Synode Hessen-Nord tagte | 27.06.2017
"Kirche braucht Männer! Männer brauchen Kirche?"
SELK: Kirchenbezirkssynode 2017 Hessen-Nord
Unshausen, 27.6.2017 - selk - Im Dorfgemeinschaftshaus in Unshausen tagte kürzlich die Synode des Kirchenbezirks Hessen-Nord der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). 50 Synodale sowie Gäste aus der Ökumene und der Politik waren vertreten.
In den als Anspiel vorgetragenen humorvollen und zugleich tiefsinnigen Grußworten der evangelischen Nachbarpfarrerinnen Gabriele Scheidt (Berge) und Sabine Koch (Hebel) sowie des katholischen Dechanten Jörg-Stefan Schütz (Fritzlar) wurde die herzliche Verbundenheit in der konkreten ökumenischen Arbeit mit Ortspfarrer Holger Degen deutlich. Die Bürgermeister Claus und Volker Steinmetz aus Wabern und Felsberg überbrachten ihre Grüße und gaben ihrem Wunsch Ausdruck, dass sich die Kirchen positiv auf die gesellschaftlichen Fragen einlassen und dazu beitragen, dass das Miteinander in den Orten und Dörfern gestärkt werde.
Das Synodalthema lautete "Kirche braucht Männer! Männer brauchen Kirche?"
Als Referent konnte Stefan Sigel-Schönig gewonnen werden. Er ist Fachreferent für Männerarbeit in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. In seinem Vortrag wurde deutlich, dass die evangelische Kirche immer "weiblicher" werde. Kirchenvorstände seien schon längst nicht mehr von Männern dominiert. Im Ehrenamt in der Gemeinde fänden sich ebenso wie bei der Teilnahme an gemeindlichen Aktivitäten mehr Frauen als Männer. In einer Studie der Uni Bayreuth aus dem Jahr 2005 unter dem Titel "Was Männern Sinn gibt" seien folgende Aussagen von Männern zu beachten: Viele Männer sagten unter anderem "Ja zu Gott, aber Nein zu seinem Bodenpersonal". Die Botschaft des Alten und Neuen Testaments sei nicht ansprechend und befreiend erlebt worden. Die Kirche sei eine Institution der Fremdbestimmung und werde nicht als eine "Gegenwelt" wahrgenommen. Der Referent führte aus, dass Männer häufig in der Kirche nicht "betreut" werden wollten. Beteiligung sei das Wichtigste für sie. Es komme darauf an, Männer in ihren Lebenswirklichkeiten und mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen ernstzunehmen und anzusprechen. Männer bevorzugten in der Regel weltanschauliche Gespräche mit offenem Ende. Es sei kontraproduktiv, Antworten auf Fragen zu geben, die gar nicht gestellt würden. Männer könne man als spirituelle Wanderer bezeichnen, denen es darauf ankomme, dem eigenen Gewissen verantwortlich zu sein.
Sigel-Schönig betonte zum Schluss seiner Ausführungen, dass Männer spezifische Zugänge in den Gemeinden bräuchten, die mit ihrer aktuellen Lebenssituation in Einklang stehen. Es habe sich herausgestellt, dass eine kirchliche Bindung von kirchenfernen Mitgliedern dann bestehen bleibe, wenn sie eine wirklich gute Erfahrung pro Jahr mit der Kirche und Gemeinde machen könnten. Es brauche darüber hinaus für Männer bis 45 Vater-Kind- und Familien-Angebote. Für Männer ab 45 seien Männertreffs, Wandern, Pilgern, Motor-, Radfahren, Angebote im Übergang in den Ruhestand, Beteiligung in einem Ehrenamt und soziale Aktivitäten attraktiv. Den Schlusspunkt setzte der Referent mit der These: "Männer wollen für selbstbestimmtes kompetentes Ehrenamt gefragt werden." In der anschließenden Diskussion kam es neben interessierten Rückfragen und zustimmenden Voten auch zu Rückfragen, welchen Sinn es mache, sich so speziell auf eine Gruppe wie die der Männer zu konzentrieren. Es sei die Aufgabe der Kirche, allen Menschen das Evangelium zu verkündigen. Der Referent betonte, dass es in der Kirche nicht darum gehe, kirchliche Parallelwelten für Männer und Frauen zu etablieren oder sogar in einen "Geschlechterkampf" einzutreten, sondern allein darum, dass es geschlechtsspezifische Wünsche und Bedürfnisse gebe, die gerade um der Verkündigung des Evangeliums wahrzunehmen seien. Mission beginne damit, genau hinzusehen, wer der ist, dem ich das Evangelium verkündige.
