LWB/ILC: Irritationen | 04.07.2018

Kontroverse zwischen lutherischen Weltbünden
SELK-Bischof bringt Bedauern zum Ausdruck

Genf/Hannover, 4.7.2018 - idea/selk - Das Verhältnis des Lutherischen Weltbundes (LWB) zum Internationalen Lutherischen Rat (ILC) hat sich verschlechtert. Das erklärte LWB-Generalsekretär Martin Junge (Genf) in seinem Bericht auf der Ratstagung seines Dachverbandes in Genf. Der ILC ist ein theologisch konservativer Zusammenschluss lutherischer Kirchen, der die Bibel als unfehlbares Wort Gottes ansieht. Er umfasst 38 Mitgliedskirchen mit rund 3,3 Millionen Mitgliedern. Junge teilte mit, dass der LWB die jährlich stattfindenden Gespräche mit dem ILC vorübergehend ausgesetzt habe. Er begründete dies mit "offenen Feindseligkeiten" seitens des ILC. Von dort kämen auch "aggressive und falsche Aussagen" über den LWB. Der ILC-Vorsitzende und Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), nahm auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea zu den Vorwürfen Stellung. Er bedaure die vorübergehende Aussetzung der Begegnungen zwischen beiden Seiten sehr. Hintergrund dieses einseitigen Schrittes des LWB sei offenbar der Beschluss des Southern Illinois Districts der Lutherischen Kirche-Missouri Synode (LCMS) in den USA, Kirchen mit einer Doppelmitgliedschaft in beiden Weltbünden zum Verlassen des LWB aufzufordern. "Diese sehr lokale Entscheidung einer Untergliederung einer Mitgliedskirche des ILC bedaure ich sehr." Sie werde nach seiner Einschätzung, die auch ILC-Exekutivsekretär Albert Collver (St. Louis/US-Bundesstaat Missouri) teile, 2019 in der Generalsynode der LCMS nicht mehrheitsfähig sein.

Voigt: "Ich sehe Kirchen mit einer Doppelmitgliedschaft in beiden Weltbünden in einer Brückenfunktion." Sie trügen zu einer Verständigung beider Seiten bei. Die Irritationen des LWB beziehen sich, so der Bischof, zudem wahrscheinlich auf eine Regelung der ILC-Geschäftsordnung. Demnach können Kirchen, Organisationen und Einzelpersonen als Beobachter des ILC anerkannt werden. LWB-Generalsekretär Junge hatte in seinem Bericht kritisiert, dass es beim ILC Bestrebungen gebe, konservativen Gruppen und Einzelpersonen innerhalb der LWB-Mitgliedskirchen den Beitritt zum ILC "in einer speziellen Kategorie" zu ermöglichen. Voigt verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der ILC - anders als der LWB - keine Kirchengemeinschaft sei, sondern ein Zusammenschluss von Kirchen mit gleicher Bekenntnisgrundlage. Der Bischof gibt ferner zu bedenken, dass es nach seiner Wahrnehmung innerhalb des LWB Spannungen zwischen konservativen und liberalen Kirchen gebe, bei denen es insbesondere um sexualethische Fragestellungen gehe: "Dass der ILC hier in ein Spannungsfeld gerät, ist nicht dem ILC anzulasten." Der Bischof will sich nach eigenen Angaben dafür einsetzen, "dass die Gespräche zwischen LWB und ILC wieder in geregelte Bahnen kommen". LWB-Generalsekretär Junge habe in seinem Bericht auch die "bedeutenden Erträge" unterstrichen, die die Begegnungen zwischen beiden Seiten bisher erbracht hätten. Dem stimme er zu, so Voigt.

Der LWB vereint 74 Millionen evangelische Christen in 145 Mitgliedskirchen aus 98 Ländern.

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Evangelische Nachrichtenagentur idea, 4.7.2018
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