Konvent Berlin-Brandenburg tagte | 22.03.2020

Klimawandel und pastorale Versorgung während der Corona-Krise
SELK: Konvent Berlin-Brandenburg tagte

Berlin, 21.3.2020 - selk - In den Räumen der Augustana-Gemeinde Berlin-Wedding der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) traf sich kürzlich der Pfarrkonvent Berlin-Brandenburg der SELK. Pfarrer Hinrich Brandt (Greifswald) hatte eine Arbeitseinheit über einen Bibelabschnitt (Das Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 66,Verse 10 bis 14) vorbereitet. Die Beschäftigung mit einem ausgewählten Bibelabschnitt dient der Predigtvorbereitung.

Anschließend berichteten Superintendent Peter Brückmann (Berlin-Wedding) aus dem Bezirksbeirat und die Pfarrer aus ihren Arbeitsbereichen, um einander Anteil an den Herausforderungen zu geben.

Der Pfarrkonvent befasste sich ausführlich mit der Coronavirus-Krise und beschloss Empfehlungen zum kirchlichen Leben in der Krisenzeit (selk.de/index.php/newsletter/5968-berlin-brandenburg-empfehlungen-in-coronavirus-krise-13-03-2020). Entschieden wurde im Einvernehmen mit dem Bezirksbeirat, die für den Anschluss an den Pfarrkonvent geplante Kirchenbezirkssynode aufgrund der dramatischen Entwicklung durch die Coronavirus-Krise abzusagen.

Als Referent konnte auf dem Konvent Dr. Sebastian Storck (Berlin) begrüßt werden. Storck ist promovierter Chemiker und Theologe und als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften tätig. Gebeten war er, über das Thema "Klimawandel und wir" zu referieren. Hierbei führte er zunächst den Konvent ein, wie sich das Klima erwärme und welche Konsequenzen die Erwärmung mit sich bringe. "Der Klimawandel ist Realität", so Storck. Jedoch könnten verschiedene Maßnahmen den Klimawandel aufhalten. Hierzu zählten zunächst die Aufforstung besonders des Regenwaldes und des borealen Nadelwaldes, aber auch die Entwicklung und der Einsatz verbesserter Technologie. Gleichwohl sei die Nutzung der Windenergie eine Sackgasse, da Wind eine endliche Ressource sei. Zudem seien die Verbundstoffe, die in den Windrädern verbaut würden, nicht nachhaltig.

Hingegen plädierte der Referent für den Ausbau der Fotovoltaik-Technik. Er ist der Überzeugung, dass sich diese Technik gegenüber der Windenergie durchsetzen werde. Kritisch äußerte er sich zur Elektromobilität. Die Elektrofahrzeuge hätten eine deutlich schlechtere Umweltbilanz als jeder moderne Diesel, da die verwendeten Batterien durch den Einsatz von Schwermetallen äußerst umweltschädlich seien. Die sachgerechte Entsorgung dieser Batterien sei nicht gewährleistet. Es sei zu befürchten, dass Entwicklungsländer zur "Müllhalde" für die Alt-Batterien der Industrieländer würden. Die westlichen Industriestaaten hätten dann zwar ein gutes Klimagewissen, den Preis dafür müssten aber die Entwicklungsländer zahlen. Für eine deutlich bessere Alternative hält Storck die Brennstoffzelle und die Wasserstofftechnik, die aber noch nicht für alle zu einem bezahlbaren Preis serienreif sei.

Ausdrücklich wandte sich der Wissenschaftler gegen jeden umweltpolitischen Populismus: "Trump und Thunberg sind sich ähnlicher als beide meinen!" Neben den üblichen "Klimasündern" machte Storck die Kleidungsindustrie und die Computerbranche als größte Umweltverschmutzer aus. So sei es ökologisch besser, qualitativ hochwertige und nachhaltig produzierte Kleidung zu kaufen. Günstige und häufig neu gekaufte Kleidung würden die Umwelt belasten. Mehr als jeglicher Flugverkehr verschmutze das Internet die Umwelt, da 69 Prozent der Datenmenge für Unterhaltung genutzt würden. Streamingdienste, soziale Medien und Internetplattformen wie YouTube seien sehr energieintensiv und trügen in einem großen Umfang zum Klimawandel bei. Auch die Ernährung spiele beim Klimawandel eine Rolle. Gleichwohl müsse besonders bei der Thematik Nahrungsmittel und Klimawandel darauf geachtet werden, dass Klimaschutzmaßnahmen nicht zu Lasten sozial schwacher Menschen durchgesetzt würden und diese sich Fleischprodukte nicht mehr leisten könnten.

Als Theologe machte der Referent deutlich, dass Gott dieser Erde keine "Ewigkeitsgarantie" gegeben habe. Gottes Schöpfungswort begründe eben nicht, dass der sündige Mensch diese gefallene Welt nicht zerstören könne. Der Klimawandel zeige auf dramatische Weise die Realität der Sünde und den Egoismus des Sünders. Der autonome und selbstbestimmte Mensch meine, ohne Gott auskommen zu können. So habe sich dieser Mensch eine "Erfolgsgeschichte" einer Wohlstandsgesellschaft erschaffen und bekomme nun durch den Klimawandel die Quittung. Diese "Erfolgsgeschichte" sei auf Kosten einer Misserfolgsgeschichte gegründet. So sei der Klimawandel eine Folge einer hemmungslosen Spaßgesellschaft mit erhöhtem Konsum, immensem Verbrauch natürlicher Ressourcen und erhöhter Belastung der Umwelt. Der heutige säkulare Mensch definiere sich vorrangig durch Konsum und Spaß. So brauche der moderne Mensch Gott nicht. Der Klimawandel zeige, dass das Programm des autonomen Menschen ohne Gott gescheitert ist. Christen hingegen definierten sich nicht durch Konsum und Spaß, sondern durch den Glauben an Jesus Christus. "Wir müssen uns unsere Identität als Christen nicht erkaufen, denn wir sind als Christen durch Jesus Christus am Kreuz erkauft!" So kritisierte er auch, dass der Klimaschutz zuweilen bei manchen Züge einer Ersatzreligion annehme. Folglich kritisierte er das Aktionsbündnis, Christian Climate Action Deutschland, die für den Karfreitag am 10. April zu einem "Tag der gekreuzigten Erde" aufrufen. In der Ankündigung heißt es: "Mutter Erde wird gekreuzigt, ist so sehr erschöpft, dass sie ihr inneres Gleichgewicht verloren hat, was sich in der globalen Erwärmung zeigt." Dies sei nichts weiter als Gotteslästerung. An das Referat schloss sich eine angeregte Diskussion an.

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Ein Bericht von selk_news /
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