SELK-Arbeitsgruppe veröffentlicht Corona-Brief | 04.04.2020
"Geh hin, mein Volk, in deine Kammer ..."
SELK-Arbeitsgruppe veröffentlicht Corona-Brief
Hannover, 4.4.2020 - selk - Mit einem Rundschreiben hat sich eine aus Anlass der Coronavirus-Krise eingerichtete Arbeitsgruppe der Kirchenleitung und des Kollegiums der Superintendenten der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) am 4. April an die Gemeindeglieder und Gäste der SELK gewandt, um einen weiteren geistlichen Impuls zu setzen und über aktuelle Entwicklungen im Kontext der Krise zu informieren. Der Arbeitsgruppe gehören SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover), Propst Burkhard Kurz (Dortmund), Kirchenrat Erik Braunreuther (Dresden) und Kirchenrat Florian Wonneberg (Berlin) an.
Der Brief wird mit einem Wort aus dem biblischen Buch des Propheten Jesaja eröffnet, in dem es heißt: "Geh hin, mein Volk, in deine Kammer und schließ die Tür hinter dir zu! Verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe." (Jesaja 26,20) - In dem Brief heißt es dazu, dass solche Prophetenworte manchmal überraschend neu klingen würden. Von Gottes Zorn zu reden falle in dieser Krise schwer. Die Bibel lehre aber, dass Gott auch zürnen könne. Dabei sei der Zorn Gottes die der Sünde zugekehrte Seite der Liebe Gottes. Das Wort Gottes rufe besonders in der Karwoche zur Umkehr von Schuld und Sünde.
Die Arbeitsgruppe dankt den Gemeinden für "die vielen Initiativen, die in unseren Gemeinden gestartet wurden", um sich dann zu folgenden Punkten zu äußern:
Wollten Gemeinden ihre Kirche für das individuelle Gebet öffnen, sollten sie in geeigneter Weise auf das Abstandsgebot hinweisen. Könne dessen Einhaltung nicht mehr garantiert werden kann, müsse die Kirche geschlossen werden.
Für die Video- oder Tonaufzeichnungen von Gottesdiensten gelte, dass auch mehr als zwei Personen daran mitwirken dürften. Gottesdienste gehörten zur Grundversorgung der Bevölkerung. Dennoch sei bei solchen Aufzeichnungen streng auf einen Abstand von zwei Metern zwischen den Beteiligten zu achten.
Auch im Kontext von SELK-Gemeinden sei die gegenwärtig in der kirchlichen Öffentlichkeit diskutierte Frage aufgegriffen worden, ob man das Abendmahl auch zu Hause in einer Online-Abendmahlsfeier halten könne. Für die lutherische Kirche sei dies keine Möglichkeit. Dafür werden unter anderem folgende Gründe genannt: Das gegenwärtig der Kirche auferlegte "Sakramentsfasten" gehöre zur Kreuzesgestalt der Kirche, um Menschen vor Erkrankung zu schützen. Man könne keine Gewissheit haben, ob eine solche Abendmahlspraxis dem Willen des Stifters, Jesus Christus, entspreche.
Die Arbeitsgruppe möchte zudem den Blick der Gemeinden auf die Menschen wenden, die besonders in der Gefahr der Vereinsamung stehen. Ausgewählte und geeignete Mitarbeitende in den Gemeinden könnten gemeinsam mit den Pfarrern regelmäßig telefonischen Kontakt zu diesen Menschen halten. Dazu könnten auch Telefonlisten mit dem Hinweis auf den datenschutzrechtlichen Umgang ausgegeben werden. Auch auf schriftliche Kontaktmöglichkeiten wird in dem Schreiben hingewiesen.
Das Schreiben weist auf technische Unterstützungsmöglichkeiten hin, um die besonders Schülerinnen, Schüler und Studierende gebeten werden könnten, um technische Hilfe beim Einrichten von Videokonferenzen - zum Beispiel für notwendige Sitzungen des Kirchenvorstandes - zu leisten. Aus der Arbeitsgruppe erklärte sich Kirchenrat Braunreuther (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) bereit, als Ansprechpartner für den örtlich Verantwortlichen Hilfestellung zu geben.
Auf die lokal sehr unterschiedlichen und sich ändernden Regelungen für Trauerfeiern und Beerdigungen wird hingewiesen. Insbesondere die Pfarrer sollten sich hierbei nicht ausschließlich auf die Bestatter verlassen. Die jeweiligen Regelungen könnten bei den Kommunen erfragt werden.
Mit Dankbarkeit wird auf eine Liste mit Verweisen und Links zu Aktivitäten von SELK-Gemeinden hingewiesen, die über www.selk.de "Hilfen und Empfehlungen / Angebote in der Corona-Krise" unter http://praxishilfen.selk.de abgerufen oder weitergegeben werden kann.
Abschließend wird noch einmal das Bibelwort des Propheten Jesaja aufgegriffen, das in einem Zusammenhang mit der Auferstehungshoffnung steht. Wörtlich heißt es in dem Schreiben der Arbeitsgruppe: "So gehen wir in diese ganz besondere Karwoche, halten Umkehr von unseren falschen Wegen und sind dabei in der Fürbitte verbunden. Damit bereiten wir uns auf das Osterfest vor, die Feier der Auferstehung unseres Erlösers Jesus Christus. Wir werden in diesem Jahr Ostern ganz anders feiern als sonst. Die Gewissheit der Auferstehung aber ist die gleiche."
Bischof Voigt erklärte gegenüber selk_news, die Arbeitsgruppe wolle mit dem Schreiben auch den geistlichen Zusammenhalt der SELK in Krisenzeiten stärken. Weiter sagte er: "Ich wünsche allen eine gesegnete Karwoche in der Kreuzesnachfolge Christi und schließlich trotz der schwierigen Lage frohe und gesegnete Ostern."
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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