Peter Hauptmann verstorben | 31.05.2016

Prof. em. Dr. Peter Hauptmann verstorben
Früherer
SELK-Theologe wurde 88 Jahre alt

Überlingen, 31.5.2016 - selk - Im Alter von 88 Jahren ist am 23. Mai Prof. em. Dr. Peter Hauptmann (Überlingen) verstorben.

In Chemnitz geboren und dort getauft, studierte Peter Hauptmann 1947 bis 1953 Evangelische Theologie in Berlin, Rostock und Münster. Da er den Beitritt der lutherischen Landeskirchen zur Evangelischen Kirche in Deutschland theologisch nicht billigen konnte, schloss er sich der Selbständigen evangelisch-lutherischen Kirche in Hessen an, einer der Vorgängerkirchen der heutigen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK). Den Studienabschluss bildete 1953 seine Doktorarbeit ("Altrussischer Glaube. Der Kampf des Protopopen Avvakum gegen die Kirchenreformen des 17. Jahrhunderts", Göttingen 1963); das Zweite Theologische Examen bestand er im November 1955 in Oberursel. Seine Ordination erfolgte am 4. Dezember 1955 in Rodenberg am Deister. Von 1954 bis 1955 wirkte er als Vikar und Lehrer am Missionshaus der Mission evangelisch-lutherischer Freikirchen in Bleckmar, ein Jahr später als Pfarrvikar in Rodenberg. Von 1956 bis 1957 diente Peter Hauptmann als Pfarrverweser in den Gemeinden Höchst und Usenborn, danach einige Monate als Pfarrer in Mühlhausen.

Mehr als zehn Jahre arbeitete der Verstorbene seit April 1958 als Assistent am Ostkirchen-Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (Westfalen). In dieser Zeit entstand seine Habilitationsschrift ("Die Katechismen der Russisch-Orthodoxen Kirche. Entstehungsgeschichte und Lehrinhalt", Göttingen 1971). Von 1968 bis 1970 war er als Privatdozent, anschließend ein Jahr als Dozent in Münster tätig. Schließlich wurde er zum Wissenschaftlichen Rat und Professor für Kirchengeschichte Osteuropas und Theologiegeschichte der Lutherischen Konfessionskirchen an der Universität Münster ernannt. 1976 wurde ihm die Leistung des Ostkirchen-Instituts an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Münster übertragen. Diese Aufgabe erfüllte er bis zu seiner Emeritierung am 1. April 1996. In dieser Eigenschaft nahm er Aufgaben im Ostkirchen-Ausschuss der Evangelischen Kirche in Deutschland wahr und setzte sich unermüdlich für das Erscheinen des Jahrbuchs "Kirche im Osten" ein. Besondere Verdienste erwarb er sich an Hauptherausgeber der Anthologie: Die Orthodoxe Kirche in Rußland. Dokumente ihrer Geschichte (860-1980, Göttingen1988). Als akademischer Lehrer nahm Hauptmann den Auftrag sehr ernst, sich der Geschichte und Theologie des bekenntnisgebundenen Luthertums zu widmen. So förderte er die Promotionsvorhaben der SELK-Theologen Pfarrer Dr. Klaus Engelbrecht ("Um Kirchentum und Kirche. Metropolitan Wilhelm Vilmar [1804-1884] als Verfechter einer eigentümlichen Kirchengeschichtsdeutung und betont hessischen Theologie", 1984) und Prof. Dr. Werner Klän ("Die evangelisch-lutherische Immanuelsynode in Preußen. Eine Kirchenbildung im Gefolge der ekklesiologischen Auseinandersetzungen im deutschen Luthertum des 19. Jahrhunderts, 1985") und regte auch Kläns Habilitationsprojekt ("Die Evangelische Kirche Pommerns in Republik und Diktatur. Geschichte und Gestaltung einer preußischen Kirchenprovinz 1914-1945", 1995) an. In all den Jahren nahm Hauptmann auch Predigtdienste in der St. Thomas-Gemeinde der SELK in Münster wahr. Den Kreis der Freunde und Förderer der Lutherischen Theologischen Hochschule Oberursel e.V. in der SELK unterstützte er lange Jahre ausgesprochen großzügig.

Den Zusammenschluss der verschiedenen selbstständigen lutherischen Kirchen zur SELK im Jahr 1972 begrüßte er ausdrücklich. Im Zusammenhang mit dem Beginn der Debatte um die Ordination von Frauen zum Amt der Kirche verließ er die SELK, deren Ministerium er angehört hatte - enttäuscht darüber, dass ihm fremdes Gedankengut auch an ihrer Ausbildungsstätte und in den Reihen des bekenntnisgebundenen Luthertums erörtert wurde - und trat im August 1996 zur Evangelisch-Lutherischen Freikirche über. Einige Jahre unterrichtete er an deren Seminar in Leipzig und nahm, solange er konnte, an ihren Pastoralkonventen und Synoden teil. Die Errichtung des Diasporapfarramts der Evangelisch-Lutherischen Freikirche in Süddeutschland unterstützte er tatkräftig.

Im Ruhestand war Hauptmann von Münster nach Überlingen (Bodensee) übergesiedelt. Hier war es ihm möglich, noch einige größere Beiträge zur Erforschung des russischen Altgläubigentums ("Rußlands Altgäubige", Göttingen 2005) und des konfessionellen Luthertums ("Johann Gottfried Scheibel. Vom innersten Wesen des Christentums. Auszüge aus dem Schrifttum des Breslauer Lutheraners [1783-1843], Göttingen 2009") zu veröffentlichen.

Die Beerdigung findet am 1. Juni auf dem Friedhof in Überlingen statt. Beginn: 13 Uhr.

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