60. Synodalversammlung der FELSISA | 19.09.2016

"Befreiung durch Erinnerung"
SELK: Werner Klän referiert auf Tagung des FELSISA

Kirchdorf/Wartburg (Südafrika), 19.9.2016 - selk - Vom 8. bis zum 10. September fand in Kirchdorf/Wartburg die 60. Synodalversammlung der Freien Evangelisch-Lutherischen Synode in Südafrika (FELSISA) statt. Sie stand unter der Überschrift "Befreiung durch Erinnerung".

In seinem Bischofsbericht machte Bischof Dr. Dieter Reinstorf (Pietermaritzburg) darauf aufmerksam, dass der von seiner Kirche lange geübte "passive Gehorsam" in der Zeit der Apartheid (bis 1994) dazu führe, dass heute das christliche Zeugnis beeinträchtigt werde, wenn nicht die Fehler der Vergangenheit zur Kenntnis genommen würden. Zugleich sprach er in seinem Bericht auch über den Kummer der weißen Mitglieder der FELSISA, weil die Heimat, die sie einmal zu haben schienen, nicht mehr heimatlich sei.

Notwendig sei ein Bemühen um Versöhnung, vor allem im Verhältnis zur Schwesterkirche vor Ort, der Lutherischen Kirche im Südlichen Afrika (LCSA), und ein Heilen der Erinnerungen auf allen Seiten.

Auf Einladung der Kirche wurden zwei Hauptreferate im Bereich dieser Themenstellungen gehalten: Prof. Dr. Werner Klän von der Lutherischen Theologischen Hochschule der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Oberursel sprach über "Vom Umgang mit Verletzungen und Trauer im persönlichen, Leben, in der Geschichte und in der Kirche"; Pastor Dr. Karl Böhmer (Pretoria) referierte zu: "Gezieltes Vergessen und bewusste Erinnerung: Vergangenheit und Gegenwart".

Klän führte die Vererbung von Kriegstraumata bis in die Generation der "Kriegsenkel" vor Augen, wie sie jüngere Forschungen zur deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert beschrieben haben, und plädierte für eine ungescheute Auseinandersetzung auch mit leidvollem Erleben und schwieriger Geschichte. Als Beispiel wies er auf die Arbeit der von ihm geleiteten Trilateralen Kommission hin, die 2012 von den Kirchenleitungen der LCSA, der FELSISA und der SELK mit ihrer Lutherischen Kirchenmission (LKM) berufen wurde.

Böhmer betonte die Notwendigkeit, dass seine Kirche ihr gemeinsames Gewissen prüfen müsse, was ihre Geschichte in der Zeit der Apartheid betreffe. Dabei gehe es um bewusst vollzogene Erinnerungsvorgänge. Exemplarisch führte er die Entwicklungen der "Hardeland-Konflikte" vor, in denen der von Louis Harms ernannte Missionssuperintendent August Hardeland längst vor der Zeit der Apartheid das in Hermannsburg entwickelte Missionsparadigma gegen die Intentionen Louis Harms' veränderte, sodass es zum Entstehen einer "weißen" Siedlerkirche und einer "schwarzen" Missionskirche kam. Die erheblichen Spannungen, die Hardeland durch sein teilweise äußerst brutales Vorgehen hervorrief, dauern, so Böhmer, bis heute an und prägen - bisher zumeist unbewusst - auch das Verhältnis zwischen LCSA und FELSISA.

Die jeweils anschließenden Gruppenarbeiten ließen erkennen, dass die Impulse der Referate aufgenommen und angeregt diskutiert wurden.

SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. hatte ein Grußwort gesandt, das von Prof. Klän verlesen wurde. Darin betonte der leitende Geistliche der SELK, dass es gelte, "Wege der Heilung, Befreiung und Versöhnung zu finden."

Die Synode nahm überdies zahlreiche Berichte entgegen, darunter von der Mission Lutherischer Kirchen, der südafrikanischen Repräsentanz der LKM (Missionar Christoph Weber), von der Arbeit unter Studierenden in Pretoria (Pastor Jacob Corzine) und vom Lutherischen Theologischen Seminar (LTS) in Tshwane/Pretoria. Dr. Böhmer wurde von der Synode auf drei Jahre als Dozent an das LTS entsandt.

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