Kirchenkabarett zum Jubiläumsauftakt | 27.10.2023

Kirchenkabarett mit Ulrike Böhmer zum Jubiläumsauftakt
SELK in Rabber: Kirchweihe vor 125 Jahren


Bad Essen-Rabber, 27.10.2023 - selk - "Hallöchen, bin ich froh, datt ich angekommen bin, die Autobahn aussem Ruhrpott is eine Baustelle, eine reine Katastrophe": Mit diesem Gruß betrat "Erna Schabiewsky" alias Ulrike Böhmer am Dienstag die Bühne in der Dreieinigkeitskirche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Rabber, deren 125-jähriges Kirchweihjubiläum die Gemeinde in diesen Tagen begeht. Superintendent und Gemeindepfarrer Bernd Reitmayer hatte zuvor die ehemalige Dortmunder Gemeindereferentin aus Iserlohn mit ihrem Programm "Glückauf und Halleluja" sowie über 80 Besucherinnen und Besucher begrüßt. Der erste große Lacher gelang Erna Schabiewsky mit der Frage "Leben eigentlich noch Gründungsmitglieder?". Allein mit ihrer Mimik und ihrem Auftreten im roten Kostüm mit kariertem Hut und Handtasche brachte Erna Schabiewsky das Publikum fast permanent zum Lachen und Schmunzeln und zu ausgiebigem Applaus.

Und so schwadronierte die Kirchenkabarettistin im typischen Pottjargon über ihre kirchliche Herkunft: "Ich gehöre nicht zu eurer ,Fraktion', ihr seid ja selbstständig. Man sieht doch gleich, datt ich katholisch bin." Dabei strich sie sich genüsslich über ihren Bauch, der daher komme, dass sie in ihrem katholischen Leben zu viel Weihrauch inhaliert habe. "Und der bleibt, bisse inne Kiste liechst."

Im Weiteren regte sich Erna Schabiewsky über die Kirche mit ihren Strukturveränderungen und über die Bischöfe auf und über Leute, die wegen des "Erstkommuniongedöns" in die Kirche eintreten und anschließend sofort wieder austreten. "Datt is wie beim BVB: vor der Meisterschaft eintreten und danach zu Schalke wechseln."

Nebenbei plauderte sie über Freundin Hilde, die sich in einer Ehekrise auf dem Weg in die "Stadt der Liebe", Rom, mit einem Herz-Teddybär vom Liebsten besänftigen lässt und auf dem Boden liegend Michelangelo-Bilder in der Sixtinischen Kapelle guckt. "Ich hab drei Flaschen Eierlikör gebraucht, um de Hilde zu erklären, datt Gott nich der alte Mann mit Bart is, wie ihn der Michelangelo gezeichnet hat."

Mit Grausen erinnerte sich Erna Schabiewsky an die Coronazeit. Um Herbert, ihrem Ehemann, klare Grenzen aufzuzeigen, habe sie durch die ganze Wohnung rot-weißes Flatterband gezogen. Mit dem Lockdown habe es dann gestreamte Gottesdienste gegeben. "Dann hasse den Pastor auch noch aufen Küchentisch stehen."

Lieber weglaufen würde Erna Schabiewsky, wenn Hauptamtliche mit Konzepten für kirchliches Leben kämen. Dass Kirche krank machen könne, habe sie bei ihrem Pastor wahrgenommen. Auf einmal sei er nicht mehr da gewesen und keiner habe gewusst, was er habe. Sie habe jedoch herausgefunden, dass er nicht im Krankenhaus, sondern im Kloster Münsterschwarzach gewesen sei. Dort habe ihr Pastor die Erkenntnis gewonnen, dass der dort tätige prominente Benediktinerpater Anselm Grün ohne Unterbrechung vier Wochen aus seinen Büchern vorlesen könne und dass es dann zuhause in der Gemeinde doch wohl besser sei.

Nicht zu kurz kamen bei Erna Schabiewsky die nach der Coronazeit wieder aufgelebten Frauentreffen mit Kaffee und Kuchen und Vorträgen. Nach einem, wo es viel Bienenstich gegeben habe, sei sie jedoch krank geworden. Mit heftigen, durch Gallensteine verursachten Schmerzen habe sie nachts ins Krankenhaus müssen. Dort sei sie operiert worden, wobei man von außen davon nichts mehr sehe. Der Chefarzt habe sie schon nach drei Tagen entlassen und ihr die Gallensteine mit nach Hause gegeben. "Is datt auch Folge von die Krankenhauskrise, datt se datt, wat se rausoperiert haben, nich mehr selbs entsorgen können?" Ihre Freundin Hilde habe dann gemeint, dass die Gallensteine ihr etwas sagen würden, und dass sie ihre Wut bearbeiten müsse. "Du brauchst etwas, womit du die Gallensteine zerdeppern kannst. Gib dazu jedem Gallenstein einen Namen." Sie selbst habe dann die ersten drei Gallensteine ihrem Herbert, einen der "Omma" und alle anderen den Bischöfen und Kardinälen der Kirche und den größten dem Kardinal Woelki "gewidmet".

Zu guter Letzt entrüstete sich Erna Schabiewsky über den Ruhestand ihres Ehemannes. Der liege den ganzen Tag auf dem Sofa. Einmal habe er sie überrascht, da habe sie ihn auf dem Sofa sitzend und in einer alten Ausgabe einer Frauenzeitschrift lesend vorgefunden. Da habe sie erst einmal mit klarkommen müssen. Und vor allem, dass er überlege, jetzt als erfahrener Ehemann ehrenamtlicher Priester zu werden, wobei sie ihm die Predigt schreiben solle. Als Fazit habe sie ihm dann gesagt: "Wenn ich die Predigt schreibe, dann halte ich se auch, ansonsten ziehe ich nach Rabber!" Woraufhin sie nach ihrem zweistündigen Programm mit langanhaltendem Applaus vom Publikum verabschiedet wurde.

Mit ihrem Ruhrgebietsdialekt ("Hömma", "Ich sach datt mal ährlich"), in dem Ulrike Böhmer ihre kleinen Geschichten aus ihrer Dortmunder Pfarrgemeinde und ihrer katholischen Frauengemeinschaft darbot, wirkte sie authentisch. Ihre Schlagfertigkeit und ihr Humor, verbunden mit ihrer klaren Haltung zu christlichen Themen, kamen beim Publikum gut an, sodass ihr Auftritt für die Besucherinnen und Besucher zu einem sehr vergnüglichen Abend wurde.

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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