Kirchenjahr
Um die ein für allemal geschehene Erlösung der Menschen durch Jesus Christus immer wieder zu feiern, begeht die Christenheit das Kirchenjahr. Dies beginnt am 1. Sonntag im Advent.
Im Kirchenjahr geht die Kirche den „großen Taten Gottes" nach. Sie feiert die Menschwerdung des Gottessohnes (Weihnachten), seinen Kreuzestod und seine Auferstehung (Karfreitag und Ostern), seine Erhöhung über alle Welt (Himmelfahrt), die Ausgießung des Heiligen Geistes (Pfingsten) und erwartet seine herrliche Wiederkunft und sein Gericht (letzte Sonntage des Kirchenjahres).
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Bestattung
Ein Mensch liegt im Sterben
Liegt ein Mensch im Sterben, können Sie gerne einen Pfarrer rufen. Ist der Sterbende noch ansprechbar, dann können Dinge des Lebens aufgearbeitet, Vergebung unter den Angehörigen und vor Gott empfangen, aber auch die Liebe untereinander ausgedrückt werden. Der Pfarrer wird versuchen den Sterbenden und die Angehörigen zu begleiten.
Ein Mensch ist verstorben
Ist ein Mensch zu Hause verstorben, verständigen Sie bitte einen Arzt. Gerne dürfen Sie einen Pfarrer rufen. Ebenso ist ein Bestattungsunternehmen zu beauftragen. Ist ein Angehöriger im Krankenhaus verstorben, beauftragen Sie bitte ein Bestattungsinstitut. Bei Unfalltod, Suizid oder einer Straftat ist grundsätzlich die Polizei zu informieren. Der Verstorbene ist beim Standesamt durch Vorlage der Sterbeurkunde (Ausstellung durch einen Arzt) abzumelden.
Hierneben sind noch andere Punkte zu bedenken, wie beispielsweise: Weitere Familienangehörige sind zu verständigen und das Testament des Verstorbenen ist zu berücksichtigen. Zwischen Ihnen als Angehörige, dem Beerdigungsunternehmen und dem Pfarrer ist dann einvernehmlich ein Termin für die Bestattung zu finden. Zahlreiche Punkte erledigt der beauftragte Bestatter.
Gibt es einen kirchlichen Abschied vor der eigentlichen Beerdigung?
Ja. Hierbei handelt es sich um eine Aussegnungsandacht. Es ist ein kurzer Gottesdienst von vielleicht 10 Minuten. Er kann folgenden Ablauf haben:
Friedensgruß
Bibelvers
Gebet
(Valetsegen)
Lesung (mit Zuspruch)
Vaterunser
Segen
Der Trauerbesuch durch den Pfarrer
Neben der seelsorgerlichen Begleitung, dient der Besuch des Pfarrers auch dazu die Beerdigung vorzubereiten. Im Trauergespräch fragt der Pfarrer Sie nach dem Leben des Verstorbenen. Diese Fragen dienen der Erstellung des Lebenslaufes, der vorgelesen werden kann, wenn Sie dieses wünschen. Dann ist es wichtig einen Vers aus der Bibel auszuwählen, über den die Traueransprache gehalten werden soll. Es eigenen sich hierfür Tauf,- Konfirmations- oder Trausprüche, oder aber Verse aus der Bibel, die dem Verstorbenen in seinem Leben Trost, Hoffnung und Kraft gegeben haben oder aber andere Worte der Heiligen Schrift. Weiter wird auch der Ablauf des Trauergottesdienstes besprochen, Fragen nach christlichen Liedern geklärt oder nach der musikalischen Umrahmung.
Dürfen Würdigungen durch Vereine, Arbeitgeber oder andere erfolgen?
Ja, Würdigungen sind nach dem Segen am Grab möglich. Da es sich um einen Gottesdienst handelt, möchten Wertschätzungen des Verstorbenen nicht vor Erteilung des Segens erfolgen.
Wie sollen wir mit dem Thema Beileidsbekundungen am Grabe umgehen?
Dies liegt in Ihrem Ermessen. Jeder wird Verständnis haben, wenn Sie keine Beileidsbekundungen am Grabe wünschen. Bedenken Sie hierbei aber, dass Freunde, Bekannte, Nachbarn die Trauer mit Ihnen teilen möchten und Ihnen auf diesem Wege zeigen wollen, dass Sie nicht alleine sind. Beileidsbekundungen können ja sehr unterschiedlich sein. Eine Umarmung, ein stummer Händedruck, ein kurzer Vers aus der Bibel mit einem persönlichen Wort oder anderes. Es kann also gut sein, auf diese Weise die Anteilnahme zu erfahren.
Was ist nach der Bestattung zu tun?
In unseren Breiten werden oftmals Bekannte, Freunde und Verwandte zu einem kleinen Imbiss in eine Gaststätte eingeladen. Sie müssten also klären, ob und wenn ja, wo ein solches Essen stattfinden soll. Bei diesem Imbiss geht es nicht um eine Feier, sondern darum, dass Sie als Angehörige nach der Beerdigung nicht gleich alleine sind. Sie haben dort die Möglichkeit mit Freunden, Verwandten und Nachbarn sich auszutauschen.
Trauung
Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, dass Sie sich für diesen Schritt entschieden haben! Im Vorfeld der Hochzeit gibt es viel zu bedenken: Einladungen verschicken, eine Möglichkeit für die Hochzeitsfeier finden, Termin der Standesamtlichen Eheschließung und vieles mehr. Was ist also für eine kirchliche Trauung zu bedenken:
Wo melden wir die kirchliche Trauung an?
Bitte wenden Sie sich in allen Fragen an ihr zuständiges Pfarramt. Es ist gewiss gut, sich so früh wie möglich mit dem Pfarrer in Verbindung zu setzen, damit Termine für das Traugespräch zwischen Brautpaar und Pfarrer sowie die kirchliche Trauung vereinbart werden können.
Können wir und/oder unsere Freunde den Traugottesdienst mitgestalten?
Das wird von den Pfarrern und Gemeinden unterschiedlich gehandhabt. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Pfarrer über die Möglichkeiten.
Brauchen wir Trauzeugen?
Nein, Trauzeugen sind nicht erforderlich. Seit einiger Zeit sind Trauzeugen auch für die standesamtliche Eheschließung nicht mehr gefordert. Falls Sie aber Trauzeugen benennen möchten, können Sie das natürlich.
Können wir uns ausschließlich kirchlich trauen lassen?
Seit dem 1. Januar 2009 ist die gesetzlich geschlossene Ehe vor dem Standesamt keine zwingende Voraussetzung für eine kirchliche Trauung. Eine ausschließlich kirchliche Trauung hat nach der jetzigen Gesetzeslage jedoch keine rechtlichen Auswirkungen, z.B. bezüglich der Auskunftspflicht bei Erkrankungen, Steuergesetzgebung, etc. In ausschließlich seelsorgerlichen Einzelfällen kann in Absprache mit dem Pfarrer und der Kirchenleitung eine kirchliche Trauung ohne vorherige Eheschließung vor dem Standesamt erfolgen. Setzen Sie mit Ihrem Pfarrer in Verbindung.
Können wir uns trauen lassen, wenn einer von uns nicht zur Kirche gehört?
Bei der Eheschließung eines Christen mit einem Nichtchristen kann keine christliche Trauung erfolgen. Jedoch kann an den Eheleuten im Zusammenhang mit einem Gemeindegottesdienst kirchlich gehandelt werden. Voraussetzung ist auch hier ein Gespräch mit dem Pfarrer. Das kirchliche Handeln im Gottesdienst umfasst dann Abkündigung, Anrede mit Gottes Wort, Fürbitte und Segenswunsch.
Können wir uns „ökumenisch" trauen lassen?
Gehört ein Partner einer anderen christlichen Kirche als der lutherischen an, dann ist das kein Hindernis für eine Trauung. Die damit zusammenhängenden Fragen sind im Traugespräch zu klären und offen zu besprechen.
Wie lange dauert ein Gottesdienst zur Trauung?
Das hängt von der Gestaltung des Gottesdienstes ab. Gewöhnlich dauert ein Traugottesdienst etwa 45 Minuten.
Wer schmückt die Kirche?
Dies wird von Kirchengemeinde zu Kirchengemeinde unterschiedlich gehandhabt. Bitte sprechen Sie darüber mit Ihrem Pfarrer im Traugespräch.
Ehejubiläen
Sie sind 25 oder 50 Jahre verheiratet und möchten einen Dankgottesdienst in der Kirche feiern? Sehr gerne! Setzen Sie sich mit Ihrem Pfarrer in Verbindung.
Konfirmation
Nun ist es soweit, dass Ihre Kinder den Konfirmandenunterricht besuchen möchten. Aber was ist zu tun? Sehr gerne dürfen Sie sich auch mit den Pfarrern in Verbindung setzen. Persönlich können dann diese oder weitere Fragen im Gespräch geklärt werden.
Wie melde ich mein Kind zum Konfirmandenunterricht an?
Bitte wenden Sie sich an den für Sie zuständen Pfarrer und teilen ihm mit, dass Sie ihr Kind zum Unterricht anmelden möchten.
Wer darf am Unterricht teilnehmen?
Zum Konfirmandenunterricht kann sich jeder anmelden. In der Regel beginnt der kirchliche Unterricht im Alter von 10-12 Jahren. Es kommt auch immer häufiger vor, dass sich Erwachsene konfirmieren lassen wollen. Die Taufe ist keine Voraussetzung für den Unterricht. Diese kann im Laufe der Konfirmandenzeit gespendet werden. Durch den Unterricht sollen die Kinder bzw. Erwachsenen in die Welt des christlichen Glaubens hineinwachsen, auf ihre Fragen von der Bibel her Antworten erhalten und zu mündige Christinnen und Christen werden.
