Ostern


„Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“


Ostern

Mit diesen Worten begrüßen sich Christen zum Osterfest. Es ist das wichtigste Fest des Kirchenjahres. Das Datum, wann es gefeiert wird, ändert sich jedes Jahr. Das liegt daran, dass der Ostertermin immer wieder neu zu berechnen ist: Ostern ist am Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Tag - und Nachtgleiche. Das klingt etwas kompliziert, zum Glück brauchen wir das auch nicht jeder für sich immer neu ausrechnen, aber in den Zeiten, als man sich, zumindest für die abendländische Kirche, so einigte, war der Sinn, dass man das an jedem beliebigen Ort allein theoretisch tun könnte und einen einheitlichen Ostertermin hat.

Ostern, die Feier der Auferstehung Christi, beginnt liturgisch in der Nacht. „Als der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach …“ (Matthäus 28,1), so fängt der Evangelist Matthäus seinen Bericht an. Nach jüdischer Zählweise beginnt der Tag mit dem Vorabend. Der Sabbat endet mit dem Sonnenuntergang. Wenn die Kirche also in der Nacht vom Karsamstag auf den Ostersonntag den Gottesdienst der heiligen Osternacht feiert, denken wir an die Erzählung des Evangelisten Matthäus. Die Gottesdienste am Morgen des Ostersonntags folgen dem Evangelisten Markus, der schreibt: „Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging.“ (Markus 16,2). Nach dem Evangelisten Johannes ist Maria von Magdala zum Grab gegangen, bevor der Morgen dämmerte: „Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab …“. (Johannes 20,1) Der Evangelist Lukas schreibt: „Aber am ersten Tag der Woche, sehr früh …“ (Lukas 24,1) Die Auferstehung Jesu ist also ein Geschehen der Nacht oder des frühen Morgens.

Auffällig ist, dass alle Evangelisten nur das „Das“ der Auferstehung Jesu bezeugen, nicht aber das „Wie“. Für die Auferweckung des Sohnes Gottes durch Gott den Vater gibt es keine menschlichen Vergleiche und Worte. Es war ja auch kein menschlicher Zeuge dabei. Berichtet wird das Faktum: Das Grab Jesu war leer. Der Apostel Paulus fasst das Geschehen in Form eines frühen Glaubensbekenntnisses, das ihm wahrscheinlich auch schon so beigebracht worden ist, zusammen:

„Denn als erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.“(1. Korinther 15,3-5)

Für Christen war von Anfang an wichtig: Christus ist wirklich gestorben. Christus hat wirklich tot im Grab gelegen. Gott hat ihn am dritten Tag auferweckt, so wie er es vorher angekündigt hat. Der Auferstandene hat sich seinen Jüngern gezeigt, er ist wahrhaftig leiblich auferstanden.

Wenn sich auch die Auferweckung an sich zwar nicht beschreiben lässt, so lässt sie sich mit Vorbildern aus dem Alten Testament jedoch deuten. In den biblischen Lesungen der Osternacht wird es deutlich: es beginnt mit der Schöpfung. So wie Gott am Anfang alles, was ist durch sein allmächtiges Wort ins Sein gerufen hat, so ruft er auch seinen Sohn und damit in letzter Konsequenz auch uns durch sein Wort erneut ins Leben. Er ruft das Nichtseiende, dass es sei. Das Schicksal der Glaubenden verbindet sich mit dem Schicksal Jesu in der Taufe. Wie die Arche Noah durch die Sintflut hindurch gerettet wurde, rettet Gott Christus und uns durch die Todesflut hindurch. Die nächste Lesung erzählt die Geschichte von Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer. Wie Gott einst sein Volk durch das Wasser hindurch errettet hat, reißt er Christus und uns durch den Tod und alle Verderbensmächte ins Leben. Auferstehung ist Neuschöpfung. Gott hat durch den Propheten Hesekiel versprochen, ein neues Herz und einen neuen Geist zu geben. Wie Hesekiel über das Feld voller Totengebeine weissagte und durch Gottes Schöpferwort „Siehe, ich will Odem in euch bringen, dass ihr wieder lebendig werdet.“ die Toten leiblich auferstehen, so handelt Gott an Christus und an uns. In der Taufe wurden wir mit Christus begraben und mit ihm auferweckt.

Diese Wirklichkeit können wir in den Gottesdiensten zu Ostern mit allen Sinnen erfahren: Aus der Todesflut wird Taufwasser, das ist ein gnadenreiches Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt. Aus dem Dunkel des Grabes und des Todes wird helles Osterlicht, grüßt das Licht der Osterkerze den aufgehenden Morgenstern, strahlt die Ostersonne. Aus dem Fasten wird ein Fest, aus Verzicht überwältigende Fülle. Aus den Farben der Buße und der Trauer wird leuchtendes Weiß. Aus Trauer wird das Osterlachen, denn Hölle, Tod und Teufel sind besiegt.

Christus spricht: „Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“ (Offenbarung 1,17f)

 

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