Christian Neddens bei Symposium in den USA | 24.09.2023

USA: Concordia-Symposium zu "Kirche und Gesellschaft"
SELK-Professor Neddens mit Vortrag beteiligt

St. Louis (USA), 24.9.2023 - selk - Am Concordia Seminary in St. Louis (USA), einer der beiden theologischen Ausbildungsstätten der Lutherischen Kirche-Missouri Synode, Schwesterkirche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), fand in den vergangenen Tagen das 33. Theologische Symposium mit über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Thematisch waren die Tage dem Verhältnis von Kirche und Gesellschaft gewidmet unter dem Titel: "Living by Hope in a Secular Age". Der Titel spielt auf ein vor allem für die USA prägendes Buch des Philosophen Charles Taylor an, der unter Säkularität die Notwendigkeit versteht, in allen Fragen des Lebens selbst wählen und sein Leben individuell gestalten zu müssen.

Von der Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH) Oberursel der SELK nahm Dr. Christian Neddens, Professor für Systematische Theologie, an dem Symposium teil.

Die beiden Tage des Symposiums begannen jeweils mit Gottesdiensten in der Kapelle des Seminars. In den Hauptvorträgen ging es um Themen wie "Christliche Hoffnung angesichts von Feinden", "Schöpfungshoffnung", "Luthers Lehre von den zwei Reichen und den drei Ständen" oder - mit humorvollen Zwischentönen gespickt - um die Frage nach einem zeitgemäßen Männerbild.

Neddens stellte unter dem Titel "Liebe als Grund und Grenze der Freiheit" beispielhaft am Freiheitsbegriff dar, wie politische Philosophie und Theologie auch heute in einer säkular erscheinenden Zeit aufeinander Bezug nehmen. In einem ersten Schritt referierte er Versuche gegenwärtiger deutschsprachiger Philosophie über ein bloßes Verständnis von Freiheit als Abwesenheit von Zwang hinauszukommen und Freiheit positiv zu bestimmen als Gelegenheit, anfangen zu können, zu kooperieren und insbesondere durch Liebe füreinander Räume gelingender Lebensgestaltung zu eröffnen. In einer daran anschließenden Analyse machte der Referent deutlich, wie diese philosophischen Konzepte von einer utopischen Idee der Liebe und Freiheit leben - oder besser: einer säkularisierten messianischen Idee. In einem dritten Schritt zeigte Neddens dann am Beispiel des lutherischen Theologen Hans Joachim Iwand, wie sich Mitte des 20. Jahrhunderts theologisch nach Krieg und Diktatur die Frage stellte, welchen Beitrag Christinnen und Christen zum Aufbau einer friedlichen und freien Gesellschaft leisten könnten. Gegenüber einer Philosophie, die das Leben in die Zeitspanne irdischer Existenz einzwängt, hatte Iwands Begründung der Freiheit ein völlig anderes, tragendes Fundament. Iwand bestimmte die Freiheit vom biblischen Gleichnis des barmherzigen Samariters her, also von einer Tat, die den gesellschaftlichen Freund-Feind-Unterscheidungen gegenüber frei bleibt für die Not des Nächsten. Es sind solche Taten, so Iwand, die das Recht und die Freiheit einer Gesellschaft schützen. Sie haben ihren Grund allerdings nicht in der Güte des Menschen, sondern in Gottes zuvorkommendem Tun in Jesus Christus, dessen Liebestat ihn das Leben kostete und dessen Auferstehung Glaubenden die Freiheit schenkt - ohne Sorge das zu tun, was geboten ist: den Nächsten zu lieben. In einem Ausblick wies Neddens darauf hin, dass Christenmenschen nach Iwand gut beraten sind, sich nicht zur Partei in den gesellschaftlichen Streitigkeiten zu machen, sondern diese Freiheit, die ihnen kraft der Auferstehung von den Toten zukommt, auch in ihrem gesellschaftlichen Engagement zu wahren.

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