Wie lange dauert ein Kurs?
In der Regel dauert ein Konfirmandenkurs 2 Jahre.
Wie teuer ist die Teilnahme am Kurs?
Für den Unterricht müssen Sie nichts bezahlen.
Der Konfirmationsgottesdienst!
Nach der Konfirmandenprüfung, auch Vorstellung genannt, wird an einem Sonntag ein festlicher Gottesdienst zur Konfirmation gefeiert.
Glauben leben!
„Konfirmation" ist ein Fremdwort. Es kommt aus der lateinischen Sprache und heißt: befestigen, stärken, bestätigen, beteuern. Dies soll im Unterricht geschehen und findet seine Bestätigung in der Konfirmation.
Taufe und Konfirmation
In der Regel sind die Konfirmanden als Säuglinge oder kleine Kinder getauft worden. Dort sind sie auf den Namen Gottes des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes mit Wasser getauft worden und zum Kind Gottes geworden. In der Konfirmation sollen die Jugendlichen nun selber ihren christlichen Glauben bekennen und Ja zum christlichen Glauben sagen.
Die Beichte
Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.
(1. Brief des Johannes 1, 8-10)
Jesus spricht zu seinen Jüngern: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.
(Johannes 20, 21-23)
Oft wird behauptet, die Beichte gebe es nur in der römisch-katholischen Kirche, Luther habe sie abgeschafft. Luther hat sich zwar gegen die damalige Praxis der Beichte gewandt, zum Beispiel, dass man alle Sünden vollständig aufzählen sollte (was unmöglich ist), und auch jeden Zwang zur Beichte lehnte er ab, wodurch sie zur „reinen Angst- und Marterhölle“ gemacht worden sei. Aber niemals wollte er den einzigartigen Trost, der mit der Sündenvergebung verbunden ist, aufgeben. Ja, er zählte Buße und Beichte als „drittes Sakrament“ – neben der Taufe und dem Abendmahl. Denn für Luther geht die Wirkung von Beichte und Buße in dieselbe Richtung wie die von Taufe und Abendmahl. Wir glauben, so schreibt es Luther im Großen Katechismus (II Der Glaube; Der dritte Artikel), „dass wir in der Christenheit Vergebung der Sünde haben – durch die heiligen Sakramente und die Absolution …“ Darin liegt der ganze Trost der Beichte für die „erschrockenen Gewissen“, dass Gott selbst der Handelnde ist durch seinen Vergebungszuspruch.
In der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) wird die Beichte häufig in Form einer Beichtandacht vor dem Gottesdienst angeboten, in der den Beichtenden am Altar einzeln durch Handauflegen die Vergebung Gottes zugesprochen wird. Natürlich steht jeder Pfarrer auch gern bereit, Ihnen die Einzelbeichte abzunehmen oder Ihre Fragen dazu zu beantworten.
Unser Verständnis der Beichte (siehe auch unter → A-Z: Beichte)
Christus hat seiner Kirche die Vollmacht übertragen, die Sünden zu vergeben oder zu behalten. Deshalb kann in der Beichte dem Einzelnen die Vergebung der Sünden zugesprochen werden. Diese Schlüsselgewalt wird von den ordinierten Pfarrern ausgeübt. Davon zu unterscheiden sind das Gebet um Vergebung und die wechselseitige Vergewisserung der Sündenvergebung unter Christen.
Die Lossprechung (Absolution) ist die Hauptsache in der Beichte; sie folgt dem Bekenntnis der Sünde (in der Einzelbeichte oder in der gemeinsamen Beichte). Auch der Getaufte fällt immer wieder in Sünde zurück. Sünde ist Ablösung und Abwendung des Menschen von Gott in Unglauben und Hinneigung zum Bösen. Die Beichte dient dazu, ihm Vergebung und Erneuerung zu bringen, das heißt zu seiner Taufe zurückzukehren. Die erteilte Vergebung ist wirksam und gültig, weil sie in Gottes Namen und im Auftrag Christi zugesprochen wird. Sie ist nicht gebunden an die Aufzählung aller Sünden in Gedanken, Worten und Werken. Wohl aber soll der Beichtende seine Sünden bekennen und bereuen. Will er begangene Sünden namentlich nennen und sich davon befreien lassen, kann er das in der Einzelbeichte tun. Was dem Pfarrer (Beichtvater) bekannt wird, steht unter dem Beichtsiegel, das heißt, der Pfarrer ist zu unbedingter Verschwiegenheit gegen jedermann verpflichtet.
Wo jedoch Erkenntnis der Sünde, Reue und Glauben fehlen, darf der Pfarrer von seiner Vollmacht zur Vergebung keinen Gebrauch machen, sondern er hat dem Unbußfertigen seine Sünde zu behalten, bis dieser zur Einsicht und Umkehr kommt.
Die Einzelbeichte wird in der lutherischen Kirche nicht mehr so häufig gesucht wie früher. Dennoch liegt der große Trost der Einzelbeichte gerade darin, dass ein Einzelner und in seiner Schuld einsamer Mensch das Nahesein eines anderen Menschen erlebt, der die Gegenwart Gottes erfahrbar werden lässt. Hier besteht die Möglichkeit, Schuld ausdrücklich zu benennen.
Aus: Martin Luther, Kleiner Katechismus
Was ist das Amt der Schlüssel?
Es ist die besondere Gewalt, die Christus seiner Kirche auf Erden gegeben hat, den bußfertigen Sündern die Sünden zu vergeben, den unbußfertigen aber die Sünden zu behalten, solange sie nicht Buße tun.
Was ist die Beichte?
Die Beichte begreift zwei Stücke in sich: eins, dass man die Sünden bekenne, das andre, das man die Absolution oder Vergebung vom Beichtiger empfange als von Gott selbst und ja nicht daran zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel.
Welche Sünden soll man beichten?
Vor Gott soll man sich aller Sünden schuldig geben, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Vaterunser tun. Aber vor dem Beichtiger sollen wir allein die Sünden bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.
Aus: Martin Luther, Großer Katechismus
Eine kurze Ermahnung zur Beichte
Von der Beichte haben wir immer gelehrt, dass sie frei sein soll. Wir haben die Tyrannei des Papstes beseitigt, so das wir alle von der unerträglichen Bürde und Last befreit und von dem Zwang los sind, der der Christenheit auferlegt worden war. Denn nichts war, wie wir es alle erfahren haben, so schwer und erdrückend als der Zwang, dass jeder beichten musste. Nicht zu beichten war die größte Todsünde. Außerdem hatte man die Beichte so schwergemacht und die Gewissen dadurch gemartert, dass man die Sünden alle aufzählen sollte. Man hat darum nie genug beichten können! Und das Schlimmste dabei war, dass niemand gelehrt und gewusst hat, was die Beichte eigentlich ist oder wie nützlich und tröstlich sie ist. Sondern man hat uns aus ihr eine reine Angst- und Marterhölle gemacht, weil jeder hat beichten müssen. Keiner anderen Sache ist man so Feind gewesen wie gerade der Beichte.
(…) Zur Beichte sollte dich nun niemand mit Geboten drängen müssen, sondern wir sagen so: Wer ein Christ ist oder es gern sein möchte, der lasse sich diesen guten Rat geben, dass er hingehe und den kostbaren Schatz hole (…). (…) Wir ermahnen aber, dass du beichten und deine Not klagen sollst, aber nicht deswegen, als würdest du damit ein gutes Werk tun, sondern damit du hörst, was dir Gott sagen lässt. Auf das Wort, sage ich, bzw. auf die Absolution musst du schauen und sie für etwas Großes und Teures halten, für einen vortrefflichen, großen Schatz, der mit aller Ehrerbietung und mit Dank anzunehmen ist.
(…) Bist du nun ein Christ, so ist es überhaupt nicht nötig, dass ich dich zur Beichte zwinge oder dass der Papst sie dir gebietet, sondern du wirst dich wohl selber zwingen und mich um die Beichte bitten, damit du Anteil an ihrem Segen haben mögest. Verachtest du aber die Beichte und willst du stolz, ohne zu beichten, dein Leben führen, so fällen wir das Urteil, dass du kein Christ bist und dass du auch das Sakrament nicht empfangen kannst. Und dies ist ein sicheres Zeichen, dass du auch das Evangelium verachtest.
Taufe
Das Christsein beginnt mit der Heiligen Taufe. Dort spricht der Dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, sein Ja zu Ihnen. Vom Empfang der Heiligen Taufe soll niemand ausgeschlossen werden. Darum werden in der Evangelisch-Lutherischen Kirche alle Menschen getauft, die darum bitten. Oft wird die Taufe an Säuglingen gespendet, aber auch immer mehr Erwachsene suchen den christlichen Glauben und finden dort ihr geistliches Zuhause. Der christliche Glaube gibt Halt und eröffnet einen neuen Lebenshorizont. Darum laden wir Sie herzlich ein auf unseren Seiten erste Informationen zu sammeln und freuen uns auf einen Kontakt mit Ihnen.
A) Die Heilige Taufe - Was ist das?
Der Auftrag!
Jesus Christus hat der Kirche den Auftrag gegeben überall hinzugehen, die Völker zu lehren und zu taufen im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (Matthäus 28,19+20). Somit hat Jesus Christus die Taufe eingesetzt. Die Taufe erfolgt mit Wasser auf den Namen des Dreieinigen Gottes, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Heilige Taufe ist eines der Sakramente in der Evangelisch-Lutherischen Kirche
Wer kann getauft werden?
