Kritik: BILD nennt Taufe eine neue Asyl-Masche | 03.08.2018
Theologen-Kritik: "BILD" nennt Taufe eine neue Asyl-"Masche"
SELK-Pfarrer: Bericht zeugt von Unkenntnis der Ablehnungspraxis
Berlin, 3.8.2018 - idea/selk - Auf heftigen Widerspruch von Theologen ist ein Bericht von "BILD" darüber gestoßen, wie abgelehnte Asylbewerber versuchen, mit Tricks und Verbrechen einer Abschiebung zu entgehen. Darin wird als eine "neue Masche" der "Asylgrund Taufe" genannt. Dazu heißt es: "Die Dreieinigkeitsgemeinde in Berlin-Steglitz hat mehr als 1.700 Kirchglieder. 80 (!) Prozent sind Flüchtlinge, die vom Islam zum christlichen Glauben übergetreten sind. Eine Konversion führt fast immer zur Schutzgewährung, wenn deshalb im Heimatland Verfolgung droht." Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) prüfe diese Fälle nun sehr genau.
Scharfe Kritik an der Darstellung übt der Pfarrer der zur Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) gehörenden Gemeinde, Dr. Gottfried Martens, der die meisten Konvertiten in ihren Reihen - vor allem Afghanen und Iraner - selbst getauft hat. Er schrieb auf Facebook: "Man merkt, wie die Stimmung in unserem Land kippt. Noch vor wenigen Monaten hatte die BILD-Zeitung in einer sehr fairen Weise über die skandalöse Abschiebepraxis des BAMF gegenüber konvertierten Christen berichtet." Nun springe sie auch "auf den Zug der rechtspopulistischen Hetze gegen konvertierte Christen auf". Dies sei "inhaltlich natürlich vollkommener Schwachsinn, der von völliger Unkenntnis der tatsächlichen Ablehnungspraxis zeugt".
Hier werde "Stammtisch statt Journalismus" betrieben: "So tief kann man sinken ..." Martens hatte wiederholt die Anhörungen von christlichen Flüchtlingen im BAMF kritisiert. Die zuständigen Mitarbeiter hätten oft wenig Wissen über den christlichen Glauben und die Situation der Christen im Iran und in Afghanistan. Manche kennten nicht einmal den Unterschied zwischen dem Glaubensbekenntnis und dem Vaterunser. Wie Martens im Februar sagte, wurden in seiner Gemeinde bereits "mehrere Hundert" Flüchtlinge abgelehnt, da sie nach Einschätzung des BAMF nur aus asyltaktischen Gründen Christen geworden seien, um ihre Abschiebung zu verhindern. Selbst seine Aussagen würden angezweifelt: "Ich sehe das Leid dieser Menschen, die seit vielen Jahren Christen sind, sich in Gottesdiensten und Arbeit mit Kindern einbringen und dann abgeschoben werden sollen." Martens ist seit 2013 Pfarrer in Berlin-Steglitz.
Kritik an der Darstellung in "BILD" übte auch der landeskirchliche Pastor Stephan Dreytza (Osterholz-Scharmbeck bei Bremen) in einem Brief an die Zeitung. Es sei "Unfug und Rufschädigung", die Dreieinigkeits-Gemeinde als Beispiel dafür zu nennen, wie sich Migranten einen Aufenthalt in Deutschland erschleichen wollen. Wer sich dort taufen lasse wolle, müsse vorher an einem Unterricht mit mindestens zwölf Treffen und Taufprüfungen teilnehmen. Es sei mit Sicherheit leichter, sich in einer Landeskirche taufen zu lassen, als in der Steglitzer SELK-Gemeinde, so Dreytza.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
Quelle: Evangelische Nachrichtenagentur idea, 3.8.2018
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