Pfarrkonvent Berlin-Brandenburg tagte | 09.11.2019

Bischof i.R. Dr. Roth: Werbung für das Theologiestudium
SELK: Pfarrkonvent Berlin-Brandenburg tagte in Potsdam

Potsdam, 9.11.2019 - selk - Zu seiner letzten Sitzung im laufenden Jahr trat der Pfarrkonvent des Kirchenbezirks Berlin-Brandenburg der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) am vergangenen Dienstag in den Räumen der Christusgemeinde in Potsdam zusammen. Der Konvent begann mit einem Beicht- und Abendmahlsgottesdienst, den Ortspfarrer Christoph Schulze leitete und in dem Pfarrer Kirsten Burghardt Schröter (Berlin-Marzahn / Angermünde) die Predigt hielt.

Nach dem Gottesdienst begrüßte der Superintendent des Kirchenbezirks, Pfarrer Peter Brückmann (Berlin-Wedding), die Konventualen. Zugegen war letztmalig auch Pfarrer a.D. Johannes Kopelke, der mit Wirkung vom 1. November aus der SELK ausgetreten ist, um sich einer pfingstlerisch-charismatischen Gemeinschaft anzuschließen. Es war sein ausdrücklicher Wunsch, sich aus dem Konvent zu verabschieden, dem er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienst angehört hatte.

Superintendent Brückmann berichtete den Konventualen aus der Arbeit der Kirchenleitung und des Kollegiums der Superintendenten und aus dem Beirat des Kirchenbezirks. Anschließend führte Pfarrer Hinrich Brandt (Greifswald) in einen Bibelabschnitt aus dem 2. Korintherbrief ein. Diese Arbeitseinheit diente der eigenen Stärkung durch Gottes Wort, dem Austausch und der Predigtvorbereitung.

Als Hauptreferenten für den Konventstag konnte SELK-Bischof i.R. Dr. Diethardt Roth (Melsungen) gewonnen werden, der über das Thema der Nachwuchsgewinnung für das Theologiestudium referierte. Zunächst führte der emeritierte leitende Geistliche den Ist-Zustand vor Augen. Die finanziellen Mittel der SELK seien eingeschränkt, da sie sich allein aus Kirchenbeiträgen und Spenden ihrer Glieder finanziere. Die jährlichen Statistiken würden einen Rückgang der Gliederzahlen ausweisen. Pfarrer seien aus dem Dienst der SELK vor dem Eintritt in den Ruhestand ausgeschieden. Lediglich neun Theologiestudierende stünden auf der Liste der Kirchenleitung, so Roth. Diese Zahl reiche bei Weitem nicht aus, den personellen Bedarf an Geistlichen in den kommenden Jahren zu decken. Er vermisse eine offensive Werbung für das Theologiestudium auf allen Kanälen in seiner Kirche.

In einem zweiten Punkt führte Roth aus, wie seiner Kenntnis nach andere Kirchen mit der Herausforderung des Pfarrermangels umgehen. Auch wenn die finanzielle Seite aufgrund der Teilnahme am Kirchensteuereinzugssystem erfreulicher aussehe, stelle er fest, dass auch im Raum der evangelischen Kirche Theologiestudierende fehlen würden. Auch die geübte Praxis der Ordination von Frauen in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) führe nicht zu einer besseren Personallage. Grundsätzlich stelle er aber eine Ökonomisierung der Kirche fest. Auch sei der Pfarrberuf schlechter angesehen als noch vor Jahren. Dennoch erkenne er, dass die evangelischen Kirchen sehr professionell an die Werbung für ein Theologiestudium gehen würden. Er nannte unter anderem Internetseiten, die für ein Studium der evangelischen Theologie werben würden und sehr gut gemacht seien. Auch die Nutzung der sozialen Medien sei nötig, um Nachwuchs für den Pfarrberuf zu gewinnen und werde von der evangelischen Kirche gut genutzt.

In einem dritten Punkt nahm Roth die Konventualen mit in die Kirchengeschichte der Evangelisch-Lutherischen Kirche Preußens ("Altlutheraner"), einer Vorgängerkirche der SELK hinein. Auch im 19. Jahrhundert habe die altlutherische Kirche sowohl unter fehlenden finanziellen Mitteln als auch unter zu wenigen Pfarrern gelitten. Sie habe ihre Glieder und die Pfarrer zum Gebet gemäß dem Bibelwort Matthäus 9, 37 bis 38 aufgerufen: "Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende." Des Weiteren sei damals schon festgestellt worden, dass der Dienst des Pfarrers nicht geschätzt werde. Um dem entgegenzuwirken, habe das Oberkirchenkollegium der Altlutheraner beschlossen, die Pfarrgehälter zu erhöhen. Es sei erkannt worden, dass ökonomische Gründe zum Rückgang der Pfarrer im Gemeindedienst geführt hätten. Weiterhin hätten die Altlutheraner einen Fonds für diejenigen gegründet, die Theologie studieren wollten. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg habe der damalige leitende Geistliche der Altlutheraner 1947, Oberkirchenrat Walther Günther, feststellen müssen, dass es eine große Not gebe, die Gemeinden mit Pfarrern zu versorgen. Roth schloss als Fazit daraus, dass es stets einen Pfarrermangel gegeben habe, was aber nicht beruhigen dürfe.

In einem vierten Punkt benannte der Bischof die Herausforderungen für die SELK, um dem Pfarrermangel zu begegnen. Hierbei verwies er auf das Gebet, dass der Herr Arbeiter in seine Ernte sende. Es gelte, Gebetsvorschläge zu erarbeiten und Pfarrern sowie Gemeindegliedern zur Verfügung zu stellen. Zudem ermutigte er die Konventualen, über das Amt der Kirche - und damit auch über das Theologiestudium - zu predigen. Werbung für das Theologiestudium beginne in den Familien und sollte auch seinen Ort im Kindergottesdienst, im Konfirmandenunterricht, in der Jugend- und Erwachsenenarbeit haben. Zudem merkte Roth kritisch an, ob das vorherrschende Pfarrerbild nicht überdacht werden müsse. Jeder Pfarrer habe sich zu fragen, ob er Vorbild sei und ob die ihm anvertrauten Menschen die Barmherzigkeit Gottes durch den Pfarrer wahrnehmen könnten. Geradezu als Beichtspiegel mahnte er zu fragen, wie über Kirche, Gemeinde, Pfarrer und Gemeindeglieder gesprochen werde. Ihm gehe es um ein wertschätzendes Miteinander, sodass sich jeder zu fragen habe, ob er für die Kirche auch dankbar sein könne. Roth regte an, ansprechende und moderne Internetformate zu entwickeln, die professionell gestaltet und betreut werden. Hier sehe er ein enormes Entwicklungspotential für die SELK, da ihr eine solche professionelle Werbung für das Theologiestudium auf allen Ebenen fehle. Die Kirche solle, so sein Rat, in Menschen investieren, die bereit seien, das Studium der Theologie aufzunehmen.

In einem abschließenden fünften Punkt fasste Bischof i.R. Dr. Roth seine Vorschläge in Form von Thesen zusammen. Der Konvent dankte dem Referenten für seine Ausführungen. Eine anregende Diskussion schloss sich an. Die Konventualen brachten auch eigene Ideen ein, um für das Theologiestudium zu werben und die Pfarrer zu stärken, wie die Einrichtung eines Personalreferenten, moderne Personalführung und Personalmanagement.

Im Anschluss befassten sich die Pfarrer des Konvents mit Kirchenbezirksinterna. Mit Dank an die gastgebende Gemeinde und dem Reisesegen ging der Konvent zu Ende.

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