Propst Kelter: Abendmahlspraxis im Wandel der Zeiten | 15.02.2022
Kirchweihfest Zehlendorf unter besonderen Bedingungen
Propst Gert Kelter: Die Abendmahlspraxis im Wandel der Zeiten
Berlin, 15.2.2022 - selk - Am vergangenen Sonntag beging die Mariengemeinde Berlin-Zehlendorf der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ihr 49. Kirchweihfest. Aufgrund der coronabedingten Beschränkungen musste auf gemeinsames Mittagessen und Begegnungen im Anschluss an die beiden Festgottesdienste um 9.30 Uhr und 11.30 Uhr verzichtet werden. Als Festprediger und Referent war der Propst der Kirchenregion Ost der SELK, Pfarrer Gert Kelter (Görlitz), eingeladen worden. In den beiden Beicht- und Abendmahlsgottesdiensten hielt er die Festpredigt.
Direkt im Anschluss referierte er jeweils in Form eines kurzen Impulsreferates zum Thema "Die Abendmahlspraxis im Wandel der Zeiten. Überlegungen zu Kriterien der Schrift- und Einsetzungsgemäßheit unterschiedlicher Kommunionpraktiken."
Infolge von Corona seien innerhalb der SELK eine Vielfalt verschiedener Abendmahlspraktiken entstanden. Propst Kelter griff dabei auf noch nicht veröffentlichte Teilergebnisse einer Umfrage unter den Pfarrämtern zurück, die die Kirchenleitung und das Kollegium der Superintendenten der SELK initiiert hatten Er zeigte nach der Vorstellung der verschiedenen Varianten, die sich mittlerweile in der SELK finden, dass auch in der Kirchengeschichte schon immer unterschiedliche Kommunionpraktiken geübt worden seien und manches, was jetzt als neu, fremd und vielleicht auch suspekt erscheine, so neu gar nicht sei. Man müsse jeweils genau hinsehen, ob Darreichungsformen des Altarsakramentes als Notform nur fremd und gewöhnungsbedürftig, aber tolerabel seien oder ob wesentliche Bestandteile der evangeliums- und stiftungsgemäßen Abendmahlsfeier ausgeblendet würden und daher abgelehnt werden müssten.
Abschließend stellte Kelter fest, dass es in der Kirche immer schon unterschiedliche Formen der Darreichung und des Empfangs des Abendmahles (darunter auch die Intinktion) gegeben habe, die jedoch nicht notwendigerweise die Stiftungsgemäßheit der Sakramentsfeier berühren müssten.
Kelter betonte, dass bei allen neuen oder eben auch gar nicht so neuen Darreichungsformen des Abendmahles immer auch darauf zu achten sei, dass die Behandlung der Relicta, also der Übrigbleibsel an konsekriertem Brot und Wein, so zu erfolgen habe, dass kein Zweifel daran bleibe, dass es sich dabei um Leib und Blut Christ handele und das Bekenntnis zur Realpräsenz nicht im Nachhinein durch die Praxis wieder verleugnet würde. Die Relicta sollten daher sofort verzehrt und nicht etwa als Weinreste in Plastikeinwegbecherchen dem Ausguss oder Plastikmüll übergeben werden oder wie unkonsekrierte Elemente behandelt und in Weinflasche und Hostiendose zurückgegeben werden.
Die Verwendung des so genannten "Ziboriums beiderlei Gestalt", bei dem der Kommunikant die in Wein getauchte Hostie durch die Hand des Pfarrers mit dem Mund empfängt, sei - so Kelter- die beste aller Notlösungen, bleibe jedoch eine Notlösung. "Christus sagte nicht "tinket", sondern "trinket", so der Propst.
"Änderungen der Abendmahlspraxis sind immer Operationen am offenen Herzen der Kirche", brachte Propst Kelter die Brisanz der Thematik auf den Punkt.
Pfarrer Markus Büttner dankte dem Propst für sein Kommen und die Annahme der Herausforderung, gleich zweimal hintereinander in den beiden Gottesdiensten die Predigt und den Vortrag zu halten.
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Ein Bericht von selk_news /
Redaktion: SELK-Gesamtkirche /
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