Theologischer Ausschuss


Dem Theologischen Ausschuss der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gehören 12 Mitglieder an, dazu kommen drei Gäste. Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ist in dem Ausschuss durch Prof. Dr. Achim Behrens (Oberursel) gastweise vertreten. Für selk.de beantwortet er Fragen zur Arbeit des Ausschusses.

Behrens

SELK.de: Herr Prof. Behrens, Sie vertreten die SELK im Theologischen Ausschuss der VELKD. Was ist das für ein Gremium und seit wann arbeiten Sie dort mit?


Behrens: Der Theologische Ausschuss (TA) ist sozusagen das theologische Kompetenzzentrum der VELKD. Die VELKD umfasst die lutherischen Landeskirchen innerhalb der EKD. Der Ausschuss erhält Arbeitsaufträge von der Bischofskonferenz und der Kirchenleitung dieser Vereinigung lutherischer Kirchen. Das Gremium besteht aus Professorinnen und Professoren der Evangelischen Theologie und Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Landeskirchen. Die SELK ist bereits seit sehr langer Zeit zur gastweisen Mitarbeit in diesem Ausschuss eingeladen und ich selbst vertrete unsere Kirche seit mittlerweile mehr als 15 Jahren dort. In der SELK gibt es übrigens als vergleichbare Einrichtung die Theologische Kommission.

SELK.de: Mit welchen Themen hat sich der Ausschuss in dieser Zeit zum Beispiel beschäftigt?

Behrens: Das waren im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von Themen. Da gibt es einmal aktuelle Fragstellungen, die zumeist von der Kirche an den Ausschuss herangetragen werden. Da ging es z.B. darum, ob das Augsburger Bekenntnis zum Gesamtbekenntnis für die EKD werden solle oder welchen Stellenwert die Barmer Theologische Erklärung für die lutherischen Kirchen hat. Daneben gibt sich der Ausschuss aber auch selbst Themen für sogenannte Langzeitstudien; hier waren z.B. die Visitation, die Frage nach Taufe und Kirchenmitgliedschaft oder jetzt neu die aktuelle Rolle der Bekenntnisse für Kirchen Themen.

SELK.de: Warum investieren Sie Zeit und Kraft für die Mitarbeit an dieser Stelle?

Behrens: Dieser Ausschuss ist eine sehr spannende Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Theologie und kirchlicher Praxis. Vertreterinnen und Vertreter aller theologischen Disziplinen, von der Bibelwissenschaft bis zur Praktischen Theologie, kommen dabei ins Gespräch. Der Ausschuss ist wirklich mit sehr kompetenten Kolleginnen und Kollegen besetzt und die Arbeitsatmosphäre ist durchweg konstruktiv. Ich lerne viel. Unter anderem lerne ich, dass uns bei allen Unterschieden mit den Geschwistern aus den lutherischen Landeskirchen auch viel verbindet. Jede Sitzung beginnt und endet z.B. mit einer Andacht. Wir beten gemeinsam. Außerdem ist das tatsächlich eine gute Gelegenheit, theologische Positionen einer bewussten Bekenntniskirche ins Gespräch zu bringen.

SELK.de: Gibt es Themen oder Akzente, die Sie in besonderer Weise in dieses Gremium eintragen?

Behrens: Immer wieder erstaunt es mich, wie genau in dem Ausschuss auch nach der Position der SELK zu den einzelnen Themen gefragt wird. Bei unseren Kernthemen wie Bekenntnis, Taufe und Abendmahl oder Schriftlehre kann ich durchaus Akzente einbringen. Ich nehme ein ernsthaftes Ringen in den lutherischen Landeskirchen um die Frage wahr, wie lutherisches theologisches Profil innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) einzubringen und zu leben ist. Und ich nehme ebenso wahr, wie wir auch als sehr kleine Kirche diesbezüglich als Gesprächspartner ernstgenommen und respektiert werden. Das bedeutet natürlich nicht, dass alle meine Beiträge in dem Ausschuss am Ende zur Mehrheitsmeinung werden. Aber das muss ja auch nicht sein.

SELK.de: Was können Sie, was kann die SELK aus der Mitarbeit in dieser Kommission lernen?

Behrens: Der TA ist ein Gremium, in dem die wissenschaftlichen Theologinnen und Theologen deutlich nach ihrem Beitrag für das kirchliche Leben gefragt werden. Wo wird Theologie für die Kirche relevant? Und umgekehrt werden die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen nach der theologischen Begründung ihrer Praxis gefragt. Das ist sehr fruchtbar und geschieht mit großer Ernsthaftigkeit. Wir als Kirche können durchaus auch lernen, dass viele Fragen, die wir bedenken, anderswo auch behandelt werden. Und umgekehrt habe ich gelernt, dass wir mit unsere Orientierung an Schrift und Bekenntnis auch zu den theologischen Gegenwartsfragen anderer Kirchen etwas beizutragen haben. Ich empfinde den Austausch in diesem Gremium durchweg als Bereicherung – und dafür muss man nicht immer einer Meinung sein.

SELK.de: Vielen Dank für das Interview und Gottes Segen für die weitere Mitarbeit im TA.

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