9. Lutherischer Kirchentag (13) | 28.05.2018
Die eigene Berufung erkennen?
Malte Detje referierte auf SELK-Kirchentag
Erfurt, 28.5.2018 - selk - "Hat Gott einen Plan für mein Leben?" Mit dieser Frage stieß Dr. Malte Detje, evangelischer Pfarrer in Hamburg, in einem Workshop auf dem 9. Lutherischen Kirchentag der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) vom 25. bis zum 27. Mai in Erfurt auf großes Interesse. Der Saal war völlig überfüllt, vor allem auch junge Menschen wollten hören, wie man denn die eigene "Berufung" herausfinden, wie man die richtigen Entscheidungen im Leben treffen könne.
Der Theologe präsentierte zunächst anschaulich Positionen evangelikaler Gemeinschaften. Sich ganz von Gott in Dienst nehmen lassen, für sein Reich arbeiten, möglichst etwas Großartiges leisten, diesen Wunsch kennen wohl viele Christinnen und Christen. Detje skizzierte sehr lebendig und einprägsam, wie Leidenschaft und Eifer für die Sache Gottes durch falsche theologische Muster in Sackgassen führen können. Zum Beispiel, wenn der eigene Beruf nur als "Job" gesehen werde, der für das nötige Geld sorge - um damit dann das "wirklich Wichtige" zu tun, nämlich für das Reich Gottes zu arbeiten.
"Wenn ich mit dem ICE fahre, hoffe ich, dass der Zugführer nicht ein Christ ist, der diese Arbeit nur als Job sieht, sondern dass er begeistert ist von seinem Beruf", so Detje. Der Theologe stellte den nicht selten "geistlich verbrämten Egotrips" solcher Berufungsgeschichten Luthers nüchterne Lehre von der Berufung dagegen - als heilsame Korrektur und Entlastung. Gottes Plan und unser alltägliches Leben gehören nicht getrennt, so Detje, vielmehr ist Gott in unserem Beruf, in unserem Alltag immer präsent. Und: "Eine Berufung finde ich nicht in mir, sondern außerhalb von mir." Auf Visionen hören, Träume wahrnehmen, auf das eigene Herz schauen - solche Strategien, die im eigenen Innern den einen Plan Gottes für das eigene Leben herauszufinden suchten, funktionierten nicht. Berufung sei auch nicht die eine richtige Wahl unter tausend Möglichkeiten. "Die Bibel hat kein Kapitel ,So findest du Gottes Plan für dein Leben', sagte der Referent, sondern - ganz im Sinne Luthers: ,Da, wo du jetzt bist, da ist deine Berufung.'"
Erfrischend, liebevoll und gleichzeitig schonungslos entlarvte Detje die Überhöhung des eigenen Ich, die sich mit immer wieder neuen Masken tarnen kann. "Vielleicht hat Gott etwas ganz Gewöhnliches mit dir vor", schloss der Referent. Ein Leben, wie man es in der Bibel beschrieben finden kann. Ein stilles, unauffälliges Leben. Das wäre vermutlich nicht das schlechteste.
Das Befreiende lutherischer Theologie vermochte Malte Detje nicht nur in seinem Referat, sondern auch in der anschließenden angeregten Diskussion so überzeugend und lebensnah zu transportieren, dass eine Zuhörerin abschließend meinte, ihn zum Kirchentag einzuladen, sei in jedem Fall eine "Super-Berufung" gewesen.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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