Seminar zu Humor in Glauben, Kirche und Gemeinde | 14.06.2020
"Heiliger Ernst oder befreites Lachen?"
SELK: Erstes digitales Angebot des neuen Wilhelm-Löhe-Seminars
Korbach/Oberursel, 14.6.2020 - selk - In einem ersten digitalen Angebot des neu belebten Wilhelm-Löhe-Seminars führte Professor Dr. Christoph Barnbrock, Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Theologie an der Lutherischen Theologischen Hochschule der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) in Oberursel, am gestrigen Samstag die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer digitalbasiert durch das Thema "Heiliger Ernst oder befreites Lachen? Ein Seminar zu Humor in Glauben, Gemeinde und Kirche".
Das Wilhelm-Löhe-Seminar ist ein Angebot der Erwachsenenbildung des der SELK zugeordneten Diakonissenwerks Korbach. Dieses Angebot ist nach jahrelanger Pause in jüngster Vergangenheit neu belebt worden.
In seinem Impulsvortrag versuchte Barnbrock das Spannungsfeld zwischen Satire, Humor und Glauben aufzuzeigen und zu veranschaulichen, dass das Verhältnis von Religion und Humor durchaus immer wieder als heikel wahrgenommen worden ist. Er unterschied unterschiedliche Funktionen des Humors, nämlich als Ausdruck der Feindseligkeit, als Überdruckventil oder als Reaktion darauf, dass etwas nicht zusammenpasst.
Im Hauptteil seines Referats spannte der Referent den Bogen weiter über die verschiedenen Ausprägungen des Humors und Humor in der Seelsorge, in der Predigt, in der Unterrichtsarbeit, in der Gemeinde-/Kirchenleitung sowie in der Frömmigkeit und Spiritualität und zeigte dabei auch die Grenzen des Humors auf.
Wie wertvoll Humor etwa in Zusammenhängen der Seelsorge sein kann, machte Barnbrock mit einem Zitat von Peter Bukowski deutlich: Humor sei "eine Form des Lebens". "Schon seine Charakterisierung als trotzige Lebensweise betont ja ein aktives Element: hier werden Kräfte freigesetzt, die das Leben des Einzelnen positiv verändern und - das ist eigens zu betonen - auf Veränderung drängen." Humor habe so auch in Kontexten des Leidens seinen Platz.
Barnbrock machte auch deutlich, dass es biblische Beispiele gebe, die mit Humor verwandt seien, darunter etwa das Jesuswort: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt." (Die Bibel: Das Evangelium nach Markus, Kapitel 10, Vers 25 oder das Evangelium nach Lukas, Kapitel 18, Vers 25). Wer sich das bildlich vorstellt, müsse unweigerlich schmunzeln.
Mit Blick auf die Predigt betonte der Referent die Verwandtschaft von Humor und der Evangeliumsverkündigung: "Witze kann man nicht ,erklären', die frohe Botschaft auch nicht." Weiterhin fasste er die Chance des Lachens über sich selbst so: "Humor kann unseren Ich-Wahn so entlarven, dass ich es annehmen kann." Und: "Im befreiten Lachen, das manchen Ernst und manches Leid hinter sich lässt, üben wir uns schon in das befreite Lachen des Himmels ein".
Im Themenbereich von Humor in Gemeinde- und Kirchenleitung betonte Barnbrock unter anderem, dass Leitungshandeln immer mit Ausübung von Macht zu tun habe, etwa im Kirchenvorsteheramt und in der Kirchenleitung, andererseits das neutestamentliche Leitungsverhältnis das einer "Führung von unten" sei. Hier könnte Einladung dazu, auch mit und kirchlichen Entscheidungsträger und über sie liebevoll kritisch zu lachen, zu einem weiterhin konstruktiven Miteinander verhelfen.
Grundsätzlich seien Humor und Frömmigkeit eng verwandt miteinander, so Barnbrock im Anschluss an Überlegungen von Anton A. Bucher: "Wer lacht, vergisst sich selbst und verliert sich im Lachen." Ganz ähnlich sei es im Glauben, wo es nicht darum gehe, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und an der eigenen Bedeutsamkeit festzuhalten, sondern sich in gewisser Weise selbst zu vergessen und von Gott alles zu empfangen.
Die Seminarteilnehmenden stellten im Verlauf des Seminars ihre Fragen und teilten untereinander ihre Gedanken und Beispiele zum Thema, das ernst und erfrischend zugleich war.
Weitere Termine zu Seminar- und Vortragsthemen des Wilhelm-Löhe-Seminars finden sich unter: www.diakonissenwerk-korbach.de. Das nächste Angebot ist ein digitaler Vortragsabend mit dem Geschäftsführenden Kirchenrat der SELK, Pfarrer Michael Schätzel, am 23. Juni um 18 Uhr zum Thema "Menschen am Rande unserer Gemeinden". Eine Anmeldung für die Zusendung der Zugangsdaten wird an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! erbeten (www.diakonissenwerk-korbach.de/download/Einladung_WLS-Schaetzel_23-06-2020.pdf).
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