Glockenweihe in Sangerhausen | 14.09.2017

Vier neue Glocken für Sangerhausen
SELK: Glockenweihe in der Marienkirche

Sangerhausen, 14.9.2017 - selk - Am Tag des offenen Denkmals, 10. September, konnten in einem festlichen Gottesdienst der örtlichen Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) vier neue Glocken für die Marienkirche Sangerhausen geweiht werden. Die Marienkirche ist die Gottesdienststätte der SELK-Gemeinde.

Die beiden größten Glocken tragen die Namen "Maria" mit dem Bibelwort "Selig ist, die da geglaubt hat!" (Die Bibel: Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 1, Vers 45) und "Pax" mit dem Gebet "Dona nobis pacem" (Gib uns Frieden). Diese Glocken wurden aus Nachlässen gestiftet, die Stifter-Ehepaare sind auf den Glocken namentlich genannt. Beide Glocken weisen mit dem Bibelwort "Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen . und betet für sie zum Herrn, denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's auch euch wohl" (Jeremia, Kapitel 29, Vers 7) auf das Schicksal der Vertriebenen hin, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Sangerhausen - in der Fremde - eine neue Heimat gefunden haben. Die Glocke "Maria" zeigt als künstlerische Embleme die Pietà von Käthe Kollwitz aus der "Neuen Wache" in Berlin sowie die Lutherrose. Die Glocke "Pax" weist mit dem Abbild des Mahnmals der früheren Sowjetunion vor der UNO in New York auf die biblische Verheißung "Schwerter zu Pflugscharen" (Die Bibel: Das Buch des Propheten Micha, Kapitel 4, Vers 3) hin und hält damit die Erinnerung an die Friedensbewegung in der ehemaligen DDR wach. Auf dieser Glocke ist außerdem das Alpha und Omega mit dem Christus-Monogramm zu sehen. Die dritte Glocke wurde vom Lions-Club Rosenstadt Sangerhausen finanziert und zeigt das Motto der Lions: "Wir dienen" sowie das Relief einer Mutter mit Kindern nach Michelangelo mit den Worten "Ubi caritas et amor, ibi Deus est". Für die vierte und kleinste Glocke "Concordia" haben viele Bürgerinnen und Bürger aus Sangerhausen gespendet. Auf ihr sind der Anfang der deutschen Nationalhymne "Einigkeit und Recht und Freiheit" sowie die Buchstaben S.P.Q.S. nach Vorlage aus dem alten Rom - "Senat und Bürgerschaft von Sangerhausen" - zu lesen. Rathaus und Stadtwappen vervollständigen die Glockenzierde.

Die Weihehandlung nahmen Pfarrer Markus Fischer (Leipzig) als Vakanzvertreter und Pfarrer i. R. Michael Pietrusky (Sangerhausen) vor. In der Predigt über das Sonntagsevangelium vom barmherzigen Samariter (Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 10, Verse 25-37) leitete Fischer dazu an, diese Erzählung nicht als "Moralkeule", sondern von der Frage des Schriftgelehrten "Was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe?" her zu verstehen; zuletzt seien "wir alle diejenigen, die bedürftig sind und auf das Erbarmen Gottes angewiesen sind." Mitgestaltet wurde der Gottesdienst von Musizierenden der SELK aus Leipzig unter der Leitung von Georg Mogwitz, Kantor in der Region Ost der SELK. Unter anderem erklangen anlässlich der Glockenweihe in einer Uraufführung Fugato und Choral zu "Verleih uns Frieden gnädiglich". Die vier Glockentöne (as - b - ces - des) hatten die Sangerhäuser Kantorin i. R. Hanne-Lore Friedrich zu dieser Komposition inspiriert. In der sich anschließenden Festveranstaltung erinnerten Ralf Poschmann, bis vor kurzem Oberbürgermeister von Sangerhausen, und Helmut Loth, Vorsitzender des Kuratoriums Glockenguss, daran, dass es an ein kleines Wunder grenze, dass die zweitälteste erhaltene Kirche der Stadt, zu DDR-Zeiten baufällig und vor dem Abriss stehend, erhalten geblieben ist und in den Jahren seit der friedlichen Revolution in Verantwortung der Stadt Schritt für Schritt saniert werden konnte. Mit den neuen Glocken kommt nun die äußere Sanierung der Kirche zu einem vorläufigen Abschluss.

Den Gedenktag der Reformation, 31. Oktober, wollen die evangelischen Kirchengemeinden St. Ulrici und St. Jacobi, die katholische Pfarrei St. Jutta und die Gemeinde der SELK in einem ökumenischen Gottesdienst in der Marienkirche gemeinsam begehen (Beginn: 10 Uhr). Dann sollen die vier Glocken zum ersten Mal vom Turm erklingen, auch im Zusammenklang mit den Geläuten der anderen drei Kirchen in der Kernstadt Sangerhausen. In Sangerhausen wird in diesem Jahr 2017 aber nicht nur an 500 Jahre Reformation gedacht, sondern auch an die erste Erwähnung der Marienkirche im Jahr 1367, also vor 650 Jahren. Dass die Kirche nun wieder eine hörbare Stimme erhalte, habe Bedeutung für die Stadt, äußerte Michael Pietrusky in der Festveranstaltung. Der ehemalige Gemeindepfarrer wünscht, dass die Botschaft, die die vier Glocken verkündigen - Glaube, Friede, Liebe und Eintracht -, von den Einwohnerinnen und Einwohners gehört wird - und die Stadt Sangerhausen gesegnet sein wird. Noch etwa bis zum 25. Oktober sind die Glocken im Kirchenschiff der Marienkirche aus der Nähe zu betrachten und können angeschlagen werden. Besucher sind willkommen, Kontakt: sangerhausen[ät]selk.de.

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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