Konvent der Theologiestudierenden tagte | 26.01.2021
Corona-Pandemie und neuere Paulusauslegung thematisiert
Konvent der Theologiestudierenden der SELK tagte
Oberursel/Hannover, 26.1.2021 - selk - Am vergangenen Samstag tagte der Konvent der Theologiestudierenden der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) - coronabedingt videobasiert. Wie in jedem Jahr, so war auch diesmal SELK-Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (Hannover) zu Gast und nahm sich ausführlich Zeit für die Studenten. Da es einige neue Gesichter gab, wurde eine Vorstellungsrunde vorgenommen, wobei auch über je eigene Gründe für das Theologiestudium und besondere Interessen gesprochen wurde. Der leitende Geistliche begrüßte hierbei besonders die erste Stipendiatin des von der SELK angebotenen "Nikolaus-Selnecker-Stipendiums", Guðbjörg Tyrfingsdóttir aus Island. Zudem warb Voigt erneut für die "Liste der Theologiestudierenden der SELK", mit der die Kirche unter anderem die Verbindung zu den Studierenden halten wolle. Auch sei die Zugehörigkeit zu dieser Liste am Ende eine Voraussetzung für das kirchliche Examen. Voigt meinte, dass die Lutherische Theologische Hochschule (LThH) der SELK in Oberursel in der Kirche ein hohes Interesse genieße und viele für die Hochschule wie für Lehrende und Lernende beten würden.
In einem zweiten Teil referierte Bischof Voigt zum Thema: "Die Corona-Pandemie
- fragmentarische Überlegungen zur Wahrnehmung und theologischen Deutung". Dabei warb er für ein komplementäres Verständnis von Naturwissenschaft und Glaube. Krankheiten gehörten in den Kontext der Schöpfung nach dem Sündenfall. Manchen stelle sich die Frage, ob die Pandemie eine über die Menschheit verhängte Strafe Gottes sein könne. Der Ruf zu Umkehr und Reue richte sich aber immer zunächst an den Einzelnen. Außerdem spiele die biblische Geschichte von der Heilung eines Blindgeborenen (Die Bibel: Das Evangelium nach Johannes, Kapitel 9) eine wichtige Rolle bei der geistlichen Deutung von Krankheit, da sich hier zeige, so der Referent weiter, dass der Tun-Ergehens-Zusammenhang von Christus aufgelöst werde. Wenn nach Jesu Aussage weder der Blindgeborene noch seine Eltern gesündigt haben, so stelle sich die Schuldfrage nicht mehr. Dies könne als die "Initialzündung" christlicher Krankenpflege und moderner Medizin interpretiert werden.
Der leitende SELK-Geistliche sprach auch über die Herausforderungen, vor denen die Gemeinden der SELK durch die Corona-Pandemie stünden. Dabei stellte er die Wichtigkeit des Gottesdienstes heraus, denn Wort und Sakrament in der Versammlung der Gemeinde Gottes seien Lebensmittel für die Seele. Das Virus greife die kirchliche Gemeinschaft an, was besonders deshalb so schwerwiegende Folgen habe, weil der Gottesdienst eine starke Gemeinschaftsorientierung habe und weil in den Sakramenten der menschgewordene Gott in Jesus Christus den Menschen leiblich begegne. Dennoch müsse in manchen Notsituationen eine Güterabwägung vorgenommen werden, weshalb zu Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr die grundsätzliche Untersagung von leiblichen Gottesdiensten von den Kirchen in Deutschland mitgetragen worden sei.
Im Anschluss wurde den Studenten die Möglichkeit zu Fragen und Kritik gegeben, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde. Bischof Voigt dankte den Studierenden für die Einladung und den sehr offenen Austausch im Gespräch. Er wünschte für das Studium unter diesen besonders erschwerten Studienbedingungen der Corona-Virus-Krise Gottes Segen, bevor er sich von aus der Video-Schaltung verabschiedete.
Sodann stand die "Internasitzung" des Konventes auf dem Plan, wobei unter anderem von den verschiedenen Studienorten berichtet und auch der nächste Konvent im Sommersemester in den Blick genommen wurde.
Zum weiteren Programm gehörte eine Bibelarbeit über einen Abschnitt aus dem Römerbrief des Apostels Paulus (Kapitel 2, Verse 5 bis 16) und ein Vortrag von Dr. Jordan Cooper, Pfarrer der American Assoziation of Lutheran Churches (AALC), einer Schwesterkirche der SELK, der auf YouTube abrufbar ist (www.youtube.com/watch?v=IP74G3Udb5g&t=1917s). Der Referent setzt sich hier kritisch mit neuerer Paulus-Auslegung auseinander. Das zweite Kapitel des Römerbriefes spielte dabei eine große Rolle. Der Reformator Martin Luther habe den Apostel Paulus keineswegs falsch verstanden. Auch in der Alten Kirche ließen sich ähnliche Ansätze erkennen. Paulus komme zu dem Schluss, dass im Gericht Gottes kein Mensch bestehen könne, weshalb er dann die Gerechtigkeit des Glaubens an Jesus Christus predige. Christus sei der Einzige, der im Gericht Gottes bestehen könne: Christus sei wahrhaft gerecht und für die Sünder gerechtfertigt worden. Durch Glauben und Taufe seien Menschen in Christus und könnten so im Gericht Gottes bestehen.
Gerahmt wurde der Konvent durch Andachten.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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