Grundsätzlich gilt das Angebot Gottes allen Menschen, den Säuglingen und den Erwachsenen, den Jungen und den Alten, den Ausländern und den Einheimischen. Alle Völker, alle Menschen, sollen durch die Heilige Taufe zu Gottes Kindern werden.
Wer handelt in der Taufe?
Durch den Pfarrer handelt der Dreieinige Gott an dem Menschen, der getauft werden soll.
Warum taufen?
Wir Menschen, vom Säugling bis zum Greis, stehen in einer unheilvollen Schicksalsgemeinschaft, aus der wir aus eigener Kraft nicht herauskommen. Es ist wie ein Virus, das wir in uns tragen. Die Bibel und in Folge dessen auch unsere lutherischen Bekenntnisschriften bezeichnen es als Auflehnung Gott gegenüber. Wir räumen ihm nicht den Platz in unserem Leben ein, den er eigentlich haben müsste und geben ihm nicht die Ehre. Vielmehr neigen wir lieber zum Bösen, von Gott abgewandt. Darum wird dies auch die Hauptsünde genannt. Das sagt uns Gottes Wort. Von selbst verstehen wir das nicht. Es geht bei dieser eben beschriebenen Hauptsünde also nicht nur um bewusste Schuld und Sünde, sondern um die Grundeinstellung Gott gegenüber, die wir in unserem Wesen haben. Sie lässt sich mit dem Verstand nicht erkennen; weder kann dies ein Säugling noch ein Erwachsener. Gottes Wort allein sagt es uns.
Was geschieht in der Heiligen Taufe?
Das Neue Testament spricht an vielen Stellen von der Heiligen Taufe und beschreibt unterschiedliche Gesichtspunkte:
- Der Täufling wird von neuem geboren (Titus 3,5)
- Der Täufling bekommt das, was Jesus Christus am Kreuz für ihn getan hat, geschenkt (Römer 6,3-11)
- Der Täufling wird in die Gemeinde Jesu Christi - der Kirche - eingegliedert (1. Korinther 12,13)
- Der Täufling bekommt Christus angezogen (Galater 3,27)
- Der Täufling erhält Vergebung der Sünden und die Gabe des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 2,38)
In der Heiligen Taufe handelt der Dreieinige Gott umfassend und ganzheitlich. Dort beginnt ein neues Leben und ewiges Heil wird dort geschenkt. Darum ist die Taufe auch eine zweite Geburt. Mit der ersten, leiblichen Geburt werden wir Erdenbürger, Mitglieder einer Familie, mit der zweiten Geburt werden Bürger im Reich Gottes und Glied einer christlichen Gemeinde mit Schwestern und Brüdern im Herrn. In der Taufe geht der Dreieinige Gott eine lebendige Verbindung ein, die nicht einmal der Tod unterbrechen kann. Denn durch die Taufe sind die Mächte, die Chaos ins Leben bringen: Sünde, Tod und Teufel, gebändigt und besiegt. Auch wenn sie immer wieder versuchen im Leben Macht zu bekommen, haben sie keine letztgültige Chance mehr, weil wir Gottes Kinder sind. Andere Mächte haben da keinerlei Ansprüche mehr anzumelden. So schenkt uns der Dreieinige Gott Vergebung der Sünden, Erlösung vom ewigem Tod und dem Teufel, und schenkt uns Gotteskindschaft und ewiges Leben.
Leben aus der Taufe!
Wie in einer freundschaftlichen Beziehung oder der Ehe, will die lebendige Verbindung zwischen Gott und dem Täufling gepflegt werden. Pflegen wir Menschen untereinander Freundschaften nicht, zerbrechen sie. Gott möchte diese Verbindung zum Täufling pflegen. Diese Verbindung muss allerdings auch von unserer Seite aus mit Leben gefüllt werden. Ein Christ kann niemals für sich allein bestehen. Es gibt in Wirklichkeit kein „privates Christentum“. Der Christ braucht die Gemeinschaft des Gottesdienstes, der Kirche und Gemeinde. Wird ein brennender Holzscheit aus dem Feuer genommen und an die Seite auf einen Stein gelegt, geht er aus. Ohne die Gemeinschaft mit Jesus Christus und den Glaubensgeschwistern geht auch das Feuer des Glaubens aus und verlischt. Auch als Christen fallen wir immer wieder zurück in Schuld gegenüber unserem Mitmenschen und Sünde Gott gegenüber. Als Getaufte gilt es daher immer wieder zurück zur Taufe. Ein Beispiel kann uns einiges verdeutlichen: Die Taufe ist ein sicheres Schiff, das jedoch auf der hohen und stürmischen See des Lebens fährt. Wir Menschen sind dann leider so leichtsinnig und springen jeden Tag neu in die Fluten von Schuld und Sünde. Christus schmeißt uns allerdings einen Rettungsring in diese tobende See – das ist die Beichte. Jesus Christus zieht uns durch die Beichte wieder ins sichere Boot der Taufe zurück.
Wie oft taufen?
Grundsätzlich wird die Taufe nur einmal gespendet. Eine Wiedertaufe ist nicht möglich.
Wann taufen?
Die Taufe sollte nicht zu lange aufgeschoben werden, sondern möglichst früh nach der Geburt erfolgen.
B) Die Heilige Taufe - Wie geht es weiter?
Dieser Abschnitt möchte Ihnen das weitere Vorgehen erklären und auf Fragen antworten, die häufig gestellt werden.
Das Taufgespräch
Zunächst bitten Sie den Pfarrer um ein Taufgespräch. Dort werden sowohl die grundsätzlichen Inhalte der Taufe als auch der Ablauf im Gottesdienst besprochen. Ebenso können Sie dem Pfarrer mitteilen, welchen Taufspruch Sie für ihr Kind ausgesucht haben und Sie können gegebenenfalls auch christliche Liedwünsche äußern. An dem Taufgespräch sollen neben den Eltern des Täuflings nach Möglichkeit auch die Taufpaten anwesend sein.
Die Taufpaten
Paten sind geistliche Väter oder Mütter ihres Patenkindes. Stellvertretend für den unmündigen Säugling bekennen die Paten den christlichen Glauben während der Taufhandlung.
Wer kann Taufpate werden?
Taufpate kann nur der werden, wer getauft und konfirmiert ist, zu einer christlichen Kirche gehört, deren Taufpraxis anerkannt wird, und die Berechtigung zur Übernahme eines Patenamtes hat. Hierzu wird ein so genannter Patenschein benötigt, der von dem für Sie zuständigen Pfarramt ausgestellt wird. Eltern sollen die Paten gewissenhaft aussuchen. Mindestens ein Pate soll Glied der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) sein, damit das Kind auch in "seine" lutherische Kirche hineinwächst.
Wie kann ich mein Patenamt ausgestalten?
Neben der Begleitung des Kindes, ist zunächst das Gebet zu nennen. Sie können Gott für das Kind, das sie begleiten dürfen, danken und um seinen Schutz und seine Bewahrung bitten. Auch eine besondere Gestaltung des Tauftages durch einen Besuch beim Patenkind, einen Anruf, eine Karte oder vielleicht ein Geschenk zum Tauftag rufen dem Kind in Erinnerung, das es getauft ist. So halten Sie die Taufe und den Tauftag im Leben des Kindes wach.
Gibt es eine ökumenische Taufe?
Nein, es gibt keine ökumenische Taufe, da die Taufe die Kirchenmitgliedschaft in einer konkreten Kirche begründet.
Gibt es eine Altersbeschränkung bei Taufpaten?
Nein, eine Altersbeschränkung gibt es nicht. Taufpate kann werden, wer die Berechtigung zur Übernahme eines Patenamtes hat. Diese erfolgt in der Evangelisch-Lutherischen Kirche mit der Konfirmation.
Ist eine bestimmte Anzahl von Paten erforderlich?
Nein, es gibt keine Vorgaben, wie viele Taufpaten ein Kind haben soll. Es kann aber für ein Kind gut und hilfreich sein mehrere Paten zu haben.
Ich bin aus der Kirche ausgetreten. Kann ich das Patenamt übernehmen?
Nein, Taufpate kann nur werden, wer Glied der Kirche ist. Mit dem Kirchenaustritt ist dokumentiert worden, dass der in der Kirche gelebte christliche Glaube keine Bedeutung zugemessen wird. Weil im Rahmen der Taufhandlung die Paten versprechen mitzuhelfen das Kind im christlichen Glauben zu erziehen, ist es zu Recht eine Zumutung von einem Ausgetretenen ein solches Versprechen einzufordern.
Kann ein älteres Kind während der Konfirmandenzeit getauft werden?
Ja, das ist möglich. Voraussetzung für den Konfirmandenunterricht ist nicht die Taufe.
Ich würde gerne als Erwachsener getauft werden. Was ist zu tun?
Wir freuen uns, wenn Sie sich taufen lassen wollen. Vor der Taufe ist ein Taufunterricht zu absolvieren. Die wesentlichen Inhalte des Glaubens werden dort erläutert und erklärt. Nehmen Sie bitte Kontakt mit dem Pfarramt auf. Der Pfarrer wird Ihnen die weiteren Schritte erläutern.
Wo wird die Taufe vollzogen?
Die Taufe wird in der Regel in der Kirche in einem Gemeindegottesdienst vollzogen. In besonderen Ausnahmefällen kann die Taufe auch in einem eigenen Taufgottesdienst gefeiert werden.
