Einblicke ins Naëmi-Wilke-Stift | 15.04.2020

Corona und das Naëmi-Wilke-Stift:
SELK-Einrichtung vor neuen Herausforderungen

Guben, 15.4.2020 – selk - Das Naëmi-Wilke-Stift in Guben ist eine kirchliche Stiftung und die größte diakonische Einrichtung im Bereich der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Mit seinen unterschiedlichen Abteilungen im Bereich Gesundheit, der ambulanten Pflege und der Kinder- und Jugendhilfe hat das Stift mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Rektor Pfarrer Markus Müller berichtet für selk_news von den Auswirkungen der Pandemie:

Das Krankenhaus
Im Krankenhaus trifft sich seit Mitte März täglich ein Krisenstab, um über aktuelle Entwicklungen zu sprechen und Lösungen für das Haus mit 151 Planbetten zu organisieren.

Ebenfalls täglich treffen sich die Stationsleitungen. So kann aktuell und schnell stationsübergreifend gehandelt werden.

Vorsorglich ist im Krankenhaus der gesamte Betrieb für die Behandlung von infektiösen COVID-19 Patienten vorbereitet.

Alle Patienten werden bei der Aufnahme auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet. Bis ein Ergebnis vorliegt, werden sie im „grauen Bereich“ des Krankenhauses isoliert. Dann erfolgt eine Verlegung in den weißen Bereich (ohne Infektion) oder in den schwarzen Bereich (Isolierbereich).

Eine zusätzliche Zentrale Notaufnahme wurde im Bereich der Krankenhausambulanz für nicht-infektiöse Patienten eingerichtet Die ursprüngliche zentrale Notaufnahme ist für infektiöse Patienten vorgesehen.

Auch die Wach- bzw. Intensivstation wurde entsprechend aufgeteilt.

Absage aller öffentlichen Veranstaltungen / Besuchersperre
Mitte März wurden alle öffentlichen Veranstaltungen, z.B. Vorträge und Konzerte bei „Kultur im Stift“, abgesagt. Ebenso wurde eine Besuchersperre erlassen, um Patienten und Personal vor eingeschleppten Infektionen zu schützen.

Den Patienten wird inzwischen das Telefon am Bett ohne Grundgebühren zur Verfügung gestellt, so dass sie jederzeit von Angehörigen angerufen werden können.

Die Cafeteria im Haus, die von einem externen Anbieter betrieben wird, wurde geschlossen. So ist das Leben im Haus sehr ruhig geworden.

Hilfe und Unterstützung
Die Corona-Pandemie und die entsprechenden Maßnahmen zum Eindämmen des Virus haben großen Einfluss auf den Alltag im Krankenhaus. So wurden Operationen und Behandlungen, soweit möglich, abgesagt oder verschoben. Viele Patienten vermeiden von sich aus einen Krankenhausaufenthalt oder Arztbesuch. Das Haus ist daher nur zu rund 40% belegt.

Um die Krankenhäuser vor wirtschaftlicher Not zu bewahren, haben Bundesregierung und Land Hilfsmaßnahmen verabschiedet. „Wir haben die entsprechenden Ausgleichszahlungen beantragt“, berichtet Markus Müller, „wir dürfen davon ausgehen, dass die zur Verfügung gestellten Mittel rechtzeitig und ausreichend bei uns eintreffen.“

Im Rahmen der Corona-Hilfe wurden auch drei zusätzliche Beatmungsplätze beantragt. Die dazugehörigen Betten wurden schon geliefert. Auf die Beatmungsgeräte warten wir. Bisher sind 2 Beatmungsplätze plus ein Notplatz vorhanden.

Das Prozedere im Land Brandenburg sieht vor, dass die Betreuung schwerstkranker COVID-19 Patienten durch die größeren Krankenhäuser organisiert wird und entsprechende Patienten zunächst in größere Häuser verlagert werden.

Schutzausrüstung
„Von den Bürgern aus Guben und Schenkendöbern werden wir von einer Welle der Sympathie getragen. Dies äußert sich z.B. im selbstgenähten Mund-Nasen-Schutz für Patienten und Personal, der zahlreich bei uns abgegeben wird und jetzt auch beim Patientenkontakt getragen werden soll“, erklärt Müller. Über 1.000 Stück wurden bisher abgegeben, weitere sind in Aussicht gestellt.

Die Beschaffung von weiterer Schutzausrüstung, die auch zertifiziert und geprüft ist, sei allerdings „abenteuerlich und sehr schwierig“. Die Bestände genügen zurzeit, um über die Runden zu kommen. Sollten tatsächlich infizierte Patienten behandelt werden müssen, wären die Bestände schnell aufgebraucht.

Abstrichstelle – Corona Teststelle
Am 25.03.2020 ist im Stift eine „Abstrichstelle“ eingerichtet worden, die durch die MEG betrieben wird. Damit wird die Teststelle in der Kreisstadt Forst entlastet. Die Mitarbeiterinnen sind bestens vorbereitet und mit dem notwendigen Schutz ausgestattet. Die telefonischen Terminabsprachen zwischen Patienten, Hausärzten und Gesundheitsamt haben bisher bestens funktioniert. Die Inanspruchnahme hält sich bisher noch in Grenzen.

Die Lage im Landkreis Spree-Neiße sieht stabil aus. Es gibt (Stand 15.04.2020) offiziell 51 bestätigte Corona-Infektionen, von denen 41 bereits wieder als geheilt gelten. Trotz zunehmender Testaktivitäten werden kaum mehr Neuinfektionen verzeichnet. Die Anspannungen unter dem Personal und in der Bevölkerung sind allerdings groß.

Kindergarten / Erziehungs- und Familienberatungsstelle
Am 18. März wurden in Brandenburg Kitas, Krippen und Schulen für den regulären Betrieb geschlossen. Für die Kita des Stifts waren plötzlich viele Fragen zu klären. Welche Kinder haben Anspruch auf Notbetreuung? Wie geschieht mit den Erzieherinnen? Erhalten sie Gehalt? Wer kommt dafür auf?

Recht schnell konnten Lösungen gefunden werden. Dankbar ist man für das relativ schnelle Reagieren der staatlichen Behörden und das engagierte Handeln der örtlichen Politik. Hier sind großzügige Zusagen von Seiten des Landes gegeben worden, sodass zurzeit nicht mit finanziellen Nachteilen gerechnet werden muss.

Bei den Erziehungsberatungsstellen sind auch Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen zu spüren. Vornehmlich laufen Beratungen telefonisch oder mit Abstand oder auch gar nicht, wenn es vertretbar ist. Begleitete Umgänge sollen soweit die Hygienestandards eingehalten werden können, durchgeführt werden.

Zurzeit werden die rechtlichen Möglichkeiten zur Nutzung von Videokonferenzen geprüft (Datenschutz).

Ausblick:
„Wir sind dankbar für das engagierte und kreative Mitarbeiten aller Leistungsträger. Wir bitten, dass Gott uns vor dem Schlimmsten bewahrt und dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geduldig und besonnen mitdenken und handeln. Wir spüren uns von gegenseitiger Wertschätzung auch in der Stadt getragen. Darum sind wir zuversichtlich, die bevorstehenden Aufgaben auch im Vertrauen auf Gottes Hilfe gemeinsam bewältigen zu können“ , fasst Markus Müller gegenüber selk_news zusammen.

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