Erinnerungen für die Zukunft | 26.08.2016

Erinnerungen für die Zukunft
SELK in Soltau: Publikation zu Gedenktafeln der Kriegsopfer

Soltau, 26.8.2016 - selk - "Erinnerung brauchen wir nicht für die Toten, Erinnerung brauchen wir für die Zukunft." - Dieses Wort von Elie Wiesel (1928-2016; Friedensnobelpreisträger von 1986) ist ein geeignetes Motto für ein Projekt in der Zionsgemeinde Soltau der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK): Am Sonntag, 28. August, stellt Gustav Isernhagen, Gemeindeglied der Zionsgemeinde, nach dem Gottesdienst ein kleines Buch zu den in der Zionskirche zu sehenden Gedenktafeln der Kriegsopfer aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg vor. In den letzten drei Jahren hat er sich intensiv darum bemüht, aus dem Konfirmationsregister der Zionsgemeinde und aus Archiven örtlicher Zeitungen Informationen zu den aufgelisteten Namen zu finden. Die Kirchenbücher der Zionsgemeinde sind am Ende des 2. Weltkrieges im April 1945 beim Beschuss des Pfarrhauses verbrannt. Allein das Konfirmationsregister war wegen vorzunehmender Einträge nicht im Pfarrhaus und konnte so gerettet werden.

Einerseits ging es Isernhagen darum, die Erinnerung innerhalb der Gemeinde wach zu halten, denn etwa 80 Prozent der Gottesdienstbesucher konnten bisher mit vielen der Namen auf den Tafeln nichts anfangen. So hat Isernhagen zu jedem der 17 Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg und der 23 Opfer des Zweiten Weltkrieges eine eigene Seite in dem Heft zusammengestellt, zum großen Teil mit Fotos der Verstorbenen, zum Teil sind Todesanzeigen aus den Archiven der örtlichen Zeitungen beigefügt. Besonderes Merkmal der Tafel zum Zweiten Weltkrieg ist, dass nicht nur Soldaten aufgelistet sind, die im Krieg gefallen sind, sondern auch eine Frau, die beim Bombenangriff auf ihr Haus im April 1945 ums Leben kam, und ein 13-jähriger Junge, der ebenso im April 1945 auf eine Mine trat.

Andererseits, das wird im Vor- und Nachwort der Dokumentation deutlich, ging es dem Herausgeber um eine Betonung von Schuld und Mahnung. "Mich haben schon immer die Sprüche gestört, die manchmal auf ähnlichen Tafeln zu sehen sind. Von Mahnung zum Frieden ist da wenig zu lesen", so Isernhagen.

Auch in der Zionskirche ist solch ein Spruch auf der Tafel zum Ersten Weltkrieg zu lesen: "Niemand hat grössere Liebe, denn die, dass er sein Leben lässet für seine Freunde." (Die Bibel: Das Evangelium nach Johannes, Kapitel 15, Vers 13) "Die Überhöhung des Lebenseinsatzes der Soldaten im Krieg, indem man ihn mit Jesu Erlösungswerk verglich, ist heute nur schwer erträglich", erläutert Superintendent Peter Rehr, Pfarrer der Zionsgemeinde.

Isernhagen verweist in seinem Nachwort auf die Defizite in der Bewertung der Kriege, die in der lutherischen Kirche insbesondere durch eine Engführung der Zwei-Reiche-Lehre Luthers entstanden seien. Sein Abschlussplädoyer appelliert an die Verantwortung der Christen heute: "Heute müssen wir uns angesichts der derzeitigen Flüchtlingssituation, des skandalösen Wohlstandgefälles in der Welt und vieler kriegerischer Auseinandersetzungen fragen, ob wir aus der Vergangenheit gelernt haben und ,unseren Mund auftun für die Schwachen' - für den Frieden, gegen Gewalt."

Das 48-seitige Heft wurde in einer Auflage von 200 Exemplaren gedruckt und kann für 15 Euro erworben werden. Kontakt über die Zionsgemeinde Soltau, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

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