TFS-Seminar zu Christentum und Islam | 21.08.2019
Christentum und Islam - ein geistlicher Blick
SELK: Blockseminar des Theologischen Fernkurses in Altenstadt
Altenstadt, 21.8.2019 - selk - "Christentum und Islam - ein geistlicher Blick": Das war in diesem Jahr das Thema des Blockseminars des Theologischen Fernkurses (TFS | www.tfs-selk.de) der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Unter der Leitung von TFS-Koordinator Propst Dr. Daniel Schmidt (Groß Oesingen) trafen sich die Teilnehmenden vom 16. bis zum 18. August im Kloster Engelthal in Altenstadt (Hessen).
In der Einstiegsrunde am ersten Abend stellte der Referent Tim-Christian Hebold (Minden), Student der christlichen Theologie und zugleich (als einer von wenigen Nicht-Muslimen) der islamischen Theologie, den Lebenslauf Mohammeds vor. Seine Darstellung der Lehre des Islam von Gott und von Jesus am nächsten Vormittag barg für manche der Teilnehmenden Überraschungen - wie die Lehre von der Jungfrauengeburt des Propheten "Isa" (Jesus). Zugleich ging Hebold auf die islamische Sicht der Dreieinigkeit Gottes als eines Vielgötterglaubens ein. Es folgte die biblische Lehre von Christus im Gegenüber zum Koran mit einem Gang durch die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse zurück zu den ersten Kirchenvätern und dem Zeugnis des Neuen Testaments.
Ein Blick in die jüngere, regionale Vergangenheit bot sich am Samstagnachmittag mit einem Ausflug nach Herrnhaag bei Büdingen, einer ehemaligen Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeine, deren Entstehung durch die religiöse Toleranz des Büdinger Grafen zu Anfang des 18. Jahrhunderts ermöglicht wurde.
Um Toleranz ging es auch in der dritten thematischen Einheit, in die Schmidt einführte: Entstanden aus dem Nebeneinander unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse in Europa (christlicher und jüdischer Glaube, christliche Konfessionen) war Toleranz eine Errungenschaft, die das Zusammenleben bei einander ausschließenden Überzeugungen ermöglichte. Populär wurde jedoch das Verständnis, man müsse diese nicht nur ertragen, sondern als Teile der Wahrheit akzeptieren. Dies führe heute stellenweise dazu, dass eine Einstellung, die dieser Forderung nicht folge, selbst immer weniger toleriert werde.
In der abschließenden Einheit wurde deutlich, dass die Begegnung mit dem Glauben der anderen nicht immer einfach ist, aber stets zur Auseinandersetzung mit dem eigenen drängt - ein wichtiger Prozess, wie in diesen Tagen im Nachdenken über die göttliche Dreieinigkeit und die Gottheit Jesu deutlich wurde. Zugleich bestätigte sich, dass klare Überzeugungen auf beiden Seiten eine nötige und geschätzte Voraussetzung für eine inhaltliche Auseinandersetzung sind.
Umrahmt wurden die Einheiten von Andachten zum Umgang Gottes mit Hagar, deren Sohn Ismael nicht aus der Verheißung hervorgegangen war, und zu Christus als dem Brot des Lebens. Auch das Angebot der Teilnahme an den Tagesgebeten des Klosters wurde gerne angenommen.
Nach einem Abschlussabend bei türkischen und arabischen Snacks, Ayran (gesalzenes Joghurtgetränk) und schwarzem Tee klang das Seminar am Sonntag mit dem Hauptgottesdienst in der St. Martins-Gemeinde der SELK in Altenstadt-Höchst aus.
Ein Teilnehmer erinnerte sich anschließend an seine Sorge, inhaltlich würde ein Seminar über den Islam möglicherweise wenig Neues bringen: Das Gegenteil sei der Fall gewesen. Ein weiterer Teilnehmer verband seinen Dank an Schmidt und Hebold mit der Anerkennung für den Vortrag des Referenten "in einer ausgewogenen Balance zwischen tiefer persönlicher Kenntnis und geistlicher Distanz". Hebold brachte seinerseits die Freude über die intensiven Gespräche zum Ausdruck, die selbst in den Pausen nicht nachließen. Er drückte seine Bereitschaft aus, auf Einladung gerne in Kirchengemeinden zu einzelnen Aspekten des Islam im Gegenüber zum christlichen Glauben zu referieren.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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