Kiewer Knabenchor begeistert in Widdershausen | 24.04.2017

Kiewer Knabenchor begeistert in Widdershausen
SELK: 150 Zuhörende bei Osterkonzert

Heringen-Widdershausen, 24.4.2017 - selk - Wenn in der Chorapsis der St. Thomaskirche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) des Heringer Stadtteils Widdershausen das Altarkreuz von unten angestrahlt wird, dann zeichnet der Gekreuzigte sich hoch oben an der Raumdecke als flacher Schatten ab - als Segnender. Für 90 Konzertminuten am 16. April ein wahrhaft österlicher Blickfang. Der Kiewer Knabenchor aus der Ukraine war nach 2016 zum zweiten Mal hier und gab zuvor, am Nachmittag des Ostersonntags, bereits sein sechstes Bachkonzert in Bad Hersfeld.

Ein Füllhorn an Musik des Großmeisters also in seiner Heimat im mittleren Werratal, auch wenn er Widdershausen nie gesehen hat. Heute reicht unser räumlicher Horizont viel weiter, und östlich von Oder und Neiße gibt es auf dem Globus wohl keine zehn Chöre, die Bachs vokales Oeuvre so sehr verinnerlicht haben wie die Kiewer Knaben. Gewissermaßen aus dem Stand und auswendig begannen sie das Programm mit der Motette BWV 229 "Komm, Jesu, komm" für zwei vierstimmige Chöre auf einen alten Sterbeliedtext eines Leipziger Gesangbuchs. Die berüchtigt schwierige Stelle "Der saure Weg wird mir zu schwer" wurde hier zur ergreifenden Klage, bevor mit "Du bist der rechte Weg, die Wahrheit und das Leben" freudige Zuversicht den Chorklang durchdrang. Ein zehnminütiges Selbstporträt des Chores zu seinem 60-jährigen Bestehen - und quasi die Zugabe vorweg.

Danach zwei Kantaten zum 1. und 2. Osterfesttag - "Christ lag in Todesbanden" BWV 4 auf den vollständigen Lutherliedtext und "Erfreut euch, ihr Herzen" BWV 66 - im Wechsel mit Instrumentalem, dem Ouvertürensatz aus der Orchestersuite C-Dur BWV 1066 und Händels Orgelkonzert F-Dur op. 4 Nr. 4 HWV 292. Die beiden prominenten Kantaten wertete der Chor mit energievollem, kernigem Klang auf, mit Höhenglanz und -reinheit, mit spontanem Textzugriff. Jugendlich-sympathische Ausstrahlung hatten auch die Vokalsolistinnen Yung-yun Jung (Sopran) und Dalila Djenic (Alt), beide Studienkolleginnen in Frankfurt/Main. Im Dialogteil zwischen Furcht und Hoffnung von BWV 66 ließ die Altistin feine expressive Tönungen erkennen, auf die der ukrainische Tenor Vilen Kilchenko bekräftigend antwortete. Ein großenteils gelungenes Wagnis war der kurzfristige Einsatz des Kiewer Chorleiters Ruben Tolmachov in den anspruchsvollen Bass-Soli.

Noch mehr Lob verdient der Instrumentalpart der Virtuosi Brunenses aus Brünn. Wenige Streicher und Bläser erzielten hier ein hohes Maß an Bach'scher (und Händel'scher) Idiomatik und Ausdrucksdifferenzierung. Eine wahre Freude, etwa dem Ehepaar Karel Mitás und Katarina Madariová (Violine, Violoncello) im Duett von BWV 66 zuzuhören oder den beiden Oboisten Rastislav Kozon und Evgeny Lubnin oder der fabelhaften Basso-continuo-Gruppe mit der Cellistin Madariová, dem Kontrabassisten Petr Schuster, der Fagottistin Eva Karbonová und dem Organisten Jens Amend. Der betreute speziell den Solopart Händels äußerst einfallsreich und feinfühlig.

Über allem wachte aufmerksam und behutsam inspirierend Prof. Siegfried Heinrich (de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Heinrich), der mit diesem Programm auch dafür warb, in Bach nicht bloß den Komponisten einiger Hits zu hören. Nimmt man alle Werksätze zusammen, dann hat das Publikum hier das immer wieder aufklingende österliche Halleluja in 20 Variationen gehört. SELK-Pfarrer Benjamin Anwand hatte zu Beginn gut 150 Besucherinnen und Besucher in St. Thomas begrüßt, die jedes Mal emsig applaudierten. Am Ende gab's Rosen für die Musizierenden.

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Hersfelder Zeitung (Siegfried Weyh), 18.4.2017
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