Reformationsmusical „Der Hammer“
Zum Reformationsjubiläum 2017 hat Pfarrer Matthias Krieser (Fürstenwalde) von der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ein Musical geschrieben unter dem Titel „Der Hammer“. Die Uraufführung ist für den 25. Mai in Berlin geplant. Die Themen der Reformation seien immer aktuell, sagte Krieser gegenüber selk.de, das Musical sei der Versuch, diese populär zu vermitteln.
Herr Pfarrer Krieser, was hat Sie bewogen, ein Musical zum Reformationsjubiläum zu schreiben?
Krieser: Die Idee dazu kam mir auf einem Pfarrkonvent. Beim Thema Reformationsjubiläum fiel mir auf: Es werden viele schöne Sachen für lutherische Christen und theologisch Interessierte geplant, Vorträge, Gottesdienste, Ausstellungen und dergleichen. Aber was ist mit den Leuten, die mit Kirche und Luther nicht so viel am Hut haben? Ich dachte, denen müsste man auf anderen Wegen Luthers Anliegen vermitteln – wo das 500. Reformationsjubiläum nun schon mal eine grundsätzliche Aufmerksamkeit bewirkt. Da kam mir der Gedanke mit dem Musical. Als ich meinem Amtsbruder Edmund Hohls von dieser verrückten Idee erzählte, meinte er, dass die gar nicht so verrückt ist und dass man es probieren sollte. Jetzt ist er der Produktionsleiter.
Das Musical erzählt, wie Jugendliche im Geschichtsunterricht das Thema „Was wollte Luther?“ bearbeiten sollen und das zunächst langweilig finden. Aber dabei bleibt es vermutlich nicht. Können Sie verraten, wie die 500 Jahre alte Geschichte dann doch noch spannend wird?
Spannend wird es immer dann, wenn ich merke, dass ein scheinbar angestaubtes Thema doch etwas mit meinem Leben zu tun hat. In dem Musical geschieht das durch den Traum eines Schülers. Da erlebt er, wie seine Mitschüler als Personen des 16. Jahrhunderts Luther begegnen - aber mit ganz ähnlichen Sorgen und Problemen, die sie auch im 21. Jahrhundert haben.
Der Titel des Musicals lautet: Der Hammer. Klar, es geht um Luthers Thesenanschlag 1517. Aber es soll nicht nur um die Person Luthers, nicht nur um den symbolträchtigen Hammerschlag gehen?
Richtig. Es geht ebenso um den Hammer des Schul-Hausmeisters. Auch die Hammerschläge, mit denen Jesus ans Kreuz genagelt wurde, werden erwähnt. Und am Ende hämmern die Schüler selbst. Im übertragenen Sinn ist die ganze Reformation ein Hammer, das merken schließlich auch die Schüler.
Kann man die komplexen Inhalte der Reformation, kann man Rechtfertigungsglauben überhaupt in populärer Form rüberbringen?
Man kann es versuchen. Die Themen, um die es da geht, sind eigentlich immer aktuell, oder, wenn Sie so wollen, populär: Leben, Verantwortung, Schuld, Leid und Gott. Ich bin so optimistisch anzunehmen, dass sich auch für schwere und unanschauliche Themen immer Mittel finden, um sie allgemeinverständlich und sogar unterhaltsam zu vermitteln, und ich finde, man darf das auch. Im Hinblick auf die Rechtfertigungslehre ist mir allerdings im Nachhinein eine Schwierigkeit bewusst geworden: Kann man die Rechtfertigung des Sünders ohne Gesetzeswerke allein aus Glauben heute in populärer Form rüberbringen, ohne missverstanden zu werden? Zur Zeit der Reformation herrschten Gesetzesstrenge, Gottesangst und Aberglaube in der Bevölkerung. Heute sind die meisten Menschen anders geprägt, da hören sie das Evangelium von Christus oft ganz anders und meinen, christliche Freiheit heißt, man darf machen, was man will.
Welches Zielpublikum hatten Sie beim Schreiben im Blick?
Nicht nur junge Leute, sondern sozusagen die ganze Familie, Christen und auch Nicht-Christen, wenn sie ein gewisses Interesse an Glaubensfragen haben.
Sie haben auch die Musik dazu geschrieben. Was hat Sie dabei geleitet? Welchen Musikstil darf man erwarten?
Ich hatte zunächst nur den Text geschrieben und gehofft, dass andere die Musik dazu machen. Das hat sich nicht verwirklichen lassen, da habe ich mich selbst an die Arbeit gemacht. Ich bin zwar kein Komponist, aber ich habe schon als Kind ganz gern komponiert. Welchen Musikstil darf man erwarten? Ich finde es schwer, mich selbst in eine bestimmte Schublade einzusortieren. Außerdem ist die Musik ein buntes Gemisch geworden: Die Schüler rappen und singen Popsongs, Bibelworte sind durchgängig gregorianisch vertont und Luther singt zu hundert Prozent Lutherlieder, also nicht nur Original-Luthertexte, sondern auch Original-Luthermelodien. Übrigens spricht der Musical Luther auch zu neunzig-Prozent authentische Lutherworte, nur etwas ans heutige Deutsch angepasst. Wenn ich mich festlegen müsste, würde ich sagen, das Musical ist im Ganzen Popularmusik. Jedenfalls habe ich versucht, so zu komponieren, dass jemand mit durchschnittlichem Musikgeschmack gern zuhört und vielleicht auch auf den einen oder anderen Ohrwurm stößt.
Zunächst stehen Aufführungen in Berlin, Dresden, Leipzig und Fürstenwalde fest. Mit immer dem gleichen Team oder entstehen vor Ort jeweils eigene Inszenierungen?
Es ist immer dasselbe Team, engagierte Amateure, die mit Lust und Eifer bei der Sache sind. Wir nennen das Team die Hammer-Truppe. Mit Yella Burggaller haben wir eine professionelle Theaterfrau als Regisseurin gewinnen können. Sie probt schon seit Monaten mit den jungen Leuten. Die anspruchsvolle Rolle Luthers spielt Markus Evers; das ist ein Glücksfall: Er kennt sich in der Kirchenmusik aus und hat außerdem Theatererfahrung. Es wird also eine richtige kleine Tournee. Sie beginnt, wie Sie schon sagten, in Berlin, und zwar zeitgleich mit dem Evangelischen Kirchentag. Die genauen Daten und Zeiten findet man auf der Website des Projekts: www.reformationsmusical.de.
Die Fragen stellte Doris Michel-Schmidt