Kommentar: Fridays for Israel und Jewish Lives Matter | 14.05.2021

KOMMENTAR
"Fridays for Israel" und "Jewish Lives Matter"

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Gert Kelter, Pfarrer in Göritz, Propst der Kirchenregion Ost und Ökumenereferent der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), nimmt aus aktuellem Anlass Stellung zu Antisemitismus, Antijudaismus und Antiisraelismus.

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Am 30. Mai 2003 unterzeichnete der damalige Bischof der SELK, Dr. Diethardt Roth, beim 1. Ökumenischen Kirchentag in Berlin die Charta Oecumenica, die in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum begeht, für die SELK.

Damit ist auch die SELK eine Reihe von Selbstverpflichtungen eingegangen. Unter anderen auch die Selbstverpflichtung, "allen Formen von Antisemitismus und Antijudaismus in Kirche und Gesellschaft entgegenzutreten."

Eine Form des Antisemitismus und Antijudaismus, und zwar eine weitverbreitete, ist ein auch in den Kirchen immer wieder festzustellender Antiisraelismus, der nicht nur die besondere deutsche Verantwortung für den Staat Israel, sondern auch die besondere christliche Verantwortung für die in Israel lebenden Juden ausblendet.

Wie kaum unterscheidbar Antiisraelismus und Antisemitismus tatsächlich sind, wurde in den Tagen um den 8. Mai wieder erschreckend und schockierend deutlich, als in deutschen Städten judenfeindliche Parolen gebrüllt, israelische Flaggen verbrannt und Anschlagsdrohungen gegen Synagogen und jüdische Einrichtungen erhoben wurden. Am 8. Mai, dem sogenannten Al-Kuds-Tag, versammelten sich aber nicht erst seit diesem Jahr antisemitische Israelfeinde auf Deutschlands Straßen, als es um Proteste gegen die aktuellen Selbstverteidigungsmaßnahmen Israels gegen Raketenangriffe durch islamistische Terroristen ging.

Das Szenario wiederholt sich Jahr für Jahr, von den Medien eher nur am Rande wahrgenommen. Ziel und Anliegen: Schüren des Hasses auf Juden und Vernichtung des Staates Israel. Einer der Hauptdrahtzieher dieser antijüdischen Al-Kuds-Tage ist die Islamische Republik Iran, aus der zahlreiche Kirchglieder der SELK stammen, namentlich die Al-Mustafa-Universität in Ghom und deren Niederlassungen im Ausland, zu denen unter anderem auch das Berliner Al-Mustafa-Institut gehört, an dem römisch-katholische und evangelische Theologen als Dozenten und Referenten tätig sind. Wie hieß es doch gleich in der Charta Oecumenica? "Wir verpflichten uns, allen Formen von Antisemitismus und Antijudaismus in Kirche und Gesellschaft  entgegenzutreten."

Die antisemitischen Ausschreitungen unter dem Deckmantel israelkritischer Meinungsäußerung dieses Jahres sollten in den Kirchen und Kirchenleitungen eigentlich einen Aufschrei der Empörung und eine ganz eindeutige Solidarisierung mit den Juden und dem jüdischen Staat Israel auslösen. "Wir beklagen und verurteilen alle Manifestationen des Antisemitismus, wie Hassausbrüche und Verfolgungen", heißt es in der Charta Oecumenica.

Was kann man tun? Ich habe dem Botschafter des Staates Israel eine Solidaritätsadresse gesandt, trete jeder Form von Antisemitismus und auch seiner stillschweigenden Duldung in Wort und Schrift, Predigt und Lehre entgegen, wo ich damit konfrontiert werde, und bete in den Gottesdiensten für die Bewahrung der Juden in Israel, in Deutschland und aller Welt vor den Anschlägen ihrer Feinde. Viel ist das nicht. Manches auch nur ein symbolischer Widerstand.

Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit "Fridays for Israel" oder "Jewish Lives Matter", organisiert von den Kirchen in Deutschland. Es ist ziemlich still zu diesem Thema auf Deutschlands Straßen.

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Ein Kommentar von selk_news [14.5.2021]
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