Diakonisch-Missionarischer Thementag in Witten | 21.06.2018
Gemeinde als Heimat - Gemeinde in der Heimat
Diakonisch-Missionarischer Thementag in Witten
Witten, 21.6.2018 - selk - "Schon Adam und Eva mussten ihre Heimat, das Paradies, verlassen." - So begann Superintendent i.R. Walter Hein (Witten) seine Andacht zu Beginn des Diakonisch-Missionarischen Thementages des Kirchenbezirks Rheinland-Westfalen der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) am 16. Juni in den Räumen der Kreuzgemeinde Witten. Als weitere Beispiele der Bibel für Flucht, Vertreibung und Verlust der Heimat nannte der Missionsbeauftragte des Kirchenbezirks die Geschichten von Kain und Abel und von Abraham. Selbst das Leben Jesu begann mit einer Flucht. Heute wie damals fliehen Menschen aus Angst um ihr Leben. Letztlich sind Menschen aber auf der Erde nie zu Hause: "Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir." (Die Bibel: Der Brief an die Hebräer, Kapitel 13, Vers 14)
Nach dieser biblischen Einführung sammelten die Initiatoren des Thementages, Walter Hein und Sigrid Groß (Unna), Diakoniebeauftragte des Kirchenbezirks, mit den über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Stichworte zum Begriff "Heimat". Beim Zusammentragen der Begriffe stellten sie fest, dass Heimat nicht unbedingt an Landschaften und Gebäuden hängt, sondern vielmehr an Menschen und Beziehungen. Aber auch, dass Beziehungen einen Ort brauchen.
Warum fühle ich mich in meiner Gemeinde zu Hause? Oder: Was fehlt mir in meiner Gemeinde? Die Antworten auf diese Fragen waren so unterschiedlich und zahlreich wie die Teilnehmenden und ihre Herkunftsgemeinden. Ebenso die Antworten auf die Frage, die eher die Außenwirkung der Gemeinde betraf, wodurch denn die eigene Gemeinde in ihrem Ort präsent sei. Es konnte insgesamt festgestellt werden, dass eine Gemeinde nur dann viele Menschen anspricht, wenn ein großes Angebot an Aktivitäten da ist. Eine lebhafte, kontroverse Diskussion gab es zu der etwas provokanten Frage, ob meinem Ort etwas fehlen würde, wenn es meine Gemeinde nicht gäbe.
Nach dem Mittagsessen erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein kleines Konzert einer iranischen Band, deren Mitglieder in Dortmund eine neue Heimat gefunden haben. Romantische und flotte Melodien vermittelten einen Eindruck der orientalischen Musik des Iran.
Im Nachmittagsteil begann Missionar Hugo Gevers (Leipzig) sein Referat mit der Frage "Was bedeutet es, wenn man ohne Heimat, also fremd ist?". Gevers arbeitet mit dem Stützpunkt "Die Brücke" im Dienst der der Lutherischen Kirchenmission der SELK in und um Leipzig unter geflüchteten Menschen. "Die Heimat in Gott kann eine Kraftquelle werden," sagte der Referent. Für die Menschen im Osten sei der Wechsel nach der Wende eine Entfremdung von dem gewesen, was sie bisher gekannt hätten. Was tun? Vorurteile abbauen und Vertrauen schaffen, sei die eigentlich einfache Antwort.
Magdalena Küttner (Leipzig) erzählte über ihre Arbeit im Missionshaus "Die Brücke". Das Gebäude war in der ehemaligen DDR ein Laden in einem Plattenbau. Auf dem Platz davor treffen sich Menschen, bei denen die DDR bis heute Spuren hinterlassen hat. Die (Straßen-)Kinder, die sich hier treffen, kennen kein geregeltes Familienleben. In der Brücke ist man für sie da. "Als Christin tue ich einfach, was ich fühle", sagte Küttner. Die Kinder lernen Strukturen kennen - ohne Druck und Streit. Sie kommen zur Ruhe mit Geschichten, Musik und Ritualen.
Auch für geflüchtete Menschen ist es wichtig, dass man menschlich für sie da ist, erfahren die Zuhörerinnen und Zuhörer anschließend von Gevers. Vertrauen gewinnen und kulturelle Unterschiede kennen und akzeptieren lernen kann man zum Beispiel durch gemeinsames Essen und Singen, also gemeinsames Leben. In der Begegnung miteinander soll es kein "oben" und "unten", kein "stark" und "schwach" geben. So unterschiedlich die Menschen auch sind, unter dem Kreuz vor Jesus Christus sind sie alle gleich.
In einem letzten Teil des Tages berichteten geflüchtete Menschen von ihren Erfahrungen hier in Deutschland. Trotz unterschiedlicher Herkunft und Lebenssituation ist für alle das Schönste, wenn sie hier eine neue Familie gefunden und Menschen Zeit für sie haben. Ein Familienvater aus Ägypten sagte, er habe hier "biblische Liebe" erfahren.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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