Welche Möglichkeiten der Mitwirkung haben wir im Rahmen der Taufhandlung?
Sie können in Absprache mit dem Pfarrer einen Taufspruch aus der Bibel aussuchen. Ebenso ist es möglich Tauflieder aus dem Evangelisch-Lutherischen Kirchengesangbuch herauszusuchen, die im Gemeindegottesdienst gesungen werden können. Weiter können Sie eine Taufkerze für Ihr Kind zur Taufe mitbringen oder ein so genanntes Taufkleid. Dann ist es auch möglich den Taufstein mit Blumen zu schmücken.
Wird bei einem Konfessionswechsel erneut getauft?
In der Regel nicht, sofern die Taufe im Namen des Dreieinigen Gottes mit Wasser vollzogen wurde. Die Taufen der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), der römisch-katholischen Kirche, der orthodoxen Kirchen, der anglikanischen Kirche u.a. werden anerkannt. Fragen Sie gerne im Pfarramt.
Welche Hilfen gibt die Kirche sich seiner Taufe zu erinnern?
Regelmäßig finden Taufgedächtnis- oder Tauferinnerungsgottesdienste statt. In besonderer Weise erinnern wir uns der eigenen Heiligen Taufe im Rahmen eines Gemeindegottesdienstes.
Was ist eine Nottaufe?
Eine Nottaufe erfolgt bei Lebensgefahr bei einem Menschen, der noch nicht getauft ist. Jeder Christ darf diese Nottaufe vollziehen, wenn kein Geistlicher rechtzeitig herbeigerufen werden kann. Hierbei hat die Taufe mit Wasser im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu erfolgen. Die Nottaufe wird gespendet mit den Worten: Ich taufe dich – Name des Kindes – im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Hierbei wird der Kopf dreimal mit Wasser begossen. Eine vollzogene Nottaufe ist dem zuständigen Pfarramt zu melden, damit Kontakt zu den Eltern hergestellt, die Taufe der Gemeinde bekannt gegeben und die Taufe im Taufbuch vermerkt werden kann.
Wie melde ich mein Kind zur Taufe an?
Bitte wenden Sie sich an das Pfarramt und vereinbaren rechtzeitig einen Termin zur Taufe.
Wie melde ich mich als Erwachsener zum Taufunterricht an?
Bitte wenden Sie sich an das Pfarramt. Dort wird der weitere Ablauf mit Ihnen besprochen.
C) Tauflieder aus dem Evangelisch-Lutherischen Kirchengesangbuch (ELKG)
- Liebster Jesu, wir sind hier, deinem Worte nachzuleben
- Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist
- Lasset mich voll Freuden sprechen: Ich bin ein getaufter Christ
- Ich bin getauft, ich steh im Bunde durch meine Tauf mit meinem Gott
- Gott und Vater, nimm jetzund dieses Kind von unsern Armen
Gottesdienst
Das Wesen des Gottesdienstes
Gottesdienst ist eigentlich viel umfassender als das, was in der gottesdienstlichen Versammlung einer Gemeinde geschieht. Das ganze Leben der Getauften ist Gottesdienst. Wie Gott diesen umfassenden Dienst als Ausdruck des Priestertums der Gläubigen von uns haben will, so will er auch den Gottesdienst als Feier, als Anbetung und Lob. Er lässt es sich gefallen, dass wir unvollkommenen Menschen ihm dienen.
In der gottesdienstlichen Versammlung einer Gemeinde ist der Herr nach seiner Verheißung in Wort und Sakrament gegenwärtig. Der Gottesdienst hat wie eine Ellipse zwei Brennpunkte: Wortverkündigung und heiliges Abendmahl. „Eröffnung und Anrufung", „Verkündigung und Bekenntnis", „Feier des heiligen Abendmahls" und „Entlassung und Segen" könnte man seine einzelnen Teile überschreiben.
Dieser liturgische, d.h. nach fester Ordnung vollzogene Gottesdienst bestimmt das Leben der Einzelgemeinde. Das hat die Kirche von der Urchristenheit gelernt: Der Gottesdienst der versammelten Gemeinde trägt das übrige Gemeindeleben und bestimmt das Alltagsleben des Christen. Er ist das Kraftzentrum einer Gemeinde. Alle Bemühungen um ihn gehören genauso zu den wesentlichen Aufgaben einer Gemeinde wie die um Mission und Diakonie.
Die grundlegenden Elemente des Gottesdienstes
Die Gestalt des Gottesdienstes ist durch die Jahrhunderte gewachsen. „Apostellehre, Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebet' (Apostelgeschichte 2,42) sind ihre ursprünglichen Elemente aus der apostolischen Zeit. Später kamen bestimmte Lobpreisungen, Gebete und Bekenntnisse aus der Bibel hinzu. Der heutige sogenannte Hauptgottesdienst der lutherischen Kirche geht in fast allen seinen Teilen nach Inhalt und Form auf die Heilige Schrift zurück. So stellt er uns hinein in den Gottesdienst, den die Kirche zu allen Zeiten gefeiert hat, ja er verbindet uns sogar mit dem Gottesdienst des alttestamentlichen Gottesvolkes. Er lässt uns heute schon einstimmen in den Lobpreis aller Vollendeten im Himmel. Jeder christliche Gottesdienst ist ein Gottesdienst der einen, heiligen, christlichen und apostolischen Kirche.
Lobpreis und Gebete
Der erste Teil des Hauptgottesdienstes ist Lobpreis und Gebet. Aber auch im folgenden Wortteil und im Abendmahlsteil betet, dankt, lobt und bekennt die versammelte Gemeinde.
Wie im Gespräch zwei Partner wechselseitig reden und einander zuhören, so lebt auch der Gottesdienst davon, daß der Herr und die Gemeinde miteinander sprechen, wechselseitig geben und nehmen. Wenn sich die Gemeinde in Lobpreisungen, Bitten, Liedern und Bekenntnissen an ihren Herrn wendet, hört ER gewiß zu. „Er hat uns geboten zu beten und verheißen, daß er uns will erhören" (Luther im Kleinen Katechismus). Viele Gebetsrufe und Lobpreisungen des Gottesdienstes sind gebetetes Bibelwort; Bibel und Gottesdienstliturgie gehören zusammen.
Wortverkündigung
In den Lesungen und der Predigt redet der auferstandene Herr Christus zu seiner Gemeinde. Die Lesungen sind bestimmte, dem jeweiligen Sonn- oder Festtag zugeordnete Abschnitte der Heiligen Schrift. Die „Epistel" ist eine Lesung aus den Briefen der Apostel, das „Evangelium" eine Lesung aus den neutestamentlichen Evangelien, der Zusammenstellung der Worte und Taten Christi. Während die Lesungen zur Quelle der Verkündigung zurückführen, legt die Predigt das göttliche Gesetz und die Botschaft von unserem Heil in Jesus Christus aus und bezieht sie auf die heutige Gemeinde. Wo das Wort Gottes lauter und rein gepredigt und die Sakramente gemäß der Einsetzung des Herrn Christus verwaltet werden (vgl. Augsburgische Konfession, Artikel VII), dort kann man die eine, heilige, christliche und apostolische Kirche erkennen.
Heiliges Abendmahl
Wer den Hauptgottesdienst miterlebt, kann erfahren, wie von den Lobpreisungen am Anfang über Lesungen, Predigt und Fürbittengebet alles auf die Feier des heiligen Abendmahls zuläuft. Hier schenkt der Herr seinen Leib und sein Blut den Seinen, um sie aufs engste mit sich zu verbinden. Wenn Brot und Wein mit den Einsetzungsworten Christi gesegnet sind, sind sie Träger seines Leibes und Blutes (der Pfarrer ist dabei nur Mund und Handlanger des Herrn). Wer Leib und Blut Christi gläubig empfängt, dem wird dadurch Vergebung der Sünde und Anteil am Leben des Auferstandenen, Heil und Seligkeit geschenkt. Denn Christus sagt: „Das ist mein Leib, für euch gegeben; das ist mein Blut, für euch vergossen zur Vergebung der Sünden.“
Ist die Gabe so groß und kostbar, dann tragen alle, die sie austeilen und empfangen, große Verantwortung. Der Christ soll möglichst oft, aber nie leichtfertig oder unwissend das Heilige Abendmahl empfangen. Jedes Mal, wenn es gefeiert wird, ist er eingeladen. Wenn er’s gläubig empfängt, wächst er immer tiefer in das Geheimnis dieser großen Gnadengabe Christi hinein.
Wenn aber die Einheit in Lehre und Bekenntnis nicht oder nicht mehr vorhanden ist und die Überzeugung fehlt, dass jeder Teilnehmer am Abendmahl tatsächlich den wahren Leib und das wahre Blut Christi zur Vergebung der Sünden empfängt, dann ist auch die Vorraussetzung für gemeinsame Teilhabe an diesem Sakrament nicht mehr gegeben. Das kann zu schmerzlichen Trennungen nötigen.
Die SELK respektiert anders lautende Überzeugungen, erwartet aber gleichen Respekt für das, was sie lehrt und bekennt. Gemeinschaft am Altar findet dort ihre Grenze, wo gemeinsames Bekennen nicht möglich ist.
So hat die SELK keine Abendmahlsgemeinschaft mit den orthodoxen Kirchen des Ostens, der römisch-katholischen Kirche, den Kirchen der reformierten Tradition Zwinglis und Calvins, den unierten Kirchen und auch denjenigen lutherischen Kirchen, die wesentliche Lehren der lutherischen Bekenntnisse praktisch aufgegeben haben.
