Exotische Kirchenmusik in Görlitz | 16.12.2018

"Ihr Kinderlein kommet" als Lied zum Abendmahl
SELK: "Exotische" Kirchenmusik in Görlitz

Görlitz, 16.12.2018 - selk - "In der jährlich anzufertigenden Kirchenstatistik muss ich seit vielen Jahren an den Stellen, an denen die Anzahl von Chören und Instrumentalgruppen abgefragt wird, immer eine traurige Null schreiben", sagt Propst Gert Kelter gegenüber selk_news. Die Heilig-Geist-Gemeinde Görlitz der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), deren Gemeindepfarrer er ist, hat keinen "stehenden" Sing- oder Bläserchor, keine wöchentlichen Übungsstunden, keinen Gospel- und keinen Kinderchor. In einer Kirche wie der SELK, in der die Kirchenmusik einen derart hohen Stellenwert habe, dass man schon manchmal fragen müsse, ob sie, wie Luther es formuliert habe, eigentlich noch die ancilla theologiae (die Magd der Theologie) oder nicht vielmehr die magistra theologiae (die Meisterin der Theologie) sei, scheine das eine große Not zu sein. Aus der Not, wenn es denn eine sei, habe die 97 Kirchglieder zählende kleine, aber lebendige Gemeinde jedoch schon längst eine Tugend gemacht,

Ganz abgesehen davon, dass es in der kleinen Gemeinde vier ehrenamtliche Organistinnen und Organisten gibt: In fast jedem Gottesdienst gibt es irgendeine kirchenmusikalische Überraschung. Ein kleiner Spontanchor singt, Choräle werden mit Klavier, Geige, einer Trompete begleitet. Ein kleiner Bläserchor, der sich vorab nur zu einer Probe getroffen hat, präsentiert ein festliches Vorspiel, Kinder singen ein im Kindergottesdienst einstudiertes Lied, ein Gemeindeglied packt zur Kommunion seine Gitarre aus und spielt und singt zur Austeilung des Heiligen Abendmahles. - "Wenn ich morgens früh in die Kirche komme, weiß ich nie, was an Kirchenmusik heute wieder an Überraschungen geboten wird", meint Kelter. Und ergänzt: "Aber ich muss ja nicht alles wissen und freue mich jedes Mal, wenn Gemeindeglieder sich wieder etwas ausgedacht, sich während er Woche getroffen haben und uns dann im Gottesdienst musikalisch erfreuen."

Am 3. Advent begann das Präludium im Gottesdienst in der Görlitzer Heilig-Geist-Kirche mit einer Triangel, was durchaus ungewöhnlich klang. "Wir sagen euch an den lieben Advent" wurde auf diese Weise "eingeläutet". Im wahren Sinne des Wortes "exotisch" wurde es dann zur Austeilung des Abendmahles: Günter Pfeifer-Tyminiski überraschte die Gemeinde mit Musik, die er auf einer indischen Sitar spielte. Nicht jeder hat vielleicht sofort erkannt, dass es sich um "Ihr Kinderlein, kommet" handelte, was da vorgetragen wurde. Kelter: "Die Görlitzer Gemeinde fand es wunderbar." Und schließlich passe dieses Lied ja auch zum Empfang des Abendmahles, worin es unter anderem heiße: "Und seht, was in dieser hochheiligen Nacht der Vater im Himmel für Freude uns macht. (.) O beugt wie die Hirten anbetend die Knie, / erhebet die Hände und danket wie sie! (.) So nimm unsre Herzen zum Opfer denn hin; wir geben sie gerne mit fröhlichem Sinn - und mache sie heilig und selig wie Dein's, und mach sie auf ewig mit Deinem nur Eins."

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Ein Bericht von selk_news /
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