Lutherische Tagung 'Gemeinsam Glauben' (2) | 27.09.2023

SELK: Lutherische Tagung "Gemeinsam Glauben" in Erfurt
Thema: Verlobt mit Gott: Kirche Jesu Christi sein und bleiben


Erfurt, 27.9.2023 - selk - Am frühen Samstagabend wurde die lutherische Tagung "Gemeinsam Glauben" in Erfurt , die das Thema "Verlobt mit Gott: Kirche Jesu Christi sein und bleiben" hatte (selk_news berichtete), mit einem Vortrag von Professor i.R. Dr. Werner Klän (Lübeck) fortgesetzt. Vor den 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) organisierten und angebotenen Veranstaltung sprach der frühere Systematiker der SELK-Hochschule in Oberursel zum Thema "Widerstandsrecht und Gehorsamspflicht - Impulse aus der Corona-Krise für das Verhältnis der Kirche zu Staat und Gesellschaft". Klän führte aus, dass das Beharren auf Selbstständigkeit in der Entstehungszeit der Vorgängerkirchen der SELK im 19. Jahrhundert von entscheidender Bedeutung gewesen sei. Gemäß den lutherischen Bekenntnissen habe der Staat nicht das Recht, in Glaubens- und Gewissensfragen reinzureden. Differenziert blickte Klän zurück auf die Situation der SELK und anderer Kirchen in Deutschland während der Corona-Krise und kritisierte insbesondere den freiwilligen Verzicht auf Gottesdienste, der häufig "in vorauseilendem Gehorsam" erfolgt sei. Unbeschadet der Trennung von Staat und Kirche, die ihre Wurzeln im Neuen Testament habe, sei es Aufgabe der Kirche, den Staat auf Gottes Gesetz hinzuweisen und auch sein Gericht anzusagen. Im Blick auf die in der SELK erfolgten Veränderungen in der Abendmahlspraxis stellte Klän heraus, dass diese ursprünglich befristet eingeführt worden seien. Sowohl die Intinctio, also das Eintauchen der Hostie in den Kelch, als auch der Gebrauch von Einzelkelchen seien hierbei angesichts des Wortlautes der Einsetzungsworte Jesu Christi defizitär.

Am Sonntagvormittag feierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung einen Gottesdienst mit Beichte und Abendmahl gemeinsam mit Gliedern der Erfurter Kirchengemeinde der SELK in deren Christus-Kirche. SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover) hielt die Predigt, während Ortspfarrer Markus Fischer als Liturg fungierte. Viele, die an der Tagung teilnahmen, musizierten im Posaunen- und Singchor mit.

Im Anschluss an einen Mittagsimbiss mit Thüringer Bratwürsten hörten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung gemeinsam mit interessierten Erfurter Gemeindegliedern den letzten Tagungsvortrag. Hierbei referierte Bischof Voigt zum Thema "Klein und angefochten?! Unser Weg als lutherische Kirche in einer säkularisierten Welt". Zunächst erläuterte der Referent in Rückgriff auf die Sozialpsychologie typische Verhaltensmuster von kognitiven Mehrheiten und Minderheiten und stellte Überlegungen an, wie sich diese auf die SELK als Minderheitenkirche in Deutschland übertragen ließen. Anhand zahlreicher Stellen der Heiligen Schrift machte Voigt anschließend deutlich, dass sich die Kirche Jesu Christi nicht der Welt gleichstellen dürfe (Römerbrief, Kapitel 12) und Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen (Apostelgeschichte, Kapitel 5). Auch für kleine Gemeinden und Kirchen gelte die Verheißung Jesu, dass seine Jünger Salz der Erde und Licht der Welt seien (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 5) und dass er als Herr der Kirche dort zugegen sei, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt seien (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 18). Wiederum in Rückgriff auf die Sozialpsychologie beschrieb der leitende Geistliche die Strategien der Abschottung und der Anpassung als gängige Handlungsmuster von Minderheiten. Demgegenüber plädierte er im Blick auf die SELK dafür, christliches Bekennen als Lebenshaltung zu verinnerlichen: "Das Bekenntnis lebt von starken Positionen, verzichtet aber auch nicht mit kleineren Anteilen auf die Ablehnung von Meinungen, die mit biblischen und bekenntnistheologischen Einsichten der Kirche nicht vereinbar sind." Als Beispiele für solch christliches Bekennen nannte Voigt die Verkündigung des Evangeliums, das Bekenntnis zur Inkarnation Jesu Christi im Abendmahl, den Erhalt der Beichtpraxis und die Bejahung des christlichen Menschenbilds in seiner Geschöpflichkeit als Mann und Frau. Abschließend ging der Bischof auf die zunehmenden Spannungen in der SELK ein und brachte als einen Erklärungsansatz Überlegungen des Soziologen Prof. Dr. Hartmut Rosa (Jena) ins Gespräch.

Auf alle Vorträge der Tagung folgten Aussprachen, in denen Gelegenheit zu Anmerkungen und Rückfragen gegeben wurde. Am Sonntagnachmittag endete die Tagung "Gemeinsam Glauben" mit einem Reisesegen.

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Ein Bericht von selk_news /
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