Zu Besuch bei lettischer Partnerkirche | 13.07.2018
Gelebte Partnerschaft
SELK-Gemeinde Berlin-Zehlendorf: Fahrt nach Lettland
Berlin, 13.7.2018 – selk – Vom 3. bis zum 10. Juli führte eine Gemeindefahrt der Mariengemeinde Berlin-Zehlendorf der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) nach Lettland.
Betreut wurde die 16 Personen starke Gruppe vor Ort von Pfarrer Andris Krauliņš, Pastor der St. Johannesgemeinde in Piņķi, einem Vorort von Riga. Neben seiner Aufgabe im Gemeindepfarramt ist er zuständig für die Außenbeziehungen der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands (ELKL) zu anderen Kirchen und als solcher auch Mitglied der Kirchenleitung seiner Kirche. Die SELK und die ELKL sind in einer geregelten Partnerschaft miteinander verbunden. Krauliņš führte die deutschen Gäste in einer Stadtführung durch die Hansestadt Riga.
Besichtigungen und Gottesdienst
Der Besuch des Automobilmuseums und der Nationalbibliothek in Riga gehörten ebenso zum Programm wie ein Konzertbesuch in der lutherischen Gertruden-Kirche: Geistliche Lieder aus dem Bereich der russisch-orthodoxen Kirche wurden von verschiedenen Chören über zweieinhalb Stunden in hervorragender Qualität zu Gehör gebracht.
Eine Überraschung gab es bei der Führung durch eine Bäckerei: Hier wurden die Gäste eingeladen, selbst Hand anzulegen und selbst Brot zu backen.
Zu den Höhepunkten der Reise gehörte ein Besuch des Schlosses Rundāle. Das beeindruckende Barockschloss in der lettischen Region Semgallen, 10 Kilometer westlich der Stadt Bauska gelegen, wird oft als das „Versailles des Baltikums“ bezeichnet.
Im Dom zu Riga feierte die deutsche Gruppe einen Gottesdienst in lettischer Sprache mit. „Kaum ein Wort verstehend, wussten wir uns in der lutherischen Liturgie doch zuhause und gut aufgehoben“, berichtet Gemeindepfarrer Markus Büttner. Anschließend führte Pfarrer Krauliņš die deutschen Gäste durch den Dom, der der ELKL mit ihrem Erzbischof Jānis Vanags als Gottesdienstort dient. Nach der Führung ging die Reisegruppe in den Wehrmanngarten. Anlässlich des 100-jährigen Jahrestages der Staatsgründung gab es dort zahllose Konzerte, die kostenlos auf die Zuhörerinnen und Zuhörer warteten.
Geistliches Zentrum in Mazirbe
In Mazirbe führte Krauliņš in die Geschichte des Ortes und der dortigen kirchlichen Einrichtung ein. Pfarrer Kārlis Irbe, Gemeindepastor der Ortsgemeinde und Leiter der kirchlichen Erholungs- und Tagungseinrichtung, stellte diese Einrichtung der ELKL vor. Vor allem dient der Ort zur stillen Einkehr für Pfarrer unter seelsorglicher Begleitung eines Spirituals, ist aber auch offen für Gemeindeglieder, die Ruhe und seelsorgliche Begleitung wünschen. Auch Familienfreizeiten und Klausurtagungen von Pfarrkonventen und Kirchenvorständen sind dort möglich. Die SELK hat sich finanziell mit 20.000 Euro aus zweckgebundenen Sondermitteln an diesem Zentrum beteiligt. Dieses Geld wird zum Ausbau von Gruppenräumen verwendet. Diese Zuwendung ist willkommen, da die Landeskirchen aufgrund der Rücknahme der Ordination von Frauen finanzielle Mittel für die lettische Kirche gestrichen haben. „Richten Sie Bischof Voigt unseren herzlichen Dank aus!“, bat Pfarrer Kārlis Irbe.
SELK-Pfarrer predigt in Pinki
Den Gottesdienst am Sonntag feierten die Berliner Reisenden mit der St. Johannesgemeinde der ELKL in Piņķi (Pinkenhof). Von deutscher Vergangenheit zeugten der alte Kelch und die Taufschale mit Widmung in deutscher Sprache. Der Gottesdienst in deutscher und lettischer Sprache war von Pfarrer Krauliņš vorbereitet worden. Im Gottesdienst predigte Pfarrer Büttner. SELK-Bischof i.R. Dr. Jobst Schöne D.D., Kirchglied der Zehlendorfer Mariengemeinde, wirkte ebenfalls mit.
Die deutschen Gäste konnten am großen Abschlusskonzert eines Sängerfestes teilnehmen und gewannen dabei „einen tiefen Blick in die Seele der Letten“, so Pfarrer Büttner. Frauen und Männer in Trachten sangen die ganze Nacht hindurch mehrstimmige Chorsätze. Obwohl es kein geistliches Konzert war, erhoben sich die fast 40.000 Besucher beim Vaterunser, das in einer Vertonung von Lucija Garuta (1902-1977) von über 15.000 Sängerinnen und Sängern vorgetragen wurde.
Zur Struktur der lettischen Partnerkirche
Zum Abschluss des Lettland-Besuches kam es für die Reisegruppe zu einer Begegnung mit Vertretern der St. Johannesgemeinde Piņķi der ELKL. Der Vorsitzende des Kirchengemeinderates, Ritvars Heniņš, stellte die Gemeindestruktur vor. Anders als in Deutschland gibt es neben dem Pfarrer als geistlichem Leiter der Gemeinde einen „weltlichen“ Leiter. Letzterer kümmert sich um alle Belange, die nicht geistlicher Natur sind, wie Grundstücksverwaltung, Friedhofsverwaltung, Finanzen, Bau und Sanierung von Gebäuden. Der Pfarrer soll frei sein, um sich ganz auf seine geistlichen Aufgaben zu konzentrieren. In einem zweiten Teil des Gesprächs wurde die Struktur der Gesamtkirche erläutert, die sich auch deutlich von der in der SELK unterscheidet. Laien sind für die weltlichen Dinge verantwortlich, während die Geistlichen für den Glauben die Verantwortung tragen. Das höchste Gremium ist die Synode, in der alle 140 Pfarrer und alle Gemeinden mit je zwei Laienvertretern mit Sitz und St imme vertreten sind. So kommt die alle vier Jahre tagende Synode auf etwa 400 Synodale. Jedoch ist so auch gewährleistet, dass jede Gemeinde mit ihrem Pfarrer gehört wird und eingebunden ist. Neben der Synode ist die Kirche in drei Bistümer aufgeteilt. Je ein Bistum wird von einem Bischof − das Bistum Riga vom Erzbischof − geleitet. Neben der Kirchenleitung gibt es noch das Bischofskollegium. Die Kirchenbezirke werden von je einem Propst geleitet, der auch zur Kirchenleitung gehört. In einem dritten und letzten Gesprächsgang erklärten die lettischen Vertreter, vor welchen Herausforderungen die lettische Gesellschaft steht, aber auch wie sich das Verhältnis von Kirche und Staat entwickelt. „Mit Dank für die Gastfreundschaft verabschiedeten wir uns von unseren lettischen Freunden und Geschwistern im Glauben und Bekennen“, so Pfarrer Büttner.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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