektive Polarisierung", die dazu führen könne, dass Antipathie und Feindseligkeit gegenüber anderen Gruppen wachsen. Die Gefahr bestehe dann, dass am Ende nicht mehr Überzeugungen zu einer Partei- oder Gruppenpräferenz führten, sondern sich aus der Partei- oder Gruppenpräferenz die Überzeugungen ableiteten.

Problematisch würde Polarisierung nicht zuletzt dann, wenn dadurch die demokratische Legitimität oder die gleichen Grundrechte bestimmter Bevölkerungsgruppen in Frage gestellt würden. Andererseits könnte aber auch ein weitgehendes gesellschaftliches Einvernehmen dann kritisch wahrzunehmen sein, wenn es dazu führt, bestimmte gesellschaftliche Gruppen auszuschließen oder zu diskriminieren. In solchen Situationen könnte gerade ein Aufbrechen des gesellschaftlichen Konsenses, wie es etwa in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der 60er-Jahre zu beobachten war, nötig sein.

In seinen abschließenden Überlegungen ermutigte der Referent dazu, am je eigenen Platz nach Möglichkeiten zu suchen, sich mit Menschen anderer Überzeugungen für ein gemeinsames Ziel einzusetzen - wie dies etwa in Sportvereinen gelinge. Ein solches Engagement könne auf praktischer Ebene dazu beitragen, ungute Polarisierung in der Gesellschaft zu überwinden.

An den Vortrag schloss sich eine angeregte Diskussion an, in der die Gedanken des Referenten weitergeführt, kritisch hinterfragt und auch auf den Bereich von Theologie und Kirche übertragen wurden.

Der Vortragsabend fand angesichts der jüngsten Inzidenzentwicklung komplett im digitalen Raum statt. Der nächste Abend der Ringvorlesung ist für den 9.

Dezember, dann erneut um 19.30 Uhr, geplant. Prof. Dr. Gilberto da Silva, Professor für Historische Theologie an der LThH, wird zum Thema "Perspektivische Hermeneutik und Polarisierungsüberwindung" referieren und mit Blick auf Bartolomé de Las Casas (1484-1566) historische Beobachtungen aus dem Kontext der Eroberung Amerikas für die Gegenwart fruchtbar machen.

Es wird auch für diesen Abend die Möglichkeit geben, im Rahmen einer Videokonferenz teilzunehmen. Zugangsdaten können angefordert werden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

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