Feste-Burg-Kalender: Neuer Herausgeber
Pfarrer i.R. Wolfgang Schmidt (Nürnberg) von der selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ist seit Anfang dieses Jahres neuer Herausgeber des Feste-Burg-Kalenders, der im Freimund-Verlag erscheint. Schmidt hat die Aufgabe von Propst Gert Kelter (Görlitz) übernommen, der das Amt seit 2006 innehatte.
Herr Pfarrer Schmidt, welche Aufgaben hat der Herausgeber des Feste-Burg-Kalenders zu erfüllen?
Schmidt: Er ist verantwortlich dafür, dass der Feste-Burg-Kalender immer rechtzeitig erscheinen kann. Dazu gehört, den bestehenden Autorenstamm zu pflegen, neue Autoren zu gewinnen und um das Schreiben von Andachten zu bitten. Die geschriebenen Andachten werden dann gesammelt, durchgesehen und für den Verlag druckfertig vorbereitet.
Außerdem schreibt er eigene Andachten, das einleitende „Wort an die Leser“ und kümmert sich um die Sonderseiten zu den besonderen Gedenktagen des jeweiligen Jahres.
Eine weitere Aufgabe des Herausgebers ist es, den Kontakt zu den Lesern zu halten, um Anregungen und Kritik aufnehmen zu können.
Für jeden Tag des Jahres eine Andacht zu einem bestimmten Bibelabschnitt – wie werden die Textstellen ausgewählt? Und wie werden sie den Autoren zugeteilt?
Die Auswahl der Bibeltexte ist sehr einfach. Sie richtet sich nach der „Kirchenjahresleseordnung der Evangelischen Michaelsbruderschaft“. Schwieriger ist es, die Texte den etwa 200 Autoren zuzuordnen. Schließlich soll ein Autor ja nicht immer nur Texte für dieselbe Kirchenjahreszeit oder gar denselben Festtag zugeteilt bekommen. Da bin ich dankbar dafür, dass mich hier mein Vorvorgänger, Pfarrer Dr. Armin Wenz, bei dieser Aufgabe unterstützt. Das hat er seit seiner eigenen Herausgeberzeit auch schon für Propst Kelter getan. So habe ich von Pfarrer Dr. Wenz Ende letzten Jahres eine Datei für den Kalender 2019 bekommen, in der alle Texte den jeweiligen Autoren zugeordnet sind.
Haben Sie als Herausgeber Einfluss auf den Inhalt der Andachtstexte? Können Sie redigieren, kritisieren?
Das ist natürlich schwierig, wenn es um inhaltliche Fragen geht; aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, sich hier selber kritisieren zu lassen. Da braucht es sehr viel Fingerspitzengefühl. Und ich bin gespannt, ob ich das im Umgang mit den Autoren haben werde.
Einfacher dürfte es sein, wenn es um äußere Dinge, wie Schreibfehler oder Kürzungen geht – Pfarrer neigen leider dazu, den zur Verfügung stehenden Platz zu sprengen, weil es so viel Wichtiges zu schreiben gibt.
Was macht für Sie einen guten Andachtstext aus?
Dazu könnten Professoren der praktischen Theologie ganze Vorlesungsreihen halten. Für mich steht ein guter Andachtstext im Einklang mit der Heiligen Schrift und dem Lutherischen Bekenntnis und spricht den Leser in lebendiger, verständlicher und seelsorgerlicher Sprache in seiner Alltagswirklichkeit an. Aber während ich das formuliere, wird mir bewusst, wie schwierig es mir selbst immer wieder wird, diese Gedanken in meinen eigenen Andachten umzusetzen.
Den Feste-Burg-Kalender gibt es seit 1922 in der Form eines Abreißkalenders, seit 1965 auch in Buchform. Wie hat sich Auflage der beiden Formen entwickelt? Gibt es Überlegungen, neue Formen zu entwickeln?
Leider ist die Gesamtauflage des Feste-Burg-Kalenders in den letzten Jahren ständig zurückgegangen. Das liegt sicher zum einen daran, dass überhaupt weniger gelesen wird. Zum anderen scheint mir die Hausandacht selbst in christlichen Häusern immer weniger selbstverständlich zu sein. Dazu kommt, dass es eine Fülle von Andachtskalendern gibt, und dass manchmal vielleicht weniger auf den geistlichen Inhalt als auf den Preis geachtet wird. Auch ist es kaum noch üblich, dass – so wie in meinem Elternhaus – der Abreißkalender an der Wand hängt und so täglich im Blick und im Bewusstsein blieb.
Erfreulich ist, dass dafür die Auflage des Kalenders in Buchform fast konstant geblieben, ja, dass in diesem Jahr sogar die komplette Auflage verkauft worden ist.
Wie nutzen Sie persönlich den Kalender? Was schätzen Sie an ihm, was vermissen Sie vielleicht?
Seit Jahren nutzen meine Frau und ich den Feste-Burg-Kalender für unsere tägliche Hausandacht. Wir freuen uns über die Fülle ganz unterschiedlicher Autoren, die auf ihre je eigene Weise, aber doch verbunden durch die Liebe zum Wort Gottes und zum Lutherischen Bekenntnis, das Evangelium zum Klingen bringen und uns immer wieder Anregung und Wegweisung für den Tag geben.
Ich vermisse, dass es uns offensichtlich immer weniger gelingt, die jungen Christen mit diesem Kalender zu erreichen. Hier werden wir vielleicht über einen Jugend-Feste-Burg-Kalender oder eine Onlineversion nachdenken müssen.
Die Fragen stellte Doris Michel-Schmidt