[KOMMENTAR] St. Martin, St. Nikolaus & Co ... | 09.11.2018

KOMMENTAR
St. Martin, St. Nikolaus & Co: Tat und Wort zur rechten Zeit!

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Den diesjährigen Martinstag (https://de.wikipedia.org/wiki/Martinstag) nimmt Pfarrer Andreas Volkmar, Weltanschauungsbeauftragter der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) zum Anlass, über dessen Namensgeber sowie zwei weitere altkirchliche Theologen nachzudenken und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu beleuchten.

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Am 10. oder am 11. November werden sie wieder an unserer Pfarrhaustür klingeln: Kinder, die leuchtende Laternen tragen und St. Martin- oder Laternenlieder singen.

Es ist erstaunlich, dass ein ferner Heiliger und Christuszeuge aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. bis heute nicht vergessen ist. Am 6. Dezember wird dann ein anderer Heiliger aus dieser Zeit in den Blickpunkt rücken: St. Nikolaus.

Man fragt sich, warum gerade dieser beiden Männer gedacht wird? Oberflächlich gesehen könnten wir antworten: "Die Kinder haben ja etwas davon! Es sind Süßigkeiten oder andere kleine Geschenke zu erwarten. Das ist ein Anreiz."

Aber das ist nicht der eigentliche Anlass, der zum Gedenken geführt hat. Es ist vielmehr so, dass beide Christuszeugen nicht nur recht gepredigt, sondern auch gehandelt haben.

Von Nikolaus aus Myra wird überliefert, dass er kirchliches Vermögen opferte, um von Piraten geraubte Kinder freizukaufen. Ebenso soll er schon vor seiner Priesterweihe durch Bereitstellung privaten Vermögens verhindert haben, dass ein mittelloser Vater seine drei Töchter als Prostituierte arbeiten ließ.

Weithin bekannt über Martin von Tours ist, dass er als römischer Hauptmann seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte. Nicht so bekannt ist, dass er nach Taufe und Priesterweihe intensiv Kranke pflegte und im weiteren Umfeld von Tours Klöster und Kapellen errichtete oder renovierte. Nach seiner Bischofsweihe sorgte er dafür, dass im damaligen Gallien die geistliche Versorgung der Bevölkerung nun nicht mehr nur in den Metropolen geschah, sondern er sandte Priester auch in Dörfer und kleinere Ort aus. Man könnte ihn als Vater der Kirchengemeinde vor Ort bezeichnen.

Nicht so populär in weiten Kreisen wie diese beiden Christuszeugen ist ein anderer Heiliger aus dem 4. Jahrhundert: St. Athanasius. In einigen unserer SELK-Gemeinden werden am Trinitatissonntag das sogenannte "Athanasianische Glaubensbekenntnis" oder wenigstens Teile daraus gesprochen. Dadurch ist Athanasius vielleicht einigen kundigen Gemeindegliedern bekannt. Obwohl dieses Bekenntnis nicht von ihm stammt, gibt es doch wieder, wofür St. Athanasius steht. Er war ein leidenschaftlicher Kämpfer für die Gottheit Jesu Christi und die Dreieinigkeit Gottes. Es ging ihm dabei nicht um theologische Spekulationen, sondern um die Erlösungsgewissheit des Menschen. Nur wenn Gott selbst in Christus Mensch geworden war, ist gewiss, dass Sünde, Tod und Verdammnis überwunden sind. Kein Halbgott, kein Engelswesen oder hervorragender Mensch kann diese Abgründe überwinden. Manche Theologen mögen ihn nicht, weil er polemisch und kompromisslos in seinen Schriften für diese Wahrheit eintrat. Vergessen wird oft, dass seine Gegner noch eine ganz andere Klaviatur spielten. Fünfmal wurde er wegen seiner Bekenntnisse verbannt. Einmal wurde er angeklagt, den Mord an einen gegnerischen Amtsbruder veranlasst zu haben. Vor Gericht wurde die abgeschlagene Hand des "Ermordeten" vorgelegt. Die pfiffigen Diakone des Athanasius spürten jenen Amtsbruder jedoch lebendig und mit zwei intakten Händen auf. Das Gericht musste nun klären, woher die abgeschlagene Hand stammte.

Martin und Nikolaus waren nicht solche theologisch gebildeten Denker wie Athanasius, aber auch sie wussten, worauf es theologisch ankam. St. Nikolaus war Teilnehmer am Konzil von Nizäa. Er teilte den Standpunkt des Athanasius, aber er konnte ihn nicht mit solchen Geschick verteidigen. Darum konnte er in einem Disput mit Arius, dem Leugner der Gottheit Christi, dem Gesprächspartner nur eine Ohrfeige austeilen. Das ist sicher für das theologische Ringen nicht vorbildlich, aber es wird deutlich, dass der diakonische Praktiker Nikolaus wusste, worauf es theologisch ankam. Manche meinen, dass die Rute des St. Nikolaus an dieses "handgreifliche Bekenntnis" erinnert.

Von St. Martin ist eine Predigt über den Hauptmann von Kapernaum überliefert. Dort hält der Kloster- und Kirchenbauer Martin fest, dass jener römische Hauptmann nicht aufgrund seines Synagogenbaues, sondern aufgrund seines Glaubens von Christus gelobt und gerechtfertigt wurde. Dies stellt doch eine wunderbare Brücke zu jenem anderen Martin dar, der am 10. November 1483 geboren wurde: Martin Luther.

Was können wir aber nun von jenen drei Christzeugen aus dem 4. Jahrhundert für unsere Gegenwart mittnehmen? Es ist die Erkenntnis, dass der rechte Glaube und die verantwortungsvolle Tat in Gemeinde und Gesellschaft zusammengehören. Dafür stehen jene drei Zeugen ein. Etliche Zeitgenossen werden dies ohne weiteres für St. Martin und St. Nikolaus bejahen. In St. Athanasius mögen einige nur einen streitbaren dogmatischen Theologen sehen. Ihnen sei in Erinnerung gerufen, wie der Dogmengeschichtler Adolf von Harnack, der keineswegs ein Befürworter der altkirchlichen Trinitätslehre war, Athanasius würdigte: "Das inmitten des verhängnisvollen grössten Umschwungs, den die Kirche erlebt hat, im Zeitalter Konstantins, der Glaube kraftvoll bekannt worden ist, den Athanasius vertrat, hat die christliche Kirche gerettet. Ihr Glaube wäre wahrscheinlich völlig in die Hände der Philosophen gerathen, ihr Bekenntnis verwildert oder ein kaiserliches Dienstreglement zur Verehrung der ,hellstrahlenden Gottheit' geworden, wenn Athanasius nicht gewesen wäre und die Gesinnungsgenossen nicht gestählt und ermuthigt hätte." (Adolf v. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd. 2; Freiburg und Leipzig 1894, 3. Auflage, S.218-219)

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Ein Kommentar von selk_news [09.11.2018]
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