Wo es ortsüblich ist, sollten sich die Kommunikanten vor dem Abendmahlsgang (meist in der Sakristei vor dem Gottesdienst) anmelden, um dem Pfarrer Gelegenheit zu einem seelsorglichen Gespräch zu geben und ihm einen Überblick über die Zahl der Abendmahlsgäste zu ermöglichen.
Gemeinschaft
Wie die Empfänger des Abendmahls durch Christi Leib und Blut in enge Gemeinschaft mit Christus eintreten, so werden sie auch untereinander verbunden zu einer heiligen Gemeinschaft. Der ganze Gottesdienst ist ein gemeinschaftliches Tun. Gemeinsam wird gebetet, gesungen, gelobt und bekannt, gehört und empfangen. Der auferstandene Christus handelt an seiner Gemeinde und dadurch auch am Einzelnen. Recht verstanden lässt sich der einzelne Christ durch den Gottesdienst einbinden in die Gemeinschaft der Gläubigen. Er bleibt über den Gottesdienst hinaus in seinem Leben und Leiden auf die Gemeinde angewiesen und die Gemeinde auf ihn.
Jeder Gottesdienst ein Fest
Es ist etwas Großes, wenn wir wagen, vor den lebendigen Gott hinzutreten. Ein Gottesdienst ist ein Fest, das wir mit hoher Ehrfurcht begehen. Er darf auch festlichen Glanz ausstrahlen. Für den Gottesdienst sollte immer das Beste gerade gut genug sein: von den Gotteshäusern angefangen bis hin zu Musik, Farben, Gewändern, Gebärden und jeglichem gottesdienstlichen Verhalten. Alles dient dem Lobpreis Gottes.
Auferstehung Christi und der Sonntag
Der Gottesdienst gründet in der Auferstehung Jesu Christi. Weil er auferstanden ist, treten wir in seinem Namen und in seiner Mittlerschaft vor den Vater im Himmel. Ohne die Gewissheit der Auferstehung verlöre das heilige Abendmahl seine Substanz und Wirkung und die Predigt alle innere Kraft.
Alles, was im Gottesdienst geschieht, beruht auf dem Ostersieg des Herrn. Darum feiert die Christenheit nicht mehr den Sabbat, sondern den Tag der Auferstehung des Herrn, den Sonntag. Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest, Anfang einer neuen Schöpfung, deren Vollendung wir entgegengehen.
Gedenktage
Weil Christus die Apostel und Evangelisten, Martyrer und Kirchenväter zu Werkzeugen beim Bau seiner Gemeinde gemacht hat, hält die Kirche ihr Gedächtnis durch Gedenktage lebendig. Gleicherweise preist die lutherische Kirche das Gnadenhandeln Gottes, durch das er seine Kirche erneuerte, an den Gedenktagen der Reformation und des Augsburgischen Bekenntnisses.
Gottesdienstformen
Neben dem Hauptgottesdienst mit Predigt und heiligem Abendmahl, der sog. lutherischen Messe, gibt es noch andere Gottesdienstformen. Es sind dies Predigtgottesdienste; ferner gibt es Tageszeitengottesdienste (z. B. Mette und Vesper), die dem Gebet und der Schriftbetrachtung dienen, Beicht- und besondere Bußgottesdienste sowie Gottesdienste zur Taufe, Trauung und Beerdigung. Besonders festlich ist die Feier der Osternacht.
Gottesdienstlicher Raum
An sich kann Gottesdienst in jedem Raum oder unter freiem Himmel gefeiert werden. Aber weil im Gottesdienst der heilige Gott zu seiner Gemeinde kommt, haben die Christen seit alters Kirchengebäude errichtet, die ausschließlich dem Gottesdienst vorbehalten sind, ihn „umschließen".
In einer lutherischen Kirche ist alles ausgerichtet auf den Altar, an dem Christus die Gemeinde mit seinem Leib und Blut speist und tränkt. Der Altar ist darum mit Kruzifix, Kerzen und Blumen als hinweisenden Zeichen geschmückt. Neben dem Altar haben Taufstein und Kanzel eine hervorgehobene Stellung. Am Taufstein wird der Mensch hineingenommen in das Reich Gottes, von der Kanzel wird das Wort Gottes verkündigt. Ausführung und Gestaltung des gottesdienstlichen Raumes lassen etwas von der Hochschätzung des gottesdienstlichen Geschehens erkennen.
Gottesdienstliche Bücher
Die Ordnung des lutherischen Hauptgottesdienstes finden wir in der „Agende“; sie liegt auf dem Altar. Aus dem „Lektionar" auf dem Lesepult werden die gottesdienstlichen Schriftabschnitte verlesen. Auf der Kanzel liegt eine Bibel für die Predigt. In der Hand der Gemeinde ist das „Evangelisch-Lutherische Kirchengesangbuch".
Lektionar und Bibel hat die SELK gemeinsam mit den Landeskirchen; Agende und Gesangbuch hat sie selbst herausgegeben.
Liturg und Gemeinde haben sich an die vorgegebene Gottesdienstordnung zu halten.
Gottesdienst und Bilder
Bilderfeindlich ist die lutherische Kirche nie gewesen. Denn Gott selbst hat sich in der menschlichen Gestalt seines Sohnes anschaubar gemacht. Das Bild des gekreuzigten Heilands gehört deshalb in den Gottesdienst. Darstellungen vom Heilsgeschehen, das die Heilige Schrift bezeugt, in Altarbildern, Glasfenstern, Wandgemälden, Skulpturen oder Symbolen wollen Hilfen zum Glauben sein und bildhaft einprägen, was Gott für uns getan hat.
Gottesdienst und Musik
Die lutherische Kirche ist eine singende Kirche. Ihre Heilsgewissheit drängt sie zum gesungenen Lob und Dank, zum fröhlichen Verkündigungs- und Bekenntnislied. Im wechselseitigen Psalmengesang, den sie mit der Urkirche von der alttestamentlichen Gemeinde übernommen hat, betet sie zu Gott. In Trostliedern hilft sie dem einzelnen in Leid und Not. In altehrwürdigen liturgischen Gesängen wendet sie sich anbetend dem Dreieinigen Gott zu.
Das Lied der Kirche wird unterstützt durch Orgel-, Posaunen- und andere Instrumentalmusik. Bibelwort und Lied erklingen auch im mehrstimmigen kunstvollen Chorgesang. Alle gottesdienstliche Musik soll Dienerin des Evangeliums sein. So singt die lutherische Kirche das Heil in die Herzen und hinaus in die Welt.
Liturgische Farben
Altar, Lesepult und Kanzel tragen Stoffbehänge in bestimmten Farben. Diese liturgischen Farben bezeichnen die Kirchenjahreszeit und den Charakter des Gottesdienstes.
Weiß ist die Farbe des Lichtes und der Reinheit. Es ist die Farbe aller Christusfeste und der dazu gehörigen Festzeiten.
Rot ist die Farbe des Feuers und des Blutes. Es erinnert an das Feuer des Heiligen Geistes und an das Blut, das die Märtyrer vergossen haben. Pfingsten und alle Gedenktage der Kirche tragen Rot.
Grün ist die Farbe des Lebens und der wachsenden Saat. Wie die Saat auf den Feldern soll die Frucht von Wort und Sakrament als Glauben, Liebe und Hoffnung bei uns heranwachsen. Grün ist die Farbe der ungeprägten Zeiten des Kirchenjahres.
Violett ist die Farbe der Buße und Einkehr. Es ist Kennzeichen der Advents- und der vorösterlichen Fastenzeit sowie der kirchlichen Bußtage.
Gottesdienstliche Kleidung
Die besondere liturgische Kleidung des Pfarrers im Gottesdienst der lutherischen Kirche ist ein Zeichen dafür, dass er seine Person dem Auftrag Christi unterordnet. Häufig ist in Deutschland noch der schwarze Talar anzutreffen. Aber dem vom Evangelium geprägten, festlichen Charakter des Gottesdienstes entspricht eher das weiße Gewand mit der Stola in den liturgischen Farben. Die Stola, ein über die Schultern gelegtes Stoffband, das an das Joch Christi erinnern soll, ist von alters her das Zeichen des ordinierten Pfarrers. Auch die anderen Helfer im Gottesdienst können liturgische Gewandung tragen.
Gottesdienstliche Gebärden
Wer mit dem Herzen dabei ist, wenn die Gemeinde hört, lobt und anbetet, der passt sich dem auch körperlich an. Zur Sammlung faltet er die Hände. Um seine Ehrfurcht vor Gott auszudrücken, neigt er das Haupt. In Demut kniet er nieder, wenn er das heilige Abendmahl empfängt oder die Lossprechung in der Beichte. In Aufmerksamkeit erhebt er sich, wenn das Wort Gottes gelesen wird oder die Gemeinde ihren Glauben bekennt. Sinnfällig unterstellt er sich dem Heilshandeln Christi, indem er sich bekreuzigt. Segnende Gebärden des Pfarrers sind Handauflegung und „Kreuzschlagen".
Liturgie – gebeteter Glaube
Der lutherische Gottesdienst lebt davon, dass Gott den Sünder aus Gnaden um Christi willen annimmt. Diese „rechtfertigende Gnade" wird im Wort und Sakrament angeboten und ausgeteilt. Der Heilige Geist entfacht dadurch im Einzelnen Glauben und Gotteslob. Liturgie ist gebeteter Glaube und gebetete Lehre. Die Freude am Evangelium schafft sich vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten.
