ACK-Mitgliederversammlung in Augsburg | 20.09.2019
Tendenz zur Archipelisierung
SELK-Bischof nimmt an Mitgliederversammlung der ACK teil
Augsburg, 20.9.2019 - ACK/selk - Gleich mit mehreren aktuellen und gesellschaftlich relevanten Themen hat sich die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Deutschland im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung am 18. und 19 September in Augsburg befasst. Eines dieser Themen war die geplante Änderung der Beschäftigungsverordnung, die ausländische Seelsorger betrifft. Diese sollen vor Erhalt einer Einreisegenehmigung nach Deutschland beweisen, dass sie über hinreichende deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Die Mitglieder unterstützten den Brief, den der Vorstand der ACK an die zuständigen Ministerien geschrieben hat. Darin wird festgestellt, dass die geplante Änderung auch erhebliche negative Folgen für die pastorale Praxis mehrerer ACK-Mitgliedskirchen hätte und massiv ins Selbstbestimmungsrecht der Kirchen eingreifen würde, das im Grundgesetz verankert sei. Der leitende Geistliche der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), der an der Mitgliederversammlung teilnahm, meinte gegenüber selk_news, dass auch die SELK von den geplanten Regelung betroffen sei. Das Missionswerk der SELK, die Lutherische Kirchenmission (Bleckmarer Mission), beschäftige immer wieder auch Mitarbeiter aus Schwesterkirchen der SELK.
Tendenz zur "Archipelisierung"?
Reverend Sören Lenz, Exekutivsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) in Straßburg, referierte im Rahmen der Mitgliederversammlung zum Thema "Kurz vor dem Brexit - nach der Wahl: Europa vor einer Zerreißprobe?". Anhand der Beispiele der "Gelbwestenbewegung" in Frankreich, des Brexit und des Erstarkens der Alternative für Deutschland (AfD) arbeitete er heraus, dass sich größere Teile der jeweiligen Bevölkerung von den politischen Eliten auf nationaler und internationaler Ebene nicht mehr vertreten fühlten. Dabei handle es sich vielfach um Angehörige der Mittelschicht, die von Abstiegsängsten geplagt sei. Deshalb fühlten sie sich von populistischen Unabhängigkeitsbestrebungen angesprochen. Insgesamt, so Lenz, setze sich die Tendenz zur "Archipelisierung" fort.
Menschen bewegten sich zunehmend innerhalb von Gruppen, die ihre eigenen Überzeugungen teilten. Zu dieser "Blasenbildung" trügen auch die Sozialen Medien wesentlich bei. Zugleich lasse sich auch innerhalb der Kirchen die Tendenz feststellen, dass sie in ihrer Positionierung zu grundsätzlichen Fragen, wie zum Beispiel im Bereich von Ehe und Familie, auseinanderdriften.
Die Kirchen könnten in ihren internationalen Organisationen wie der KEK gleichwohl ein positives Beispiel für ein konstruktives und zukunftsweisendes Miteinander in Europa geben. Sie lebten gerade auf dem Gebiet der Ökumene nach dem Grundsatz der versöhnten Verschiedenheit und der "Einheit in Vielfalt".
Jahr der Ökumene 2021
Die Mitgliederversammlung der ACK Deutschland hat sich auch intensiv mit dem Jahr 2021 beschäftigt, in dem gleich mehrere, für die Ökumene höchst relevante Ereignisse stattfinden: Neben dem Dritten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt am Main treffen sich circa 755 Delegierten und über 4.000 Gäste und Beobachter des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe zu ihrer Vollversammlung. Zudem werden auch 2021 die Gebetswoche für die Einheit der Christen und der Ökumenische Tag der Schöpfung durchgeführt. Die bundesweite Eröffnungsveranstaltung zu Letzterem soll im Dreiländereck zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem Bodensee begangen werden. Aufgrund dieser Häufung bedeutsamer ökumenischer Ereignisse sprachen sich die Mitglieder der ACK Deutschland für ein gemeinsames Jahresmotto aller ökumenischen Veranstaltungen unter dem Titel "2021: Jahr der Ökumene" aus.
Multilaterale Kooperation
Im Hinblick auf die Vorbereitung des Dritten Ökumenischen Kirchentags betonte die Mitgliederversammlung der ACK Deutschland, dass es sich bei Ökumene nicht nur um das Miteinander von evangelischer und römisch-katholischer Kirche handle, sondern vielmehr um eine multilaterale Kooperation. Die Mitgliederversammlung sprach sich deshalb für eine starke Präsenz der ACK auf dem Ökumenischen Kirchentag aus.
Die Mitgliederversammlung erinnerte außerdem an 20 Jahre "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre". Dies war in Form eines vorgeschalteten Studientages erfolgt. Außerdem nahm sie einen Text an, den der Deutsche Ökumenische Studienausschuss (DÖSTA) dazu vorbereitet hatte und verabschiedete in diesem Zusammenhang eine eigene Erklärung.
Der 1999 von der römisch-katholischen Kirche und vom Lutherischen Weltbund unterzeichneten Erklärung haben sich inhaltlich mittlerweile auch der Weltrat methodistischer Kirchen, die Anglikanische Gemeinschaft sowie die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen angeschlossen. Weitere Konfessionen diskutieren, wann sie dies gegebenenfalls tun können. Die Einheit in Vielfalt hat Zukunft. Die SELK hat ihrerseits eine differenzierte Stellungnahme "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" veröffentlicht.
SELK-Bischof Voigt berichtete vor der Mitgliederversammlung aus dem Leben der SELK. Ein neues Gesangbuch sei durch die Kirchensynode angenommen und werde derzeit für den Druck vorbereitet. Die SELK befinde sich zudem in einem Trilateralen Gesprächsprozess mit der Union Evangelischer Kirchen (UEK) und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Zudem wies Voigt auf die fortdauernde Abschiebung von Geflüchteten auch aus den Gemeinden der SELK hin.
Der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland gehören 17 Kirchen an. Acht Kirchen sind Gastmitglieder, fünf ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Die ACK repräsentiert rund 50 Mio. Christen in Deutschland. Die Mitglieder, Gastmitglieder und Beobachter entsenden Delegierte in die ACK, die zweimal im Jahr zur Mitgliederversammlung zusammenkommen. Alle drei Jahre wählt die Mitgliederversammlung den Vorstand der ACK. Derzeit ist Erzpriester Radu Constantin Miron Vorsitzender. Die Geschäftsstelle der ACK in Deutschland, genannt "Ökumenische Centrale", hat ihren Sitz in Frankfurt am Main. Schwerpunkte der Arbeit der ACK in Deutschland sind das gemeinsame Gebet, die theologische Reflexion, das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sowie der Kontakt zu anderen ökumenischen Einrichtungen.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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