Reformationsgedenken-Auftakt in Radevormwald | 02.11.2016

"Die Kirche funktionierte wie ein Versicherungskonzern"
SELK: Auftakt zu "500 Jahre Reformation" in Radevormwald

Radevormwald, 2.11.2016 -RP/selk - Das Reformationsjubiläum 2017 wurde am vergangenen Sonntag in der Reihe "Kirche im Gespräch" mit einem neuen Format als Vortragsgottesdienst in der Martini-Kirche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Radevormwald eröffnet. Als Gastreferent dazu war Professor Gilberto da Silva von der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel der SELK eingeladen, der statt der Predigt einen Vortrag hielt unter dem Thema "Von Anschlägen und Freiheit - Einblicke in das Reformationsgedenken 2017".

Da Silva erinnerte daran, dass die Reformation nicht alleine auf Luther zurückzuführen ist, sondern schon viel früher, mit der Kirchenkritik des Mittelalters, begann. Der Kampf gegen den Ablasshandel, der Gnade gegen Geld anbot, war Luthers Antrieb. "Er hat die Kirche wieder auf Gott, auf das Wesentliche, zurückgeführt. Vor der Reformation funktionierte die Kirche wie ein Versicherungskonzern", sagte da Silva. Die römische Kirche war korrumpiert und nutzte die Angst der Menschen gnadenlos aus.

Die 95 Thesen, die Martin Luther am 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben soll, waren aber nur der Auslöser, nicht das Ergebnis der Reformation. Erst 1520 habe Luther in seinen großen Reformationsschriften seine Theologie der Rechtfertigung allein aus Gnaden ausgeführt und die Freiheit eines Christenmenschen definiert. Doch sein Verständnis von Freiheit stimme mit der heutigen Zeit nicht mehr überein.

"Für Luther war Freiheit die Bindung an Gott, ohne sich irgendjemandem verpflichtet zu wissen und ohne irgendwelche Bedingungen. Heute bedeutet Freiheit die Autonomie des Einzelnen." Doch Freiheit vor Gott entpflichtet nicht von der Liebe zu anderen Menschen, im Gegenteil, sie verpflichtet gerade dazu.

Für die Gottesdienstbesucherin Ulrike Kollodzey war der Vortrag inspirierend. "Luther ist Teil unseres Glaubens. Mir hat der Vortrag beim Verständnis der Zusammenhänge geholfen", sagte sie. Else Ottmann grübelte nach dem Gottesdienst über die Kirchenspaltung. "Eigentlich müssten die evangelischen Gemeinden wieder näher zusammenrücken. Vielleicht schaffen wir das im Jubiläumsjahr."

Für Johannes Dress, Pfarrer der Gemeinde, ist Luther ein mutiger, moderner und sprachgewaltiger Mann. "Er hat sich aus Gewissensgründen gegen Kirche und Staat gestellt und seine Erkenntnisse allein aufgrund der Heiligen Schrift öffentlich vertreten. Er hat es Pastoren ermöglicht zu heiraten und eine Familie zu gründen und er hat mit seiner Sprache und der Übersetzung der Bibel ein wichtiges Stück Bildung verbreitet", sagte Dress.

In Planung ist für das Reformationsjubiläum ein gemeinsames Konzert der Radevormwalder Kirchenchöre sowie eine Predigtreihe in der Martini-Kirche über Kernbotschaften der Reformation. Dress will den bevorstehenden Buß- und Bettag für die thematische Einstimmung auf 2017 nutzen.

Im Anschluss an den Gottesdienst berichtete Gilberto da Silva über die Lutherische Theologische Hochschule in Oberursel.

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Rheinische Post | 31.10.2016 | Flora Treiber
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