Bekenntnis
„Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ (Mt 16, 16)
Dieser Satz des Apostels Petrus gehört zu den ersten und ältesten christlichen (Glaubens-) Bekenntnissen.
Er ist die Antwort auf Jesu Fragen an seine Jünger „Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei?“ bzw. „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ (Mt 16, 13.15)
„Die Leute“ hielten Jesus für Johannes den Täufer, den Propheten Elia, für Jeremia oder einen anderen Propheten. So wie auch die Menschen nach ihnen und bis heute von Jesus ganz unterschiedliche Ansichten haben: Von einer idealen mythischen Gestalt, die nie gelebt habe, über den gescheiterten „Revolutionär des Friedens und der Liebe“ bis hin (wie im z.B. im Islam) zum Propheten, der aber doch nur Vorläufer des „letzten und wahren Propheten“ sei, reicht das Spektrum der Meinungen.
Von Anfang an beinhaltete daher das zustimmend-positive Bekenntnis zu Jesus als dem Christus auch einen ablehnend-verwerfenden Aspekt. Wer bekennt, bekennt sich zu etwas und zugleich auch gegen anderes. Sinn und Ziel eines Bekenntnisses ist es, klar und profiliert auszusagen, was der Inhalt meines Glaubens ist und zugleich auch, was nicht damit übereinstimmt.
Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) versteht sich bewusst als bekenntnisgebundene Kirche, als Bekenntniskirche und bindet sich daher an die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, wie sie im sog. Konkordienbuch von 1580 gesammelt vorliegen. Die Bindung der Kirche an das Bekenntnis erfolgt nicht nur, insofern (quatenus) die Bekenntnisse mit Gottes Wort übereinstimmen, sondern weil (quia) sie mit Gottes Wort übereinstimmen.
Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche sind:
Die altkirchlichen Symbole (das Apostolische, das Nizänische und das Athanasianische Glaubensbekenntnis)
Das Augsburger Bekenntnis
Die Apologie des Augsburger Bekenntnisses
Die Schmalkaldischen Artikel
Traktat von der Gewalt und Obrigkeit des Papstes
Der Kleine Katechismus
Anhänge zum Kleinen Katechismus (Luthers Tauf- und Traubüchlein)
Der Große Katechismus
Die Konkordienformel (Epitome= Kurzfassung / Solida Declaratio = Langfassung)
Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche
Prof. Dr. Gilberto da Silva von der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel gibt einen Überblick zur Entstehungsgeschichte der evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften und ihrem historischen Kontext.
Die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche (BSELK) sind eine Sammlung von Texten, die innerhalb eines großen Zeitraums und in verschiedenen historischen Zusammenhängen entstanden sind. Nicht alle wurden zur Zeit ihrer Entstehung als Bekenntnis im engeren Sinn verfasst, gelten aber spätestens seit ihrer Zusammenfassung im Konkordienbuch von 1580 als Bekenntnisse der Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Die ökumenischen oder altkirchlichen Bekenntnisse
Die ältesten BSELK sind die drei altkirchlichen Bekenntnisse: das Apostolische, das Nizänische und das Athanasianische Glaubensbekenntnis. Sie entstanden bis zum 6. Jahrhundert, als sich die noch junge Kirche gegen falsche Vorstellungen von Gott, seinem Sohn Jesus Christus und dem Heiligen Geist wehren und den Rahmen des vom wahren Christentum zu Glaubenden abstecken musste. Damals gab es keine große Spaltung der Christenheit in Katholizismus, Orthodoxie und Protestantismus, sodass sie den Konsensus des traditionellen Christentums darstellen. Indem die Lutherische Kirche diese altkirchlichen Bekenntnisse zu ihren Bekenntnissen zählt, bekennt sie sich selbst zur Einheit der einen, heiligen, katholischen (universalen) und apostolischen Kirche.
Die Katechismen Luthers
Die zweitältesten BSELK sind fast tausend Jahre später entstanden. Es handelt sich um die Katechismen Martin Luthers, der Kleine und der Große aus dem Jahr 1529. Wie der Begriff „Katechismus“ schon verrät, sind beide Schriften nicht als Bekenntnisse, sondern als Unterrichtsmaterial verfasst worden. Luther nahm zu seiner Zeit einen großen Mangel an biblischen Kenntnissen wahr und versuchte, mit den beiden Texten Abhilfe zu verschaffen. Der Kleine Katechismus sollte die Grundelemente oder „Hauptstücke“ des christlichen Glaubens vermitteln, der Große Katechismus eine Vertiefung und Reflexion über dieselben Grundelemente ermöglichen. Die Darstellung des christlichen Glaubens in den beiden Katechismen ist so gut, dass man sie später zu Bekenntnisschriften „umfunktioniert“ hat. Das bedeutet, dass sie für uns Lutheraner von heute nicht nur Unterrichtsmaterial, sondern auch Bekenntnis unseres christlichen Glaubens in seinen elementarsten Formen sind.
Das Grundbekenntnis der lutherischen Kirche: Die Confessio Augustana
Im Gegensatz zu den Katechismen wurde das Augsburger Bekenntnis, die „Confessio Augustana“ (CA), im Jahr 1530 von vornherein als Bekenntnis konzipiert. Philipp Melanchthon schrieb sie damals im Auftrag der Reichsstände, die evangelisch geworden waren und deswegen vom Kaiser und den anderen Reichsständen der Häresie bezichtigt wurden. Auf dem Reichstag zu Augsburg vor Kaiser und Reich wurde die Schrift als Glaubensbekenntnis vorgelesen – allerdings nicht mit der Absicht, den evangelischen als einen „Sonderglauben“ darzustellen, sondern als den schon immer von der wahren Christenheit vertretenen Glauben. Zugleich sollte sie auf die in Kirche und Theologie herrschenden Missstände hinweisen. Die CA ist durch ihre historische und dogmatische Bedeutung das „Ur- und Grundbekenntnis“ der Evangelisch-Lutherischen Kirche, denn darin bekennen wir als Lutheraner, dass wir in der Einheit des wahren christlichen Glaubens stehen, die jedoch nicht auf Kosten der Wahrheit entstehen oder aufrechterhalten werden kann.
Der deutsch-römische Kaiser und die nichtevangelischen Stände haben die CA jedoch nicht angenommen, sodass Melanchthon weiter damit beauftragt wurde, eine Verteidigung, eine Apologie der CA zu schreiben. Diese fertigte er noch in Augsburg an und ließ sie 1531 drucken. Streng genommen ist die Apologie der Confessio Augustana ihrer Entstehung nach keine Bekenntnisschrift, sondern – wie der Name schon sagt – eine Verteidigung der CA mittels vertiefender Argumentation und Klarstellung. Sie wurde aber zu einer Bekenntnisschrift, indem sie später in das Konkordienbuch aufgenommen wurde. Heute dient sie uns als Bekenntnisschrift, die den in der CA bekannten lutherischen und in diesem Sinne christlichen Glauben aus einer erweiterten Perspektive darstellt und begründet.
Schmalkaldische Artikel und Tractatus
Sieben Jahre nach Verfassung der CA war die Lage eine ganz andere. Die Bedrohung der evangelischen Stände von Seiten des Kaisers und der nichtevangelischen war größer geworden, sodass ein evangelisches Verteidigungsbündnis immer notwendiger erschien. Dafür galt es aber zuvor, Einigkeit unter den Evangelischen herzustellen, was jedoch nicht der Fall war. Außerdem stand die Frage im Raum, ob die Evangelischen auf einem möglichen neuen Ökumenischen Konzil einheitlich ihren Glauben würden bekennen können. Zu diesem Zweck beauftragte man Luther mit der Verfassung seiner „Artikel der christlichen Lehre“, die wegen des Versammlungsortes der evangelischen Reichsstände den Namen „Schmalkaldische Artikel“ bekamen und 1537 fertig wurden. Da Luther zu der Zeit auch sehr krank war, schrieb er die Artikel als sein theologisches Testament. Die Fürsten fanden die Artikel jedoch zu polemisch und nahmen ihn als gemeinsames Bekenntnis nicht an. Lediglich die in Schmalkalden anwesenden Theologen bekannten sich zu dem Text. Die Fürsten wiederum beauftragten Melanchthon mit der Verfassung eines neuen Textes, aus dem dann 1537 der „Traktat über die Macht und den Primat des Papstes“ entstand. Beide Texte wurden später mit der Aufnahme in das Konkordienbuch von 1580 zu Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche. Als unsere Bekenntnisse heute zeigen sie uns die Grenzen dessen, was der evangelisch-lutherische und also biblische Glaube noch akzeptieren kann. Besonders die Dreiteilung der Schmalkaldischen Artikel ist sehr hilfreich: es gibt Lehren, die wir mit anderen Christen gemeinsam bekennen; es gibt Lehren, über die keine Verhandlung möglich ist, denn das wäre mit der biblischen Wahrheit nicht vereinbar; und es gibt Themen, über die man miteinander sprechen und über die man Konsense erzielen kann.