Im Anschluss hielt Propst Klaus-Peter Czwikla (Spiesen-Elversberg) seinen kirchenleitenden Bericht, in dem die personelle und finanzielle Situation der Kirche benannt wurde. Im Blick auf die Zukunft erwähnte der leitende Geistliche der Region Süd den Allgemeinen Pfarrkonvent, der in diesem Herbst die Aufgabe habe, Bischofskandidaten zu nominieren und weitere Themen zu bearbeiten.
Pfarrer Wilfried Keller (Bad Emstal-Balhorn) und Kantorin Nadine Vollmar (Niedenstein-Wichdorf) stellten den Abschlussbericht der Arbeitsgruppe Diakonie vor, die seit der letzten Bezirkssynode die Aufgabe hatte, die diakonische Arbeit der Gemeinden und die Verbundenheit der Gemeinden mit dem der SELK zugeordneten Gertrudenstift (Baunatal-Großenritte) in den Blick zu nehmen. So konnten die Synodalen über konkrete Vorschläge zur Diakonie in den Gemeinden und im Kirchenbezirk diskutieren.
Am zweiten Synodaltag standen Anträge, Berichte und der Haushalt des Kirchenbezirks auf der Tagesordnung.
Superintendent Manfred Holst (Marburg) berichtete von besonderen Ereignissen im Kirchenbezirk und über die personelle Situation. Der kommenden Vakanz ab 2018 in der Kassel durch die Pensionierung von Pfarrer Jürgen Schmidt könne höchstwahrscheinlich schon bald mit einer neuen Berufung begegnet werden. Eine Besonderheit sei es, dass es dem Konvent nicht gelungen sei, einen Pfarrer für die Mitarbeit im Bezirksbeirat als Stellvertreter des Superintendenten zu nominieren. So sei der Bezirksbeirat für eine gewisse Zeit nicht vollständig besetzt. Zurzeit sei die personelle Ausstattung des Kirchenbezirks problematisch, sodass es zu dieser Lage gekommen sei. Den aus den leitenden Gremien ausscheidenden Personen, Pfarrer Wilfried Keller als Stellvertreter des Superintendenten und Richard Mey (Bad Emstal-Balhorn) als Mitglied des Finanzbeirates, wurde für ihre Mitarbeit gedankt. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Finanz- und Bezirksbeirates wurden wiedergewählt.
Die Synodalen beschäftigten sich mit dem Haushaltsabschluss 2016 und mehreren Anträgen zum Haushalt 2017. So wurde unter anderem entschieden, dass dem Superintendenten zur Unterstützung in der bezirklichen Verwaltungsarbeit ein finanzieller Betrag zur Verfügung steht, der für eine geringfügige Beschäftigung in der Verwaltung zu verwenden ist. Für das Jugendgästehaus in Homberg wurde dringende Renovierungsarbeiten ein Zuschuss genehmigt.
Ein Diskussionsgang entstand aufgrund eines Antrages zum Thema "Frauenordination". Von Gemeindegliedern wurde ein Antrag eingebracht, die Kirchenleitung um folgende Information zu bitten: Welche Bezirkssynoden und Gemeinden sind im Laufe der Zeit den Bitten der Kirchensynode 2003 und des Allgemeinen Pfarrkonventes 2009 nachgekommen und haben die Frage der Frauenordination thematisiert und dann auch gegebenenfalls Voten dazu abgegeben? In geheimer Abstimmung wurde der Antrag angenommen.
Ein Antrag, eine kirchliche Fundraising-Stelle einzurichten, der schon auf der Bezirkssynode 2016 angenommen worden war, wurde aufgrund formaler Mängel erneut behandelt und verabschiedet.
Pfarrer Jürgen Schmidt berichtete der Synode von seiner Arbeit mit Flüchtlingen in Kassel. Der Missionsbeauftragte Michael Volkmar (Obersuhl) zeigte in deutlichen Worten auf, welche Herausforderungen die Lutherische Kirchenmission bewältigen müsse und wo Diskussionsprozesse notwendig seien. Weitere Berichte aus der Arbeit in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, der Kindergottesdienstarbeit, der Jugendarbeit und dem Diakonissenhaus Korbach wurden zur Kenntnis genommen und diskutiert.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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