Musikalische Exequien in Marburg | 10.11.2016

". wie ein Christ getrost auf sein Sterben zugehen kann ."
SELK: Musikalische Exequien in Marburg aufgeführt

Marburg, 10.11.2016 - selk - Im Rahmen des Reformationsgedenkens erklangen in der Auferstehungskirche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Marburg am vergangenen Samstag die Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz (1585-1672). Der über Marburg hinaus bekannte achtköpfige Vokalchor "Marburger Oktett" führte dieses besondere Werk einer evangelisch geprägten Ars moriendi in der bis zum letzten Platz gefüllten Kirche auf.

Schütz schuf mit den Exequien eine Musik angesichts des Todes, die sich ganz der Worte der Bibel und dem Glauben an Jesus Christus verpflichtet weiß und so Trost findet im Blick auf die Ewigkeit. Schütz hat sich in seiner Musik schon früh mit dem Tod auseinandergesetzt. Der dreißigjährige Krieg und die Pest gingen an fast keiner Familie vorbei. Von melancholischer, schwermütiger Schönheit ist die Musik, die Schütz komponierte - frei von aller Hektik, ruhig, tiefgründig, anmutig, harmonisch und ausgewogen. Wo zuvor meist lateinische Verse gesungen wurden, dichtete Schütz in Deutsch - und damit verständlich auch für sogenannte ungebildete Menschen. Damit nahm er einen zentralen Gedanken der Reformation auf und schuf eine neue Qualität in der protestantischen Kirchenmusik. Chöre und Solisten wechselten einander ständig ab, von zarten Lauten-Klängen begleitet. Virtuos wurden Instrumental-Passagen mit Gesang verwoben. Diese Art der Musik durchdringt auch die Musikalischen Exequien.

Die Musikalischen Exequien sind eine Auftragsarbeit, die zum Begräbnis von Fürst Heinrich Posthumus Reuß am 4. Februar1636 in Gera aufgeführt wurde. Reuß hatte ein Jahr vor seinem Tod einen wertvollen Kupfersarg anfertigen lassen, auf dem die Bibelworte und Choralverse, die in den Exequien später vertont wurden, eingelassen waren. Dieser Sarg war sozusagen das geistliche Zentrum in der Begräbnisfeier. Die Worte auf dem Sarg sollten den Verstorbenen umschließen.

Schütz setzt das geistliche Programm seines Landesherrn genial um und verkündigt mit seiner Musik, wie ein Christ getrost auf sein Sterben zugehen kann. In der Mitte steht sowohl in Schütz' Exequien als auch für die Reformation die Rechtfertigung des Sünders allein durch Jesus Christus und den Glauben an ihn.

In diese geistliche Bewegung der Musik nahmen die Sängerinnen Dorith Neumeyer und Miriam Jerabeck-Möller im Sopran, Regina Kuhl und Birgit Küllmar im Alt, Michael Brauer und Marc Müllenhoff im Tenor und Hartmut Raatz und Ralf Wicke im Bass die Zuhörenden mit. Die instrumentale Begleitung am Orgel-Positiv übernahm Peter Groß. Am Violincello musizierte Gerd Schiebl.

Neben den Musikalischen Exequien standen zu Beginn das Werk "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" und am Ende des Konzerts "Verleih uns Frieden gnädiglich" von Schütz auf dem Programm.

An verschiedenen Stellen wurde in das Werk Heinrich Schütz und seine Begräbnismusik durch Worte zum Thema, die Ortspfarrer Manfred Holst vortrug, eingeführt. Es sei überraschend und beeindruckend, dass diese protestantische Sterbemusik geprägt sei von Hoffnung, Gewissheit und Freude. Damit unterscheide sich diese Musik von anderen Requien, die anlässlich des Todes eines Menschen aufgeführt wurden und werden.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer zeigten sich nach Gebet und Segen sehr beeindruckt von der musikalischen Umsetzung des Marburger Oktetts und brachten ihren Dank mit lang anhaltendem Applaus zum Ausdruck.

Ortspfarrer Holst beschloss den Abend mit dem Hinweis, dass das Projekt des Pfarrbezirks Marburg "Reformatorische Themen im Vortrag und in der Musik" mit dem Datum des 31. Oktober nun fast zu Ende gegangen sei. Am 2. Advent, 4. Dezember, wird Prof. Dr. Gilberto Da Silva (Oberursel) in der Auferstehungskirche einen Vortrag über das "Marburger Religionsgespräch" halten. Das Projekt endet dann mit dem letzten Konzert in dieser Reihe, das die Bläsergruppe Hessen-Nord in der SELK und die Kantorei Hessen-Nord am Sonntag, 29. Oktober 2017, geben werden.

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