Die Konkordienformel
Die letzte BSELK erschien kurz vor Erstellung des Konkordienbuches im Jahr 1577. Es handelt sich um die Konkordienformel, die zwei Teile hat: eine vorangestellte Zusammenfassung, die sogenannte Epitome, und den vollen Text, die „Solida Declaratio“. In dieser späteren Bekenntnisschrift, die von einer Theologenkommission verfasst worden ist, ging es nicht mehr primär um das Bekennen des Glaubens nach außen, sondern nach innen, denn im Laufe der Zeit waren viele Lehrkontroversen innerhalb der Lutherischen Kirche entstanden. Hauptmerkmal der Konkordienformel ist also die Suche nach einem innerlutherischen Konsensus. Sie legt definitiv fest, was als lutherisch – und das heißt biblisch – im Glauben und Leben der Kirche zu gelten hat. Nach ihrem eigenen Selbstverständnis bringt sie jedoch nichts Neues an den Tag, sondern sie will ausdrücklich Auslegung der Confessio Augustana von 1530 sein. Mit ihr schließt sich also der Kreis der BSELK. Für uns heute ist sie die lutherische Bekenntnisschrift, die die anderen präzisiert und uns ermöglich, von einer „konkordienlutherischen“ Kirche wie der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche zu sprechen.
Trotz ihrer unterschiedlichen situationsbezogenen Entstehung sind die Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche spätestens seit ihrer Aufnahme in das Konkordienbuch die verbindlichen Texte, die auf der einen Seite die Zugehörigkeit der Lutherischen Kirche zu der einen, heiligen, katholischen (universalen) und apostolischen Kirche, d.h. ihre Einheit mit der christlichen Kirche aller Zeiten, bekennen. Auf der anderen Seite geben sie den Rahmen dessen vor, was als lutherisch und in deren eigenen Verständnis biblisch zu bekennen ist, denn die BSELK wollen nichts Anderes sein als Auslegung der Heiligen Schrift.
Zu Verhältnis von Bekenntnis und Heiliger Schrift
„Schrift und Bekenntnis“ gelten in der SELK als bestimmender Zweiklang. Doch wie passt das mit dem von Luther geprägten “Sola scriptura” – “Allein die Schrift” – zusammen? Prof. Dr. Achim Behrens von der Lutherischen Theologischen Hochschule in Oberursel erklärt die Zusammenhänge.
Was denn nun?
Die lutherische Kirche bindet sich an die Heilige Schrift, die Bibel als Gottes Wort und an die Lutherischen Bekenntnisschriften. Damit sind die Normen klar benannt, an denen die theologische Lehre der Kirche sich messen lassen muss. Auf der anderen Seite gibt es seit der Reformationszeit die Formel sola scriptura – allein die Schrift. Nur Gottes Wort in der Bibel – und nicht die kirchlichen Traditionen oder Aussagen des Papstes oder anderer kirchlicher Autoritäten – sollte begründen, was eigentlich den christlichen Glauben ausmacht. So wurde das sola scriptura zu einer Art Parole der Lutheraner und dann auch aller anderen evangelischen Christen. Nun stehen sich auf der einen Seite „Schrift und Bekenntnis“ und auf der anderen Seite „Allein die Schrift“ scheinbar gegenüber. Müsste man sich nicht eigentlich entscheiden? Geht das zusammen: Schrift und … und Allein die Schrift?
Die Hl. Schrift als „normierende Norm“ – die Bekenntnisse als „genormte Norm“
Ja, es geht. Es kommt nur darauf an, wie Schrift und Bekenntnis einander zugeordnet sind. Die Bibel ist kein theologisches Lehrbuch. Hier werden Geschichten erzählt, Psalmen gebetet, Gesetze erlassen, Briefe geschrieben, Prophetenworte gesammelt und vieles mehr. Die Bekenntnisse sortieren das alles systematisch, sozusagen nach Themen: In den Bekenntnissen drückt die lutherische Kirche verbindlich aus, was sie über Gott, den Menschen, die Sünde, Christus, die Kirche und die Sakramente lehrt. Aber alle diese Aussagen kommen aus der Schrift – und zwar nur aus der Schrift (sola scriptura); denn eine andere Erkenntnisquelle als die Bibel gibt es für die Theologie nicht. Hier macht sich der unsichtbare Gott sicht- und hörbar. So ist die Bibel die Quelle, und die Bekenntnisschriften sind Schalen, in die das lebendige Wasser gefüllt wird. Die Bibel ist Gottes Wort, die Bekenntnisse sind Auslegung dieses Wortes als kirchliche Lehre. Weil die Bekenntnisse sachgerechte Auslegung der Heiligen Schrift sind, sind sie für Lehre und Lehrer der Kirche auch verbindlich. Allerdings ist nun klar: Wenn von Schrift und Bekenntnis die Rede ist, dann steht die Schrift immer an erster Stelle. Aus ihr fließt das Wasser des Lebens in die Bekenntnisse, nicht umgekehrt. Und so halten die Bekenntnisse selber fest, dass sie immer an der Heiligen Schrift selbst zu messen und zu prüfen sind. Wenn wir also unser Bekenntnis ernst nehmen, dann will es uns immer wieder zum Bibellesen ermutigen und in die Bibel hineinführen.
Nun finden sich aber neben dem „Allein die Schrift“ (sola scriptura) drei weitere „Alleins“, die als typisch lutherisch gelten: Allein Christus (solus Christus), Allein durch das Wort (verbo solo) und Allein durch den Glauben (sola fide). Es scheint so, als bildeten alle diese „Solisten“ in Wirklichkeit einen Chor. Wie ernst zu nehmen ist dann der Exklusivanspruch Allein jeweils noch? Oder ist das alles nicht ein Paradox?
Auch hier kommt es auf das richtige Verhältnis dieser vermeintlichen Exklusivansprüche zueinander an. Die Heilige Schrift, die Bibel ist nicht aus formalen Gründen die alleinige Quelle für den christlichen Glauben, sondern wegen ihres Inhalts. Allein Christus ist mit seinem Kommen in die Welt, seinem Leben, Sterben und Auferstehen der Grund für die Gerechtigkeit vor Gott und damit für ein erlöstes Leben der Menschen. „Nimm Christus aus der Schrift – was bleibt dir noch?“, fragte Martin Luther einmal. Christus ist nun aber nicht nur ein Mann, der vor zweitausend Jahren in Nazareth lebte. Vielmehr erkennt die Christenheit in diesem Jesus Gott selbst, der Mensch wurde und dessen Tod und Auferweckung die Menschen von der Macht der Sünde und des Todes befreit – auch heute noch. Dies aber erkennen wir nicht durch unsere frommen Gefühle, unser intensives Nachdenken oder Forschen. Nein, dass wir Sünder sind und in Christus erlöst werden, das muss uns gesagt werden. Allein durch das Wort gelangen Menschen zu dieser Einsicht und zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. So ist dieses Wort noch mehr als die Bibel. Es ist die mündliche Verkündigung, die Weitergabe der alten Wahrheiten in unser heutiges Leben, die lebendige Stimme des Evangeliums. Dieses Wort kann man sagen und hören – und wir sollen es auch verstehen. Deshalb hat ja Luther die Bibel auch ins Deutsche übersetzt und der Predigt im Gottesdienst mehr Raum geschaffen. Aber dieses verkündigte Wort Gottes zielt nicht nur auf unseren Verstand. Vielmehr wird der wesentliche Inhalt – Christus ist dein Retter, Bruder und Herr – allein durch den Glauben begriffen und ergriffen. Nicht unsere Werke und nicht unsere Mitwirkung an einer Weltverbesserung Gottes, sondern nur unser Vertrauen auf Christus allein bahnt uns den Weg in die Ewigkeit und lässt uns hier schon als Erlöste leben.
Harmonie zur Ehre Gottes
„Schrift und Bekenntnis“, „Allein die Schrift“, „Allein Christus“, „Allein durch das Wort“, „Allein durch den Glauben“ – das ist nicht die verwirrende Versammlung von Solisten, sondern das ist ein mehrstimmiger Chor. Im Zusammenklang dieser „Soli“ entsteht eine Harmonie, die uns Christen auf die einzige Quelle unseres Glaubens (die Schrift) und den einzigen Grund unseres Glaubens (Christus) hinweist und dabei zugleich die Ehre Gottes besingt – Soli Deo Gloria.
Die Bibel
1. Die Bedeutung der Bibel in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK)
Es war die grundlegende Erkenntnis der Reformation der Kirche im 16. Jahrhundert, dass Lehre und Gestalt der Kirche auf den Aussagen der Bibel (der Heiligen Schrift, dem Wort Gottes) basieren.
Alle Lehren und alle Lehrer der Kirche (auch die Kirchenväter der alten und mittelalterlichen Kirche, auch die Päpste und Konzilien, auch alle kirchlichen Traditionen und das kirchliche Recht) sind daran zu messen und danach zu beurteilen, ob sie im Einklang mit der Heiligen Schrift oder im Widerspruch zu ihren Aussagen stehen.
So formuliert es auch die Konkordienformel, eine der Bekenntnisschriften der lutherischen Kirche (1580):
„Wir glauben, lehren und bekennen, dass die einzige Regel und Richtschnur, nach welcher zugleich alle Lehren und Lehrer gerichtet und geurteilt werden sollen, sind allein die prophetischen und apostolischen Schriften Alten und Neuen Testamentes; wie geschrieben steht: ‚Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege‘, Ps. 119. Und St. Paulus: ‚Wenn ein Engel vom Himmel käme und predigte anders, der soll verflucht sein‘, Gal. 1.“ (vgl. BSLK 767, 14)
Diese grundlegende Erkenntnis der Reformation leitete auch die Mütter und Väter der Vorgängerkirchen der SELK im 19. Jahrhundert, Theologen wie Nichttheologen, die zu der Überzeugung gelangten, dass Lehre und Lehrer der bestehenden evangelischen Landeskirchen in einer Reihe ganz wesentlicher Aussagen (z.B. im Blick auf das Verständnis des Heiligen Abendmahls) nicht mehr im Einklang mit dem Zeugnis der Heiligen Schrift stehen.
