Schulwesen diskutiert | 21.08.2017
Ist es an der Zeit, eine lutherische Schule zu gründen?
SELK: Religionspädagoge und Bischof treffen sich
Hannover, 21.8.2017 - selk - Im Kirchenbüro der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) trafen sich am 15. August Oberstudienrat Karsten Müller (Kassel), Studienleiter für Neue Medien / Medienbildung am Religionspädagogischen Institut der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (www.rpi-ekkw-ekhn.de) und Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), der leitende Geistliche der SELK, zu einem Gespräch.
Der seit langem geplante Austausch hatte zwei Themenschwerpunkte: Zum einen wurden Möglichkeiten und Bedingungen zur Gründung einer lutherischen Schule ausgelotet. Außerdem sprachen Müller und Voigt über die Option, eine Fortbildung für Religionspädagoginnen und Religionspädagogen sowie andere interessierte Lehrkräfte aus dem Raum der SELK und darüber hinaus anzubieten.
Die Gesprächspartner erörterten gemeinsam die Frage, welchen Zweck eine Schulgründung haben könnte. Müller erklärte, dass es nicht darum gehen könne, einen lutherischen Elfenbeinturm in die Bildungslandschaft zu stellen. Vielmehr müsste es darum gehen, die Schwerpunkte lutherischer Theologie so einzutragen, dass daraus auch ein erkennbarer, spezifischer Beitrag für dringende gesellschaftliche Fragen und Bedarfe erwachsen könne. Bildungsprozesse dürften nicht als Selbstzweck oder gar kultureller Dekor, sondern müssten gerade aus christlicher Perspektive immer als Dienst am Menschen verstanden werden. Dabei sei insbesondere die Prägekraft der Pädagogik nicht zu unterschätzen. Voigt stimmte dem zu: "Wenn Christen Gerechte und Sünder zugleich sind, dann könnte diese Komplementarität dazu beitragen, die Spannungen in der Gesellschaft zu verstehen und den Polarisierungen entgegenzuwirken."
Die Gesprächspartner diskutierten unter anderem auch über das Buch "Lutherische Schulen von 1835-1940. Das Schulwesen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Preußen (Altlutheraner)", das in diesem Jahr von dem früher an der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel der SELK lehrenden Prof. i.R. Dr. Volker Stolle (Mannheim) im Verlag Edition Ruprecht publiziert worden ist. Es beschreibt die Schulgeschichte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Preußen, einer Vorgängerkirche der SELK.
Müller und Voigt stimmten darin überein, dass es für die Kirche wichtig sei, die geistliche Dimension des Dienstes von Lehrkräften wieder stärker zu würdigen, wie dies in der Heiligen Schrift beschrieben werde. Zudem sei schon die Tatsache, dass in der Zeit des Nationalsozialismus die lutherischen Gemeindeschulen geschlossen wurden, Grund genug, über Neugründungen wenigstens nachzudenken.
Müller konnte gegenüber selk_news aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es gerade innerhalb eines anspruchsvollen schulischen Mikrokosmos mit seinen vielfältigen Herausforderungen wichtig sei, sich des persönlichen Fundaments und Ziels des eigenen beruflichen Engagements immer wieder zu vergewissern: "Weshalb habe ich den Lehrberuf ergriffen? Inwiefern prägt und trägt die eigene christliche Grundhaltung das Berufsleben? Wie kann mein Beitrag zur Persönlichkeitsbildung bei den jungen Menschen aussehen, die mir als Lehrkraft anvertraut sind?" Die Klärung solcher Grundfragen sei auch deshalb verheißungsvoll, weil nicht erst durch die Hattie-Studie die Bedeutung der Lehrkraft für ein gelingendes Lernen eindrücklich nachgewiesen worden sei. Eine Tagung mit guten Praxis-Beispielen und inhaltsreichen Referaten könne in diesem Kontext neben einer Vernetzung mit anderen Lehrerinnen und Lehrern auch einen starken Impuls darstellen, um eine Vision für das eigene pädagogische Wirken (neu) zu erlangen: "Begeisterung ist ansteckend!"
Bischof Voigt stimmte dem zu und erklärte nach dem Treffen: "Wir haben verabredet, dass wir sozusagen nun den Finger in die Luft halten wollen, ob die Überlegungen zu einer Schulgründung und zur Ausrichtung einer Tagung für lutherische (Religions-) Lehrerinnen und -lehrer Rückenwind bekommen oder nicht." In Zeiten knapper werdender Arbeitskraftressourcen könne man, bildlich gesprochen, eben auch nicht in jeden Zug einsteigen, der auf dem Bahnhof der Gesellschaft stehe.
Interessierte können sich per E-Mail bei Bischof Voigt melden Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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