SELK-Theologe mit Roman-Debüt


Matthias Krieser, emeritierter Pfarrer der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), hat einen Roman vorgelegt. Auf dem rückwärtigen Buchcover ist zu lesen: „‘Mein erster und letzter Roman‘, meint der pensionierte Pfarrer Matthias Krieser, der vorher ganz andere Bücher geschrieben hat.“ Umso mehr wird das Interesse geweckt, wie der Autor, der bisher ausschließlich dezidiert kirchlich-theologische Bände vorgelegt hat, einen Roman konzipiert und verfasst. Michael Schätzel, ebenfalls emeritierter Pfarrer der SELK, hat das Buch gelesen und rezensiert.

Krieser

Der Roman „Weg-Weichen“ von Matthias Krieser wäre schnell erzählt, wenn er nicht durchzogen wäre von ausführlichen Selbstreflexionen und Gesprächen, die Gelegenheiten bilden, in einer Art Kompendium relevante Themen aus Gesellschaft und christlicher Ethik zu behandeln. Da kommen beispielsweise das Modell des staatlich gewährten Grundeinkommens für alle und das Thema Wirtschaftspolitik ebenso zur Sprache wie die Fragen nach der Homosexualität, dem ungeborenen Leben und unterlassener Hilfeleistung.

Christian Pinchowski, die Hauptperson, findet nach dem Unfalltod seiner Eltern bei Pflegeeltern ein behütetes Zuhause – und zum christlichen Glauben. Dies ist eine der entscheidenden Weichen eines Lebensweges, menschlich konsequent, jedoch letztlich von Gott so gelenkt. Immer wieder taucht dieses Motiv der Weg-Weichen im Buch auf. Nach drei abgebrochenen Studiengängen versucht sich der einerseits intellektuelle, meinungssichere und wertkonsequente, anderseits aber auch zaudernde und im Grunde lebensuntüchtige Christian durch Bescheidenheit und Jobs über Wasser zu halten, was ihm so eben gelingt. Vor allem seine mathematische Intelligenz (Christian ist ein echter Zahlen-Nerd!) kommt in Kriesers Roman immer wieder zur Sprache.

Neben Christian spielt dessen frühere Klassenkameradin Claudia Papenburg eine Hauptrolle. Die Psychologin ist auf der Suche nach Christian, nachdem sie ihn zufällig aus der Ferne wiedergesehen hat. Sehnsucht markiert ihre Suche. Im Wechsel mit den Erzählabschnitten über Christian folgen (kursiv abgesetzt) solche über Claudia, die Psychologin ist und – in der fiktiven Romanwelt ist das erlaubt – Gespräche mit Klienten wiedergibt, die zu den thematischen Abhandlungen des Buches gehören. Dabei wird beispielsweise eine Eheproblematik ebenso behandelt wie eine (vermutete) Altersdepression, der Aufbau von Beziehungen ebenso wie die Anfechtungen einer Bundestagsabgeordneten

Christian trägt seinen Glauben nicht vor sich her. Mitunter findet er gar nicht ausdrücklich Erwähnung, wird gleichwohl als Grundlage von Christians Denken deutlich; hier und da argumentiert der Protagonist ausdrücklich gottes- und bibelbezogen. Dass er mit seinem Glauben in einer Kirchengemeinde beheimatet ist, erfährt der Leser kurz vor Schluss des Romans eher beiläufig. Der Gottesdienst kommt gar nicht vor. Aber der Roman gliedert sich kapitelweise in fünf (Werk-)Tagen im Leben des Christian P.; ein Sonntag ist eben einfach nicht dabei.

Gerade weil Christian seinen Glauben so unaufgesetzt authentisch lebt, werden die pointiert eingestreuten Aussagen über den Gott, der die Menschen liebt und ihnen gegenüber Gnade vor Recht ergehen lässt, zu echten Perlen in einem durchaus anstrengenden, gleichwohl lohnenden Buch. Gut denkbar ist es, einzelne Kapitel in Gemeindekreisen zu lesen und zu besprechen. Mit Gewinn.


Matthias Krieser
Weg-Weichen
Sola-Gratia-Verlag 2025, 342 Seiten, ISBN: 978-3-948712-29-7
Preis: 12 Euro, als E-Book kostenlos herunterladbar

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