Kirchenleitung debattierte über Gender-Thematik | 11.09.2020

Konsens über schöpfungs- und naturgesetzte bipolare Geschlechtlichkeit
Kirchenleitung der SELK debattierte über die "Gender"-Thematik

Hannover, 11.9.2020 - selk - Auslöser einer Debatte über die Gender-Thematik bei der Sitzung der Kirchenleitung der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) vom 3. bis zum 5. September in Hannover war eine Stellenausschreibung im Bereich der SELK (Fundraising), die in einer ersten, später - nach kritischen Rückmeldungen - durch den Zusatz "m/w/d" ersetzten Version bei der Berufs- und Stellenbezeichnung ein sogenanntes "Gendersternchen" aufwies. Die Kirchenleitung entschied sich mehrheitlich für den Austausch des sogenannten Gendersternchens durch den Zusatz "m/w/d", da dieses als Ausdruck einer Ideologie verstanden werden könne, die eine schöpfungs- beziehungsweise naturgesetzte bipolare Geschlechtlichkeit ablehne oder leugne. Zugleich beschloss die Kirchenleitung jedoch, die Gender-Thematik weiter zu bearbeiten.

Hierfür wurde geltend gemacht, dass es in den Gemeinden der SELK durchaus Menschen gebe, für die Einzelaspekte der Gender-Thematik (zum Beispiel Gleichberechtigung von Mann und Frau, Homosexualität oder auch Transsexualität) von Bedeutung seien und die von ihrer Kirche erhofften, dass sie mit ihren jeweiligen Fragen, Befindlichkeiten und Biographien wahr- und ernstgenommen würden.

Die Kirchenleitung beschloss daher, Kirchenrätin Dr. Silja Joneleit-Oesch (Frankfurt/Main) und den stellvertretenden Propst Manfred Holst (Marburg) zu beauftragen, für ihre Septembersitzung eine Vorlage zu erstellen, die als Grundlage einer Debatte (inhaltlich, theologisch, gesellschaftlich) für die Tagung der Kirchenleitung und des Kollegiums der Superintendenten im Oktober dienen solle.

Der Gesprächsgang der Kirchenleitung ergab, dass die Mitglieder der Kirchenleitung mit dem unbestimmten Begriff "Gender" sehr unterschiedliche Themen und Vorstellungen verbinden. Die Bandbreite reichte von "Gender Mainstreaming" beziehungsweise "Gender Studies" über die Gleichberechtigung der Geschlechter, die Geschlechterrollen bis hin zu Transsexualität und Homosexualität.

Trotz unterschiedlicher Zugänge und Einschätzungen betonten jedoch alle Gesprächsteilnehmenden, dass sie keinen Zweifel an der Existenz einer sowohl biblisch beziehungsweise schöpfungstheologisch gesetzten als auch biologisch-naturwissenschaftlich festzuhaltenden geschlechtlichen Bipolarität hegten und diese bei ihrem Nachdenken über das weite Themenfeld unter dem Stichwort "Gender" voraussetzten. Gleichwohl betonten einzelne Mitglieder der Kirchenleitung, dass es angezeigt und wichtig sei, sich mit den gesellschaftlich geprägten Geschlechterrollen, die vielfach auch das kirchliche und gemeindliche Leben prägten, kritisch auseinanderzusetzen. Ein Antrag, das "Gender"-Thema jedoch zunächst für drei Jahre ruhen zu lassen, wurde abgelehnt.

Stattdessen beschloss die Kirchenleitung, die Thematik dem Kollegium der Superintendenten auf dessen Sitzung im Oktober vorzulegen. Hierbei solle das von der Ethikkommission der SELK verantwortete und herausgegebene Papier "Familie stärken" (Lutherische Orientierung Heft 14) die Gesprächsbasis bilden, insbesondere und ausdrücklich das von Rektor und Pastor i.R. Stefan Süß (Guben) verfasste Kapitel "Theologische Grundlegung zum Themenfeld Familie". Darin heißt es unter anderem "Die bigeschlechtliche Grundkonstellation des menschlichen Lebens ist biologisch vorgegeben. Sie wird nicht dadurch aufgehoben, dass die Gesellschaften von heute sich gesetzlich gegen eine Diskriminierung von Menschen wenden, deren sexuelle Orientierung - aus welchen Gründen auch immer - abweichend anders ist." (Seite 8)

Abschließend festzuhalten ist der in der Kirchenleitung vorhandene Konsens, dass die biblische schöpfungsmäßig und biologisch naturgesetzte, auf Fortpflanzung ausgerichtete bipolare Geschlechtlichkeit (Mann/Frau) nicht bestritten wird. Gleichwohl gelte es, ernst und zur Kenntnis zu nehmen, dass es in der eigenen Kirche Menschen gibt, für die -teilweise auch aus persönlicher Betroffenheit- einige der mit dem allgemeinen Begriff "Gender" konnotierten Themen Relevanz haben.

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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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