Geistliches Wort zur Coronavirus-Krise | 14.03.2020

STELLUNGNAHME
Geistliches Wort zur Coronavirus-Krise

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Zur aktuellen Corona-Virus-Krise hat Bischof Hans-Jörg Voigt D.D., leitender Geistlicher der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), ein geistliches Wort verfasst und an die Kirchglieder und Gäste seiner Kirche gerichtet.

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Im Angesicht der Ohnmacht gegenüber einer sich ausbreitenden Epidemie rufen wir zu Gott, dem Schöpfer und Erhalter der Menschen!

Die Fallzahlen der Corona-Virus-Erkrankten in unserem Land und weltweit nehmen zu. Die Ausbreitung des Virus scheint exponentiell zu verlaufen und auch die Zahl der Todesfälle steigt dementsprechend an.

Die Medien berichten in diesen Tagen ausführlich über alle Entwicklungen in der Corona-Virus-Krise. Daraus können wir alle notwendigen Informationen ziehen.

In zwei Rundschreiben an die Pfarrer, Pastoralreferentinnen, Pfarrdiakone und Vikare habe ich mich in den vergangenen Wochen Verhaltensweisen insbesondere bei der Feier des Heiligen Abendmahles in den SELK-Gottesdiensten angeregt.

Wir wissen im Glauben, dass "wo die Seele genesen ist, da ist dem Leib auch geholfen", wie Martin Luther das im Großen Katechismus vom Abendmahl sagt. So erwarten wir im Glauben vom Abendmahl Heil und Heilung. Zugleich aber gilt es, den gesunden Menschenverstand zu gebrauchen, den Gott uns ebenso gegeben hat.

Deshalb gebe ich hier folgendes zu bedenken:

  1. In diesen Tagen werden amtierende Pfarrer nach der Beichte mit Absolution unter Handauflegung und vor der Austeilung des Heiligen Abendmahls bewusst zusätzliches Händewaschen einplanen.
  2. Besonders bei der Austeilung des Abendmahlskelches wird in diesen Tagen mit größter Achtsamkeit vorgegangen. Darauf können Sie sich verlassen.
  3. Wenn Sie selbst zu einer Risikogruppe gehören, können Sie beim Empfang des Heiligen Abendmahls auch nur den Leib Christi im Brot empfangen und ganz auf den Kelch verzichten. Sie können dabei geistlich gewiss sein, das ganze Heil, die ganze Vergebung mit dem lebendigen Leib Christi zu empfangen. Zeigen Sie diesen Verzicht den Austeilenden an, indem Sie bei der Austeilung des Kelches die Arme über der Brust kreuzen oder Ihre Hand vor den Mund halten.

Bereits in einer deutschen Großstadt wurden Versammlungen verboten, zu denen auch die Sonntagsgottesdienste zählen. Wie sollten wir Christen uns in solcher Situation verhalten? Muss man hier Gott mehr gehorchen als den Menschen?

Hier stehen zwei christliche "Werte und Güter" gegeneinander, nämlich das dritte Gebot der Feiertagsheiligung und das vierte Gebot der Gehorsamspflicht. Im Sinne einer sogenannten "Güterabwägung" kann man davon ausgehen, dass der Rat der Stadt oder die Gesundheitsbehörde nicht aus antikirchlichen Motiven handeln, sondern aus Motiven der Für- und Vorsorge. Zudem handelt es sich um eine vorübergehende Maßnahme. Deshalb hat der christliche Gehorsam ein hohes Gewicht. Es kommt hinzu, dass niemand genau einschätzen kann, welche Konsequenzen aus einer Befolgung des dritten Gebotes zur Feiertagsheiligung in Bezug auf Ansteckung folgen könnten. Auch wenn ich selbst nicht zur Risikogruppe gehöre, so könnte ich doch jemanden mit schweren Folgen anstecken. Mit diesen Gründen rate ich, der Anordnung der Stadt Folge zu leisten und die Gottesdienste dann nicht zu halten.

Im Folgenden versuche ich ein paar Ideen für solch einen Fall vorzulegen:

- Der Pfarrer könnte ggf. mit Unterstützung technisch versierter Gemeindeglieder die Predigt elektronisch aufzeichnen und einen Link dazu den Gemeindegliedern verschicken. Die Dreieinigkeitsgemeinde Dresden stellt ihre Gottesdienste seit geraumer Zeit zum Nachhören ins Internet www.selk-dresden.de/index.php/gottesdienste.

- In der Gemeinde könnte das Hausabendmahl zum Beispiel um 9.00 h bei Familie A, um 10.00 h bei Familie B und um 11.00 h bei Familie C angeboten werden. Dass dann natürlich durch den Pfarrer erst recht größte Hygiene geboten ist, versteht sich von selbst.

All dies kann natürlich nicht den Gemeinde-Abendmahlsgottesdienst ersetzen. Das ist völlig klar. Es wird an der gegenwärtigen Situation erkennbar, wie hoch die Gnadenmittel zu schätzen sind, die Gott uns in den Gottesdiensten schenkt.

Eine solch epidemische Situation zeigt uns zugleich, wie abhängig wir von Gottes Hilfe und Gnade sind. Deshalb lasst uns in diesen Tagen nicht müde werden im Gebet:

Herr Gott, barmherziger Vater, du Schöpfer der Welt, wir bitten dich für alle Kranken, sende ihnen Menschen, die ihnen helfen, lass sie Linderung ihres Leidens erfahren und schenke ihnen Genesung. Amen.

Jesus Christus, der du für uns Menschen am Kreuz alle Krankheit getragen hast, hilf denen die helfen in den Krankenhäusern und Arztpraxen. Bewahre sie selbst vor Ansteckung. Lass sie in ihrem Dienst nicht müde werden. Amen.

Herr Gott, Heiliger Geist, wende gnädig schlimmeres Unheil von unserem Land und der Welt, begrenze allen Schaden für Schulen, Kultur, Wirtschaft und Politik. Leite die Wissenschaftler und lass alle hilfreiche Forschung gelingen. Amen.

Du Dreieiniger Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, wir danken dir, dass du uns deine Gnadengaben in deinem Wort, in Taufe, Beichte und Abendmahl bisher so reichlich hast austeilen lassen. Vergib, wo wir diese Gnadenmittel achtlos für selbstverständlich gehalten haben und erhalte uns alle Gottesdienste, weil du uns ja darin suchts und uns darin zum ewigen Leben geleitest.

Dies alles bitten wir um Christi willen. Amen.

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Eine Stellungnahme von selk_news [14.03.2020]
Redaktion: SELK-Gesamtkirche.
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Verfasser: Bischof Hans-Jörg Voigt D.D., Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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