Gott begegnen am Altar
Die Gegenwart Gottes im Abendmahl thematisierte SELK-Pfarrer Dr. Daniel Schmidt, (Groß Oesingen), in einem Vortrag anlässlich der Freizeit „5 Tage Weigersdorf“. Angereist waren junge Leute aus Deutschland, Finnland, Tschechien und Norwegen. Unter dem Titel „Christus erleben – Entscheidende Begegnung am Altar“ erläuterte Pfarrer Schmidt die Abendmahlsfeier als heiligen Ort, als heilige Zeit und als heilige Gemeinschaft.
Gott ist gegenwärtig. Nicht nur in der Kirche. „Nicht, weil Gott überall gegenwärtig ist, können wir auch im Haus Andacht oder Hausabendmahl halten oder im Fernbus sein Wort lesen“, sagte Pfarrer Schmidt, „sondern weil Gott an konkreten Orten zu unserm Heil gegenwärtig ist, gilt das auch an allen Orten, wo seine Heilsmittel gebraucht werden, denn daran bindet er seine Gnadengegenwart.“
Nicht die Seele des Menschen, die sich in den Himmel aufschwinge, sei das Mittel für Gottes Gegenwart, sondern das Brot und der Wein, in denen er in unsere Gegenwart komme. „Das ist die reale (nicht ‚virtuelle‘) Gegenwart Gottes: Gottes Sohn tritt in unsere unheilige Gegenwart“, betonte Schmidt. Wo das mit dem philosophischen Argument abgewiesen werde, das Endliche könne das Unendliche nicht in sich aufnehmen, müsste nach derselben Logik auch gelehrt werden: Christus kann nicht als wahrer Mensch und wahrer Gott im Gottesdienstraum tatsächlich präsent sein und an uns handeln, sagte Schmidt und zitierte dazu aus Luthers Tischreden: „In der Philosophie steht ein Zeichen für die Abwesenheit einer Sache, in der Theologie für deren Gegenwart.“
Die Sakramentsfeier als heilige Zeit, als Zeit der Gegenwart Gottes: Das machte Pfarrer Schmidt an der Liturgie deutlich. Die vergangene Heilsgeschichte werde in der Liturgie „gleichzeitig“, so Schmidt. Dies beginne mit dem Rüstgebet, in dem wir aussprechen, dass wir vor Gott als unseren Richter treten; nicht erst am „Jüngsten Tag“, sondern hier und jetzt. „Das geht weiter mit dem Friedensgruß: Der Friede, den Christus für uns erkämpft hat, wird uns zugesprochen. Wie er unter die Jünger getreten ist bei verschlossenen Türen mit dem Friedensgruß, so tritt er unter uns. Es geht weiter mit dem Glaubensbekenntnis, mit dem wir uns einreihen in die Menge der Gläubigen vor, neben und nach uns. Es setzt sich fort mit der Anrede im Präsens in der Predigt. Und es findet seinen Höhepunkt in dem Ruf ‚Kommt, denn es ist alles bereit.‘“
In der Zusage „Das ist mein Leib, den ich für dich dahingegeben habe am Stamm des Kreuzes“ werde die Gleichzeitigkeit überdeutlich, so Schmidt. „Es ist tatsächlich derselbe Leib, der dort gelitten hat, geschmerzt, geblutet, dessen Herz und Lunge am Ende ‚versagt‘ haben, wie wir medizinisch sagen würden, der dir in dieser Kirche, an diesem Altar, an diesem Sonntag gereicht wird.“
Schmidt machte deutlich, dass es nicht um eine „historisierende Vergegenwärtigung“ gehe. Und er markierte dabei den Unterschied zum römisch-katholischen Verständnis dieses Sakraments, in dem dort ausdrücklich die Messfeier als unblutige Wiederholung des Opfers Christi am Kreuz verstanden werde. Dagegen sei aus lutherischer Sicht festzuhalten: „Christus allein hat dieses Opfer gebracht, und er hat es ein für alle Mal getan.“ Zu jeder konkreten Zeit, in der sein Auftrag ausgeführt werde, der da heiße „Solches tut“, sei dieses Opfer gegenwärtig. „Damit wird es für uns gleichzeitig; es handelt sich gerade nicht um eine Wiederholung, auch keine ‚unblutige‘.“ Gott schaffe an konkreten Orten und zu konkreten Zeiten in dieser Welt Heilstatsachen, so Schmidt: „Die Kommunion am Altar ist eine entscheidende Begegnung, denn hier erhält der Sünder Gemeinschaft mit dem einzigen, der gerecht ist, Christus; hier erfährt die Gemeinde un-endliche Gemeinschaft.“
Die „5 Tage Weigersdorf“ werden im kommenden Jahr zugunsten der internationalen Freizeit „Corpus Christi“ ausfallen, die dann vom 17. bis 21. Juli 2017 erstmals in Deutschland (Halle/Saale) stattfinden wird. Im August 2018 soll es dann wieder „5 Tage Weigersdorf“ geben.