Das Schriftverständnis der SELK
In Übereinstimmung mit dieser grundlegenden Erkenntnis der lutherischen Kirche des 16. Jahrhunderts und den Überzeugungen der bekennenden Lutheraner des 19. Jahrhunderts formuliert die Grundordnung der SELK daher:
Die SELK „ist gebunden an die Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments als an das unfehlbare Wort Gottes, nach dem alle Lehren und Lehrer der Kirche beurteilt werden sollen.“ (Artikel 1.2)
Die Heilige Schrift enthält also nicht nur Gottes Wort, sodass Menschen darüber urteilen könnten, was in ihr Gottes Wort sei oder nicht, sondern sie ist in vollem Umfang Gottes unverbrüchliches Wort – uns zum Heil und zur Seligkeit gegeben, die alleinige Quelle der Wahrheit. (vgl. Einigungssätze zw. d. Ev.-luth. Kirche Altpreußens und der Ev.-Luth. Freikirche; 1948)
Oder, wie es das Hermeneutikpapier der SELK (2011) formuliert: „ Denn die Heilige Schrift enthält alles, was zum Heil zu wissen den Menschen nötig ist, und bedarf daher und dafür keiner Legitimation durch menschliche Tradition.“
In der SELK gilt: Vor dem Auslegen und Verstehen der Heiligen Schrift steht daher ein Grundvertrauen gegenüber dem Wort Gottes, seiner äußeren und inneren Klarheit und Verlässlichkeit und die Überzeugung, dass die Heilige Schrift sich letztlich „selbst auslegt“. Das heißt: Nicht der Ausleger ist es, der dem Schriftwort einen Sinn gibt oder es erst verständlich macht, vielmehr soll Gottes Wort von sich aus sagen dürfen, was es von sich aus zu sagen hat.
2. Vom Verstehen und Auslegen der Bibel
Bei der Wahrheit der Heiligen Schrift geht es letztlich immer um unsere Beziehung zu dem, der die Wahrheit in Person ist, nämlich Jesus Christus. Diese Wahrheit erschließt sich uns Menschen in Auslegung und Predigt. Ziel der immer neuen Verkündigung ist es, Glauben und Liebe zu wecken. Und das geschieht im Vertrauen auf die Verlässlichkeit und Klarheit der Heiligen Schrift. Gott will uns durch die Predigt seines Wortes zur Gewissheit des Glaubens führen.
Als evangelisch-lutherische Christen legen wir die Heilige Schrift also im Glauben an Jesus Christus aus, der für uns gestorben und auferstanden ist. Zu ihrer Auslegung beten wir um den Beistand des Heiligen Geistes, weil wir „nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, ... (unsern) Herrn, glauben oder zu ihm kommen ...“ können. Dabei verlassen wir uns auf die Zusage Jesu Christi, dass sein Geist uns in alle Wahrheit führen und seine Jünger an alles erinnern werde, was er gesagt hat (Johannes 14,26; 16,12-15).
Sachgemäße und unsachgemäße Auslegungsmethoden
Bei der Auslegung der Heiligen Schrift unterscheiden wir sachgemäße und nicht sachgemäße Auslegungsprinzipien und –methoden, sowie sachgemäße und nicht sachgemäße Vorverständnisse.
Nicht nur sachgemäß sondern geboten ist es bei der Auslegung der Heiligen Schrift, zwischen Altem und Neuem Testament, zwischen Gesetz und Evangelium zu unterscheiden.
Ein Vorverständnis, das die Bibel lediglich als Urkunde der Religionsgeschichte liest, ist für die Kirche unangemessen. Ebenso ist es auch abwegig, textfremde Gesichtspunkte oder vereinzelte Texte zum bestimmenden Maßstab für das Verständnis der Bibel zu machen oder Einzelworte ohne den Zusammenhang der Schrift verstehen zu wollen.
Die Heilige Schrift als das geoffenbarte Wort Gottes trägt als Sammlung von Schriften menschlicher Verfasser Merkmale geschichtlicher Entstehung an sich und unterliegt in mancherlei Hinsicht Geschicken wie andere Bücher auch. So ist sie in einen Überlieferungs- und Auslegungsprozess gestellt, der mit beobachtbaren Regeln menschlicher Kommunikation zu beschreiben ist. Verstehen und Auslegung der Heiligen Schriftvollzieht sich unter den Bedingungen geschichtlichen Lebens.
So ist es angemessen und auch notwendig, geisteswissenschaftliche, z.B. philologische (sprachwissenschaftliche) und historische Methoden zur Textinterpretation auf die Heilige Schrift anzuwenden, um ihren Sinn zu erfassen.
Angemessen und notwendig ist es z.B. auch, Textgattungen zu unterscheiden. So ist es für die sachgemäße Auslegung einer Schriftstelle nicht ohne Bedeutung, ob es sich um einen poetischen Text, ein Gebet, eine Beschreibung eines historischen Ereignisses, ein Gleichnis, eine Parabel usw. handelt.
Weil aber gilt, dass Gottes Wort von sich aus sagen darf, was es von sich aus zu sagen hat, müssen übergeordnete Auslegungsmethoden ausgeschlossen werden. Dazu gehört auch die Einsicht, dass auch die menschliche Vernunft der Schrift nicht übergeordnet ist.
Die Bibel als „Buch der Kirche“ auslegen
Zu einem sachgemäßen Verstehen und Auslegen der Heiligen Schrift gehört es schließlich auch, die Bibel als „Buch der Kirche“ zu lesen, zu verstehen und auszulegen.
Das heißt: Nicht der „fromme Einzelne“ liest und interpretiert „seine Bibel“ für sich, wie es fundamentalistisch-sektiererischen Vorstellungen entspricht und in der Kirchengeschichte regelmäßig zu Sekten und Spaltungen geführt hat.
Nach lutherischer Überzeugung ist Glaubenserkenntnis nicht individualistisch zu verstehen, da die den Glauben wirkende Kraft des Heiligen Geistes die Gemeinschaft der Kirche baut. Biblische Hermeneutik erfolgt also immer als Auslegung der Heiligen Schrift im Zusammenhang der Kirche zu allen Zeiten und an allen Orten. Auslegung der Heiligen Schrift vollzieht sich daher in der Absicht und mit dem Anspruch, den Glauben, der „einen, heiligen, christlichen, apostolischen Kirche“ (una, sancta, catholica et apostolica ecclesia) zum Ausdruck zu bringen.
3. Welche Schriften gehören zur „ganzen Heiligen Schrift Alten und Neuen Testamentes“?
Obwohl die Heilige Schrift in der lutherischen Kirche alleinige Regel und Richtschnur ist, hat die lutherische Reformation nicht genau definiert, was der Kanon, also der genaue Umfang der Heiligen Schrift ist.
Bis heute steht den Festlegungen des römischen Konzils von Trient (1545 -1563) und verschiedener reformierter (calvinistischer) Bekenntnisse auf lutherischer Seite keine eindeutige Bestimmung seines Umfangs gegenüber.
Man setzt voraus, dass es sich bei der Heiligen Schrift um die Schriften des hebräischen Alten Testaments und des griechischen Neuen Testaments handelt. Daneben ist aber auch zu beachten, dass die meisten alttestamentlichen Zitate im Neuen Testament aus der Septuaginta stammen, also aus der im Zeitraum zwischen ca. 250 v.Chr. und 100 n. Chr. entstandenen Übersetzung der hebräischen Bibel in die altgriechische (Umgangs-)Sprache.
Die ebenfalls zur Septuaginta gehörenden sog. Apokryphen (auch ‚deuterokanonische‘ Schriften genannt) werden im Gefolge Luthers „der Heiligen Schrift nicht gleich geachtet, aber doch als nützlich und gut zu lesen“ angesehen.
Zum Kanon des Alten Testamentes zählen in der lutherischen Kirche folgende 39 Bücher bzw. Schriften:
a. Geschichtsbücher
5 Bücher Mose, Josua, Richter, Ruth, 1.Samuel, 2.Samuel, 1.Könige, 2.Könige, 1.Chronik, 2.Chronik, Esra, Nehemia, Esther
b. Lehrbücher und Psalmen
Hiob, Psalm, Sprüche, Prediger, Hohelied
c. Prophetische Bücher
Jesaja, Jeremia, Klagelieder, Hesekiel, Daniel, Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona , Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja, Maleachi
Zum Kanon des Neuen Testamentes zählen in der lutherischen Kirche folgende 27 Bücher bzw. Schriften:
a. Geschichtsbücher
Matthäus, Markus, Lukas, Johannes, Apostelgeschichte
b. Briefe
Römer, 1.Korinther, 2.Korinther, Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, 1.Thessalonicher, 2.Thessalonicher, 1.Timotheus, 2.Timotheus, Titus, Philemon, 1.Petrus, 2.Petrus, 1.Johannes , 2.Johannes, , 3.Johannes, Hebräer, Jakobus, Judas
c. Prophetisches Buch
Offenbarung St. Johannis
Zu den nicht zum Kanon zählenden sog. Apokryphen rechnet die lutherische Kirche:
Buch Judit, Buch der Weisheit, Buch Tobit (nach der Vulgata und nach Luther „Tobias“), Jesus Sirach, Buch Baruch und Brief des Jeremia, 1. Buch der Makkabäer, 2. Buch der Makkabäer, Zusätze zum Buch Ester, Zusätze zum Buch Daniel, Gebet des Manasse
Zum Verhältnis zwischen Bibel und Bekenntnis siehe → Lexikon A-Z: „Bekenntnis“
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