Keine hohe Kunst
In seinem Bericht für die Synode des Kirchenbezirks Niedersachsen-Süd der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), die am 1./2. November in Ahnsbeck im Bereich der Gemeinde Lachendorf tagt, nimmt Pfarrer Fritz von Hering (Rodenberg), Vorsitzender des Kirchenmusikalischen Arbeitsausschusses im Bezirk (KAB), auch Stellung zur kirchenmusikalischen Arbeit in kleiner werdenden Gegebenheiten.
Es geht auch an der Arbeit des KAB nicht spurlos vorbei, wie es unserem Kirchenbezirk geht. Die Halbierung der Pfarrkräfte in den letzten drei Jahren, die vielen strukturellen Veränderungen und die je ganz eigenen Nöte in den Gemeinden haben auch deutlich Einfluss auf die Kirchenmusik in den Gemeinden und darüber hinaus.
Aber: Auch wenn es manche organisierte Form der Kirchenmusik momentan etwas schwerer hat, ist das gesungene oder gespielte Gotteslob keineswegs verstummt. Weil wir unserem Gott Lob und Dank, aber auch Sorge und Klage singen können, hat Kirchenmusik auch in unserem Bezirk noch immer eine wichtige Aufgabe.
Wie bleiben wir in unruhigen Zeiten beisammen? Wie können wir Gemeindeglieder in ihrem kirchenmusikalischen Wirken stärken? Wie können wir Freude wecken am gemeinsamen Gotteslob? Das sind Fragen, mit denen wir uns im KAB zurzeit auf vielen Ebenen beschäftigen.
Wir machen dabei unterschiedliche Erfahrungen. Zum einen „funktionieren“ manche Dinge in der Kirchenmusik nicht oder nicht mehr so, wie wir es gewohnt sind oder uns wünschen. Den für das Frühjahr 2024 geplanten Workshoptag „Kirchenmusik“ mussten wir mangels Anmeldungen leider absagen. Auf die Frage, woran es denn gelegen habe, haben wir keine eindeutige, einfache Antwort gefunden.
Für die bezirklichen Kirchenmusikfeste fehlen uns an vielen Stellen momentan die ehrenamtlichen Kräfte. Kein Wunder, würde ich sagen, viele engagierte Gemeindeglieder sind zurzeit ja auch damit beschäftigt in ihrer eigenen Gemeinde den Laden zusammenzuhalten. Ein Impuls im KAB ist da, die Feste unaufwendiger zu gestalten. Ein anderer ist das Konzept, das wir in diesem und im nächsten Jahr erproben, nur noch alle zwei Jahre ein Kirchenmusikfest zu veranstalten und dies sowohl für Sängerinnen und Sänger als auch für Bläserinnen und Bläser gemeinsam zu gestalten. Ich glaube, es lohnt sich sehr, solche Feste auch in Zukunft zu planen, denn es kann eine wunderbare Kraft von ihnen ausgehen. Wer auf der Rückfahrt im Auto das „Herr unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen“ beim besten Willen nicht aus dem Kopf bekommt und es noch Tage vor sich hinsummt, weiß, wovon ich spreche. Sich wahrnehmen als Gemeinschaft im Glauben, die nicht an einen Ort oder eine Gemeinde gebunden ist, das ist wirklich belebend.
Zum andern merken wir aber auch, wie hier und da kleinere kirchenmusikalische Projekte Früchte bringen. Aus persönlichem Erleben möchte ich von unserem musikalischen Projekt zum 150-jährigen Gemeindejubiläum in Rodenberg erzählen. Dort haben wir Gottfried Meyer, Verantwortlicher in der Bläsermusik unseres Kirchenbezirks, „gebucht“ und mit ihm zusammen alle möglichen Musikerinnen und Musiker aus der Gemeinde und ihrem Umfeld angerufen. Dann haben wir Musik gemacht, mit dem was da war: unserem kleinen Posaunenchor, ein paar Bläsern aus der Landeskirche, einer Klarinette, einem Saxofon, einer Flöte, einer Band und einem spontanen Chor. Es waren am Ende zwar doch recht viele Noten, aber nichts Kompliziertes. Fröhlich und von Herzen Gott loben und etwas weitergeben von der Botschaft, die uns zusammenhält und trägt. Dafür braucht es keine hohe Kunst und ein halbes Jahr ermüdende Proben. Das geht sogar, wenn nur 80 Prozent der Töne richtig sind. Es ist die Freude am Glauben, die man so wunderbar in Musik stecken kann, die dafür sorgt, dass es keine 5 Minuten gebraucht hat nach dem Festgottesdienst, dass die Ersten schon Pläne gemacht haben, wann sich so etwas wiederholen lässt.