Was heißt hier „lutherisch“?
Das Reformationsjubiläum 2017 hat die Fragen nach lutherischer Theologie und Kirche neu aufleben lassen. Weltweit wurde wieder darüber geredet, geschrieben und geforscht, was die Reformatoren denn eigentlich wollten, was sie theologisch vertreten haben, und auch, was davon heute noch gültig sei.
Die Arbeitsgruppe der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), die das Reformationsjubiläum 2017 thematisch mit vorbereitet hatte, hat das zum Anlass genommen, im Auftrag der Kirchenleitung und des Kollegiums der Superintendenten der SELK, Materialien erarbeiten zu lassen, die genau diese „Basics“ lutherischer Theologie ins Zentrum stellen. Das Heft, das nun in der Reihe „KIRCHE INFORM“ erschienen ist, bietet Materialien, die in unterschiedlicher Weise in der Gemeindearbeit eingesetzt werden können.
„Es gibt zahlreiche, teilweise hervorragend erarbeitete Kursmaterialien, um mit Menschen, die sich dem christlichen Glauben annähern, ins Gespräch zu kommen“, schreibt SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. in seinem Geleitwort, „das hier vorliegende Materialheft freilich greift Themen auf, die der lutherischen Kirche besonders wichtig sind, wie das Sündenverständnis, die Beichte, Gerechtigkeit, Freiheit oder das Heilige Abendmahl.“ Das Heft will also einerseits einen Schritt weitergehen als jene Glaubenskurse, die keine Grundkenntnisse des christlichen Glaubens voraussetzen; es will sozusagen etwas tiefer bohren. Andererseits sollen die angebotenen Bausteine und die Hinweise zu deren Einsatz dazu dienen, lutherische Positionen so zu präsentieren, dass sie aktuell erscheinen, neu gesehen und verstanden werden können. Nicht zuletzt auch von Gemeindegliedern, die gern wieder einmal neu die Grundlagen lutherischen Glaubens diskutieren möchten.
Die einzelnen Einheiten sind in vier Themen-Blöcke unterteilt: 1. Gerecht vor Gott. 2. Die vier „Soli“. 3. Gottesdienst. 4. Kirche Jesu Christi. Nach didaktischen Hinweisen und einer „Ortsbestimmung“ unter dem Titel „Gott und Mensch“ geht es los – mit Schuld und Sünde. Ja, das muss sein. Auch wenn Sünde heute vielleicht ein schwieriges Wort und selbst Christen das Reden darüber manchmal peinlich ist. Das gilt vielleicht auch für das nächste Kapitel, „Reue und Beichte“, wobei neben allem Unverständnis heute auch wieder durchaus Interesse an der Beichte als „Erfahrungsort der Befreiung“ zu erkennen ist. Die Vergebung ist denn auch das sich inhaltlich anschließende dritte Kapitel in dem Block „Gerecht vor Gott“, das mit der Einheit über Freiheit abschließt.
Der zweite Block thematisiert die vier „Soli“: Christus, Glaube, Gnade, die Bibel. Auch hier gelingt es den Autoren, frische, ungewohnte Zugänge zu eröffnen.
Der dritte Block ist dem lutherischen Gottesdienst gewidmet. Der Gottesdienst ist der Ort, an dem uns die so genannten Gnadenmittel zuteil werden, in der Predigt, in den Sakramenten. Diese Einheiten lassen sich gut für Gemeindegruppen einsetzen: Was erwarte ich von einer Predigt? Warum ist die Unterscheidung von Gesetz und Evangelium so wichtig? Zur Taufe: Haben Sie ein Bild von Ihrer eigenen Taufe? Kennen Sie Ihren Taufspruch? Warum sollen schon Kinder getauft werden? Und: Welchen Wert hat meine Taufe – oder mit Luther gefragt: „Was gibt oder nützt die Taufe“? Die Einheit zum Abendmahl erklärt, warum die Kirche das Heilige Abendmahl feiert, was das Abendmahl ist, was es bewirkt, wer im Abendmahl was tut und wie es gefeiert wird. Und schließlich gehört zum Gottesdienst auch das Thema „Beten und loben“; hier wird kurz in die lutherische Liturgie eingeführt.
Der vierte und letzte Block thematisiert die Kirche: das Verständnis von Kirche, ihr Bekenntnis und schließlich die Ökumene, sind hier die Einheiten überschrieben.
Das farbig bebilderte, 120 Seiten starke Heft im A4-Format ist so aufgebaut, dass man sowohl die Themen von vorn bis hinten mit einer Gruppe über einen längeren Zeitraum durcharbeiten als auch genauso gut einzelne Bausteine herausgreifen und als Grundlage für einen Gemeindekreis nutzen kann. Die didaktischen Hinweise helfen hier den Leitenden bei der Vorbereitung und der Gestaltung.
Die einzelnen Themen sind im Großen und Ganzen gleich strukturiert. Sie sind inhaltlich unterteilt in vier Abschnitte: Einstieg, Erarbeitung, Vertiefung und Abschluss; es folgt jeweils eine Materialsammlung, aus der der Leiter, die Leiterin (bzw. auch die Teilnehmenden) auswählen kann.
In seinem Geleitwort weist Bischof Voigt auf die biblische Erzählung von Philippus hin (Apostelgeschichte, Kapitel 8), der dem äthiopischen Finanzminister auf seiner Pilgerreise hilft, die Grundlagen des christlichen Glaubens zu verstehen. Daran anknüpfend schreibt der Bischof: „Dieses Heft will zum ‚Philippus‘ werden, beziehungsweise denen helfen, die in unseren Tagen wie Philippus anderen die Heilige Schrift in einem Glaubenskurs auslegen. (…) Gott lasse dieses Heft zum Philippus für möglichst viele Menschen werden.“
Das Heft „Was heißt hier ‚lutherisch‘? Seminar-Bausteine für die Gemeindearbeit“ ist erschienen als Band 5 in der Reihe KIRCHE INFORM, herausgegeben von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (120 Seiten). Es kann zum Preis von 6 Euro (plus Versandkosten) bezogen werden über das Kirchenbüro der SELK, Postfach 69 04 07, 30613 Hannover; Tel. 0511 55 78 08; E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!