Reformationsgedenkfeier in Lund | 01.11.2016
Gemeinsame katholisch-lutherische Gedenkfeier
SELK-Bischof Voigt als ILC-Vorsitzender in Lund
Lund/Schweden, 1.11.2016 - selk - Der Lutherische Weltbund (LWB) und die römisch-katholische Kirche haben am gestrigen Reformationstag in Lund (Schweden) ein gemeinsames Reformationsgedenken veranstaltet. Als ökumenischer Gast war dazu auf Einladung des LWB auch der Vorsitzende des Internationalen Lutherischen Rates (ILC), der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), nach Lund gereist, um am Gebet um die Einheit der Kirche teilzunehmen.
Papst Franziskus, LWB-Präsident Bischof Dr. Munib Younan und LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Martin Junge leiteten die ökumenische Gedenkfeier gemeinsam mit Vertretern der Kirche von Schweden und der katholischen Diözese von Stockholm.
Die gemeinsame ökumenische Veranstaltung in Lund fand in Erwartung des 500. Reformationsjubiläums 2017 statt. Teil der Feier war eine gemeinsame Gebetsveranstaltung im der Kathedrale von Lund auf Grundlage des kürzlich veröffentlichten katholisch-lutherischen liturgischen Leitfadens eines "Gemeinsamen Gebets".
"Der LWB begeht das Reformationsjubiläum im Geiste der ökumenischen Verantwortlichkeit", sagte LWB-Generalsekretär Junge. "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir uns mit unserer Arbeit für die Versöhnung von katholischen und lutherischen Gläubigen gleichzeitig auch für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung in einer Welt einsetzen, die durch Konflikte und Gewalt zerrissen wird." Papst Franziskus sagte in seiner Grußadresse: "Lasst uns Gott bitten, dass sein Wort uns bewahre und einige, denn es ist unsere geistliche Nahrungsquelle und Leben. Ohne seine Inspiration können wir nichts tun." Luther erinnere mit dem Konzept "Allein aus Gnaden" daran, dass Gott immer die Initiative habe, vor jeder menschlichen Antwort, sogar wenn er suche, diese Antwort des Menschen zu erwecken. Die Rechtfertigungslehre drücke das Wesen der menschlichen Existenz vor Gott aus, so der Papst.
Die Veranstaltung in Lund ist auch Teil des Rezeptionsprozesses des gemeinsamen Berichts "Vom Konflikt zur Gemeinschaft", der 2013 veröffentlicht wurde und seither weite Verbreitung in der lutherischen und katholischen Gemeinschaft gefunden hat. Der Bericht ist der erste Versuch beider Dialogpartner, gemeinsam und auf internationaler Ebene die Geschichte der Reformation und ihrer Absichten zu beschreiben. Der Berichtstext "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" wurde 2015 auch von der Mitgliederversammlung des ILC gewürdigt und den ILC-Mitgliedskirchen zum Studium empfohlen.
Prof. Carl-Gustaf Andrén, ehemaliger Vizekanzler der Universität von Lund und 1947 Teilnehmer der Gründungsversammlung des LWB, erinnerte sich: "1947 hat Bischof Anders Nygren darauf hingewiesen, dass das Hauptmotiv für die Gründung des LWB die Ökumene und der Dialog zwischen der katholischen und der lutherischen Kirche sei." Andrén ist überzeugt, dass das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken in Lund für Lutheraner und Katholiken von größter Bedeutung sei.
Bischof Voigt sagte gegenüber selk_news, seiner Teilnahme an der Gedenkveranstaltung sei eine klare Entscheidung des Exekutivkomitees des ILC vorausgegangen. Die Kirchen des ILC hätten die Grundlage der Veranstaltung, die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (GE), zwar nicht unterzeichnet. Sie wüssten aber die Bedeutung des Dokumentes sehr wohl zu würdigen, wenngleich sie auch grundlegende Anfragen an die GE hätten. Voigt sagte weiter: "Die Kirchen des ILC haben ihren konfessionellen Schmollwinkel verlassen und sich ihrerseits auf einen ökumenischen Weg begeben, der geprägt sein soll von Wahrhaftigkeit und Liebe, Liebe und Wahrhaftigkeit.
Eine innere Sehnsucht nach der Einheit der Kirche gehört ebenso zur christlichen Existenz wie das demütige Wissen, das diese Einheit nicht von Menschen machbar ist, sondern uns in Christus vorausgeht."
Während der Gebetsveranstaltung unterzeichneten Papst Franziskus und Bischof Younan ein Dokument, das die weltweite Zusammenarbeit zwischen Caritas und Lutherischem Weltdienst stärken will.
Die Veranstaltung klang mit einem Festakt für die breite Öffentlichkeit in der Malmö-Arena aus.
Der LWB ist eine weltweite Gemeinschaft von lutherischen Kirchen. Er wurde 1947 gegründet und zählt inzwischen 145 Mitgliedskirchen in 98 Ländern weltweit, denen über 74 Millionen Christen angehören.
Der ILC ist eine weltweite Gemeinschaft von konfessionell lutherischen Kirchen, die das Evangelium von Jesus Christus auf der Grundlage der Heiligen Schrift, verstanden als inspiriertes und unfehlbares Wort Gottes, glauben, lehren, bekennen und leben, und sich an die lutherischen Bekenntnisschriften binden, die sie als wahre und glaubwürdige Auslegung des Wortes Gottes betrachten. Der IIC repräsentiert rund 3,3 Millionen Lutheraner in 38 Mitgliedskirchen und ist nach dem LWB - rund 70 Millionen Lutheraner - der zweitgrößte lutherische Bund.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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